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Platini fordert Blatter vergeblich zum Rücktritt auf

Kein UEFA-Boykott - Bröckelt Blatters Rückhalt?

Platini fordert Blatter vergeblich zum Rücktritt auf

UEFA-Präsident Michel Platini versuchte FIFA-Boss Blatter zum Rücktritt zu bewegen - vergeblich.

UEFA-Präsident Michel Platini versuchte FIFA-Boss Blatter zum Rücktritt zu bewegen - vergeblich. Getty Images

"Boykott ist keine Lösung, das ist noch nie eine gewesen. Das war auch in der olympischen Bewegung so", sagte Reinhard Rauball als Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL) und ergänzte: "Was hier passiert, ist ein absolutes Desaster. Wir müssen den Wandel herbeiführen. Das können wir nur, wenn wir Prinz Ali wählen."

UEFA-Präsident Michel Platini hat den umstrittenen FIFA-Boss Joseph Blatter zum Rücktritt aufgefordert. "Ich habe ihm gesagt: 'Bitte verlasse die FIFA. Lass es sein", berichtete der Franzose am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Zürich von der Unterredung mit Blatter und ergänzte: "Es wäre ein Zeichen von Größe gewesen. Fußball ist wichtiger als Personalien, aber er hat gesagt: "Es ist zu spät. Ich kann nicht aufhören, nicht zu Beginn dieses Kongresses." Platini gilt als großer Unterstützer von Blatter-Herausforderer Prinz Ali bin al-Hussein. Die UEFA werde zum "allergrößten Teil" für den Jordanier stimmen, erklärte er. Zudem sagte Platini, dass er für Prinz Ali nach den Vorfällen des Mittwochs eine Siegchance bei der Wahl sehe.

Platini erwägt Rückzug aus FIFA-Wettbewerben

Zudem hat der frühere Weltklassespieler für den Fall eines Wahlsiegs von Blatter einen Rückzug der europäischen Mannschaften aus allen FIFA-Wettbewerben nicht ausgeschlossen. Bei einer Sondersitzung rund um das Champions-League-Finale in Berlin werde man in der kommenden Woche "alle Möglichkeiten ins Auge fassen", sagte Platini. Auf eine entsprechende Nachfrage konkretisierte er, dass er einen WM-Boykott nicht ankündige, aber das es "demokratische Entscheidungen" der Landesverbände geben werde.

Eine weitere Option ist laut Platini offenbar ein kollektiver Austritt der europäischen Mitglieder aus dem FIFA-Exekutivkomitee. "Wenn wir diese Abstimmung nicht gewinnen, dann treffen wir uns mit allen Generalsekretären und Präsidenten beim Champions-League-Finale in Berlin. Je nach Ausgang der Wahl werden wir sehen, ob wir dabei sind oder nicht im Exko."

Die UEFA hatte im Zuge des FIFA-Korruptionsskandals mit sieben Festnahmen von Spitzenfunktionären noch am Mittwoch die Verlegung der Präsidentschaftswahlen gefordert und einen Boykott in Betracht gezogen.

Der englische Verbandspräsident Greg Dyke sprach sich ebenfalls dafür aus, die Wahl durchzuführen. Dyke erhofft sich gute Chancen für eine Wahl al-Husseins. Offenbar scheint die bislang als sicher geltende große Mehrheit für Amtsinhaber Joseph Blatter zu bröckeln.

DFB-Präsident Niersbach wägt ab

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach lässt sich eine Übernahme des Sitzes im FIFA-Exekutivkomitee bei einer Wiederwahl des Weltverbandspräsidenten Joseph Blatter offen. "Das ist ein Abwägen: Boykottiert man etwas oder geht man ins Exko rein und hat die Chance auch wirklich etwas zu verändern", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes am Donnerstag in Zürich.

Der Engländer David Gill erklärte, auf sein FIFA-Amt zu verzichten, sollte Blatter am Freitag für eine fünfte Amtszeit gewählt werden. Auch Australien hat inzwischen bekanntgegeben, für Prinz Ali zu stimmen.

kon/dpa