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DFB-Präsident Niersbach tritt zurück

Im Zuge der Affäre um die WM-Vergabe 2006

DFB-Präsident Niersbach tritt zurück

Nicht mehr Präsident des DFB: Wolfgang Niersbach.

Nicht mehr Präsident des DFB: Wolfgang Niersbach. imago

"Ich habe erkannt, dass der Punkt gekommen ist, die Verantwortung zu übernehmen für ein politisches Ereignis um die WM 2006. Das Amt des Präsidenten darf nicht beschädigt werden", begründete Niersbach am Montag nach der Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes seinen Schritt. "Es sind Dinge passiert, die in den letzten Tagen erst aufgedeckt wurden, die mich dazu veranlassen, zurückzutreten. Das Amt des DFB-Präsidenten darf nicht belastet werden. Und es geht auch um meine persönliche Reputation - aber das Amt steht über der Person. Deshalb die Entscheidung heute, die mir unglaublich schwer gefallen ist. Ich habe über 27 Jahre für den DFB gearbeitet. Der DFB ist für mich mehr als ein Job gewesen. Immer eine Herzensangelegenheit."

Niersbach weiter: "Gerade die wunderbare WM 2006, dieses Sommermärchen, war für mich ein Highlight in meinem beruflichen Leben, das ich nie vergessen werde. Umso bitterer ist es, elf Jahre später zu erfahren, dass dort offenbar Dinge passiert sind, von denen auch ich keine Kenntnis hatte. Ich werde alles dazu beitragen, das restlos aufzuklären. Diese Aufgabe und dieses Versprechen bleibt."

DFB rät Niersbach zum Verbleib in FIFA und UEFA

Mit seinem sofortigen Rücktritt reagiert der DFB-Präsident auf die Affäre rund um die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland. Der 64-Jährige war in dem Skandal um dubiose Geldflüsse vor der Weltmeisterschaft 2006 schwer unter Druck geraten. In der vergangenen Woche hatte die Steuerfahndung sowohl die DFB-Zentrale in Frankfurt als auch Niersbachs Privatwohnsitz in Dreieich unter die Lupe genommen und nach Beweisen gesucht.

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Gegen den DFB-Chef, seinen Vorgänger Theo Zwanziger und den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt ermittelt zudem die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall.

Zuletzt hatten außerdem handschriftliche Notizen auf einem Briefentwurf aus dem Jahr 2004 für erneuten Wirbel in der WM-Affäre gesorgt. Sollten diese wie vermutet von Niersbach stammen, wäre klar, dass er nicht wie behauptet erst diesen Sommer von den Millionentransfers im Zuge der Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft 2006 erfahren hätte.

Reinhard Rauball

Reinhard Rauball ist neben Rainer Koch die neue Spitze des DFB. picture alliance

Als Nachfolger für das Präsidentschaftsamt wurden derweil kurzfristig die beiden Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch für die Amtsgeschäfte installiert. Seine Ämter im FIFA- und UEFA-Exekutivkomitee, so habe der DFB gebeten, soll Niersbach weiterhin ausführen. Das Präsidium habe den nun ehemaligen Präsidenten zudem in einem einstimmigen Beschluss darum gebeten, "sein überragendes Netzwerk dem deutschen Fußball zukünftig zur Verfügung zu stellen", sagte Rauball und erklärte zum Rücktritt: "Es ist keine persönliche Entscheidung im Sinne eines Schuldbekenntnisses."

"Die Aufklärung ist damit nicht zu Ende", ergänzte Rauball. "Es geht weiter - ohne Ansehen von Personen und Verdiensten."

Niersbachs DFB-Laufbahn

Zum DFB kam Niersbach einst im Jahr 1987. Zunächst arbeitete er als Pressechef für die Europameisterschaft 1988, anschließend als Pressechef und Mediendirektor des Verbandes. Im Anschluss war er geschäftsführender Vize-Präsident und Mediendirektor im Organisationskomitee zur Fußball-WM 2006 in Deutschland.

Auf dem Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Mainz am 26. Oktober 2007 wurde Niersbach schließlich als Nachfolger von Horst R. Schmidt DFB-Generalsekretär. Er erhielt für sein Wirken zum Wohle des Fußballs ferner das Bundesverdienstkreuz.

Am 2. März 2012 wurde Niersbach auf dem Außerordentlichen Bundestag in Frankfurt/Main als Nachfolger von Theo Zwanziger zum DFB-Präsidenten gewählt.

mag/dpa