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"Schockierend und schädlich für den Fußball"

Stimmen zu den Vorgängen bei der FIFA

"Schockierend und schädlich für den Fußball"

Mal wieder im Fokus: Die FIFA-Zentrale in Zürich.

Mal wieder im Fokus: Die FIFA-Zentrale in Zürich. imago

Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): "Es ist schockierend und schädlich für den gesamten Fußball, was sich in Zürich zwei Tage vor dem FIFA-Kongress abspielt. Es wäre erschütternd, wenn sich die im Raum stehenden, schweren Vorwürfe gegen Mitglieder der FIFA als richtig herausstellen. In der UEFA werden wir angesichts dieser Vorkommnisse beraten, wie wir uns auf dem bevorstehenden FIFA-Kongress verhalten."

Dr. Reinhard Rauball (DFL-Präsident): "Die heute bekannt gewordenen Enthüllungen übersteigen jedes Maß an Vorstellungskraft. Es wäre das absolut falsche Signal, wenn unter dem Eindruck dieser Entwicklungen die Agenda des FIFA-Kongresses wie geplant abgearbeitet würde. Man darf nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Sollten sich die Vorwürfe als richtig herausstellen, würde dies die FIFA und den gesamten Weltfußball in den Grundfesten erschüttern. Sepp Blatter - obgleich offensichtlich persönlich nicht betroffen - sollte dem Fußball einen großen Dienst erweisen. So kann es nicht weitergehen."

Prinz Ali bin Al Hussein (Jordanien/Gegenkandidat von Joseph S. Blatter bei der Wahl zum FIFA-Präsidenten): "Ein trauriger Tag für den Fußball. Wir können in dieser Krise nicht einfach weitermachen, in einer Krise, die nicht nur die heutigen Ereignisse betrifft. Die FIFA braucht eine Führung, die die Nationalverbände leitet, führt und schützt. Eine Führung, die ihre Verantwortung akzeptiert und das Vertrauen der Millionen Fußball-Fans der Welt zurückgewinnt."

Theo Zwanziger (ehemaliger DFB-Präsident und scheidendes Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee/gegenüber der "Rheinischen Post"): "Das ist ein großer Sumpf. Das Problem ist nicht damit erledigt, dass man Sepp Blatter als Präsident verhindert. Der Fehler liegt im System der FIFA. Es können sich zu viele bedienen."

Greg Dyke (Präsident des englischen Fußballverbandes FA): "Man muss fragen, ob die Wahl unter diesen Umständen stattfinden sollte. Die Dinge haben sich geändert und unsere Delegation wird am Donnerstag mit den Kollegen in der UEFA diskutieren, wie unsere Position aussieht und wie wir weiter vorgehen wollen."

Heiko Maas (Justizminister/gegenüber der "Bild"): "Die Fans haben ein Recht darauf, dass das jetzt umfassend aufgeklärt wird. Korruption darf im Fußball keinen Platz haben."

Sylvia Schenk (Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International/bei "Sport1"): "Ich schließe nicht völlig aus, dass es Blatter sogar stärkt. Viele Delegierte könnten sich nach einem sehnen, der weiß, wie er die FIFA zu führen hat. Die Ermittler pokern, dass es Blatter daran hindert, nochmal anzutreten und dass es Druck auf die FIFA macht. Wenn sie etwas gegen Blatter in der Hand hätten, dann würden sie gegen ihn ermitteln. Und zwar auch schnell genug, dass sie das vor der Wahl rausbekommen. Insofern glaube ich nicht, dass sie die großen Fakten gegen Blatter haben. Es ist ein politisches Spiel."

Ich schließe nicht völlig aus, dass es Blatter sogar stärkt.

Sylvia Schenk, Transparency International

Thomas de Maizière (Bundesinnenminister): "Korruption und Geldwäsche sind schwere Vorwürfe, eine umfassende Aufklärung ist das Gebot der Stunde. Hier ist auch die FIFA gefordert. Sportereignisse wie die Fußball-WM begeistern die Menschen in der ganzen Welt. Deshalb brauchen wir eine saubere Vergabe solcher Wettkämpfe."

Simone Peter (Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen): "Es wird Zeit, den FIFA-Korruptionssumpf in Gänze trockenzulegen. Dabei kann das eingeleitete Strafverfahren rund um die Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar nur ein Anfang sein. Es braucht einen umfassenden Personal- und Strukturwechsel in dieser Organisation, die sich noch vor wenigen Monaten mittels einer angeblich unabhängigen Ethikkommission vom Vorwurf der Bestechung und sonstiger Unregelmäßigkeiten freisprechen lassen wollte. Wir warten auf den Tag, an dem bei der FIFA endlich wieder der Sport und Werte wie Menschen- und Bürgerrechte im Vordergrund stehen."

Dagmar Freitag (Vorsitzende des Bundestags-Sportausschuss): "Auch hier zeigt sich, dass es offensichtlich gut ist, wenn Staatsanwaltschaften mit den ihnen zur Verfügung stehenden Instrumenten ermitteln können. Das hat eine ganz andere Qualität als von Sportverbänden selbst eingesetzte sogenannte Ethik-Kommissionen."

Jeffrey Webb

In Zürich verhaftet: CONCACAF-Präsident Jeffrey Webb. imago

Özcan Mutlu (sportpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen): "Die Razzia und die Festnahmen bei der FIFA zeigen: der Weltfußballverband steht am Abgrund, und mit ihm FIFA-Präsident Sepp Blatter. Wir fordern die Aussetzung der für Freitag angesetzten Wahlen des FIFA-Präsidenten, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind, und eine Neuvergabe der verschobenen Fußballweltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar. Ein Neuanfang in der FIFA ist überfällig."

Frank Steffel (CDU, MdB und Obmann im Sportausschuss): "Es ist ein gutes Signal der Schweizer Behörden, den seit Monaten vorhandenen Gerüchten und Korruputionsvorwürfen endlich mit der erforderlichen Konsequenz zu begegnen und dabei keine Rücksicht auf Namen und Prominenz zu nehmen."

Kelly T. Currie (zuständiger US-Staatsanwalt): "Die heutige Mitteilung soll klar machen: Genug ist genug. Der organisierte internationale Fußball braucht einen neuen Start - eine neue Chance für die Institutionen, um eine ehrliche Aufsicht und Unterstützung für einen Sport herzustellen, der auf der ganzen Welt geliebt wird. Und lassen sie mich eines klarstellen: Das ist nicht das letzte Kapitel unserer Untersuchung."

Gary Linker (früherer englischer Nationalspieler via Twitter): "Das ist außergewöhnlich! Die FIFA zerbricht. Das Beste, das diesem schönen Spiel möglicherweise passieren kann."

sid