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Folgen für Boss Blatter?

FIFA: Fragen und Antworten zum Auslieferungsantrag

Folgen für Boss Blatter?

Droht weiteres Ungemach? Noch FIFA-Boss Sepp Blatter.

Droht weiteres Ungemach? Noch FIFA-Boss Sepp Blatter. imago

Die US-Behörden ermitteln wegen des Verdachts der Annahme von Bestechungsgeldern in Höhe von mehr als hundert Millionen Dollar. Die Beschuldigten sollen dafür den mutmaßlichen Bestechern die Medien- und Vermarktungsrechte übertragen haben. Die Straftaten sollen in den USA abgesprochen und vorbereitet worden sein.

Wer sind die sieben Funktionäre?

Die beiden FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (50, Verbandspräsident der Kaiman-Inseln, CONCACAF-Boss) und Eugenio Figueredo (83, Uruguay), Eduardo Li (56, Präsident des Verbandes von Costa Rica), Rafael Esquivel (68, Präsident des venezuelanischen Verbandes), José Maria Marin (83, Mitglied des FIFA-Komitees für olympischen Fußball, Ex-Verbandspräsident Brasiliens), Costas Takkas (58, rechte Hand Webbs) und Julio Rocha (64, FIFA-Entwicklungsleiter, Nicaragua). Zur Erläuterung: Die Funktionärstitel beziehen sich auf den Zeitpunkt vor der Verhaftung.

Was wären eventuelle Gründe für eine Nichtauslieferung der Beschuldigten?

Das Schweizer Bundesamt für Justiz (BJ) wird namentlich prüfen, ob die in den Auslieferungsersuchen geschilderten Straftaten nicht nur nach US-Recht, sondern auch nach Schweizer Recht strafbar sind. Sollten diese und weitere Voraussetzungen – den Beschuldigten muss eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr drohen – nicht erfüllt sein, wäre eine Auslieferung nicht möglich.

Wer entscheidet letztlich darüber, ob eine Auslieferung stattfindet?

Die Auslieferungsentscheide des BJ können beim Schweizer Bundesstrafgericht, in „besonders bedeutsamen Fällen“, d.h. bei Hinweisen auf schwere Mängel des ausländischen Strafverfahrens, auch beim Bundesgericht als letzter Instanz angefochten werden.

Wie lange kann das Entscheidungsprozedere dauern?

Nach einer Anhörung durch die Polizei haben die Betroffenen 14 Tage Zeit, um zu den Ersuchen Stellung zu nehmen. Die Frist kann in begründeten Fällen um 14 Tage verlängert werden. Die Dauer des Auslieferungsverfahrens hängt allgemein von den inhaftierten Personen ab. Wenn sie sich weiterhin der Auslieferung widersetzen und sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen, kann das Verfahren bis Ende des Jahres dauern. Die FIFA-Funktionäre können aber jederzeit einer vereinfachten Auslieferung zustimmen. In diesem Fall könnte das BJ die Auslieferung umgehend bewilligen. Dann könnte eine Überstellung in die USA binnen weniger Tage erfolgen.

Welchen Einfluss haben die Heimatländer der Beschuldigten auf die Auslieferung?

Die Heimatländer sind nicht Partei im Auslieferungsverfahren und haben keinen Einfluss auf die Auslieferungsentscheide.

Kann die Auslieferung der Funktionäre Folgen für FIFA-Chef Joseph S. Blatter haben?

Mit Webb und Figueredo haben zwei Angeklagte direkte Drähte in die FIFA-Regierung, des Exekutivkomitee. Die weiteren Funktionäre aus Süd- und Mittelamerika stehen wie Webb und Figueredo neben Geldwäsche vor allem aufgrund von Korruption bei Rechtedeals im Fokus der Ermittlungen. FBI-Kronzeuge Chuck Blazer hat ausgepackt und seine "Kollegen" schwer beschuldigt. Der argentinische Rechtehändler Alejandro Burzaco, der sich vor drei Wochen in Bozen der Polizei stellte, dürfte selbiges tun. Ob Blatter direkt betroffen ist, darüber lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur mutmaßen. Fakt ist: In der Affäre um die später Konkurs gegangene Rechtefirma ISL/ISMM bezichtigte sich Blatter medienwirksam via FIFA-Homepage selbst der Mitwisserschaft – überstanden hat er das juristisch schadlos. Damals ging es um jahrelange Selbstbedienung unter anderem durch den ehemaligen FIFA-Ehrenpräsidenten Joao Havelange und das ehemalige FIFA-Exko-Mitglied Ricardo Teixeira.

Benni Hofmann