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Schmutziges Spiel mit DFB-Präsident Niersbach?

Zwanziger und Schmidt ließen testierte Bilanz neun Monate liegen

Schmutziges Spiel mit DFB-Präsident Niersbach?

Wurde er das Opfer einer Intrige? DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, im Vordergrund sein Vorgänger Dr. Theo Zwanziger.

Wurde er das Opfer einer Intrige? DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, im Vordergrund sein Vorgänger Dr. Theo Zwanziger. Getty Images

Niersbach, erst seit Ende Oktober 2007 der neue Generalsekretär des Verbandes, unterschrieb das umfangreiche Zahlenwerk im Vertrauen auf die Arbeit seines Vorgängers Horst R. Schmidt und des damaligen DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger ohne weitere Prüfungsmaßnahmen. Was sich damals in der DFB-Zentrale in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise zugetragen hat, riecht nach einem schmutzigen Spiel.

In der Gewinn- und Verlustrechnung der Bilanz ist die 6,7-Millionen-Euro-Zahlung an die FIFA als Kosten für eine Gala ausgewiesen. Die lange geplante Gala wenige Tage vor dem Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft 2006 im Berliner Olympiastadion, für die bereits Tickets verkauft worden waren, war im Frühjahr 2006 mit merkwürdigen Begründungen abgesagt worden.

Das hatte nicht nur im Berliner Senat für große Verstimmung gesorgt. Dr. Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt bestätigten per Unterschrift auch gegenüber den Aachener Wirtschaftsprüfern sowohl die "Vollständigkeit" als auch die "Richtigkeit" aller Angaben in dieser Bilanz.

Warum blieb die Steuererklärung anschließend neun Monate beim DFB liegen? Warum wurde sie nicht mit den Unterschriften der beiden Führungskräfte umgehend eingereicht? Niersbach, der erst Ende Oktober 2007 DFB-Generalsekretär wurde, reichte die Erklärung dann umgehend ein.

DFB-Revisoren: "Keinerlei Auffälligkeiten"

Horst R. Schmidt, Wolfgang Niersbach und Dr. Theo Zwanziger

Horst R. Schmidt, Wolfgang Niersbach und Dr. Theo Zwanziger auf dem DFB-Bundestag in Mainz Ende Oktober 2007. imago

Auf dem DFB-Bundestag in Mainz (25./26. Oktober 2007) wurde Niersbach als neuer Generalsekretär vorgestellt. Wenige Tage später unterzeichnete er die Steuererklärung für das Jahr 2005.

In diesem Bericht heißt es: "Erhöhte Aufmerksamkeit ist, bezogen auf das OK WM 2006, nach Beendigung der Fußball-Weltmeisterschaft und nach 'Schließung der Bücher' nun nicht mehr erforderlich. Betrachtet man die Entwicklung des OK WM 2006 während des Berichtszeitraums (2004 - 2007/ Anm. d. Red.), so ist es mir ein ganz besonderes Bedürfnis, die jederzeit enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Finanzbereich des OK WM 2006, insbesondere Herrn Hans (Stefan Hans ist heute stellvertretender DFB-Generalsekretär/Anm. d. Red.), zu erwähnen und ihm im Namen der Revisoren dafür zu danken. Die Revisionsstelle hat sich zu jeder Zeit ein klares Bild von der Haushaltslage machen können. Dabei ergaben sich keinerlei Auffälligkeiten. Seit Mitte 2005 wurden ergänzend zur Jahresabschlussprüfung auf Anweisung der Vizepräsidenten unterjährig gezielte, ergänzende Prüfungsaufträge zu einzelnen Projekten, Themen beziehungsweise Arbeits- und Organisationsabläufen von der Dr. Schmitz-Hüser WWS GmbH durchgeführt. Diese haben ebenfalls zu keinerlei Problemen beziehungsweise Beanstandungen geführt."

Alle Mitarbeiter sind verantwortungsvoll umgegangen mit den anvertrauten Mitteln.

Dr. Theo Zwanziger im Abschlussbericht der Bundesregierung zur WM 2006

Das DFB-Präsidium wurde auf dem Mainzer Bundestag einstimmig entlastet und alle Berichte der Kommissionen wurden per Akklamation ausnahmslos angenommen - einstimmig oder mit überwältigender Mehrheit. Der wahre Grund für die 6,7 Millionen Euro Zahlung wurde von Zwanziger und Schmidt offenbar sowohl den Wirtschaftsprüfern als auch den Delegierten des DFB-Bundestages verschwiegen.

Hätte nun Niersbach als neuer Generalsekretär nach dem Bundestag die von seinem Vorgänger Schmidt und Präsident Zwanziger erstellte und von den Aachener Wirtschaftsprüfern sowie den Revisoren der DFB-Steuererklärung vor seiner Unterschrift erneut auf Vollständigkeit und Richtigkeit überprüfen müssen?

Übrigens: Im Abschlussbericht der Bundesregierung zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger so zitiert: "Alle Mitarbeiter sind verantwortungsvoll umgegangen mit den anvertrauten Mitteln."

Rainer Franzke