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"Gaucho na Copa": Kilometerfressen für die Seleçao

150 Länderspiele und kein bisschen müde

"Gaucho na Copa": Kilometerfressen für die Seleçao

kicker-Redakteur Mounir Zitouni und "Gaucho", bürgerlich Clovis Acosta Fernandes.

kicker-Redakteur Mounir Zitouni und "Gaucho", bürgerlich Clovis Acosta Fernandes. kicker

Für den kicker in Brasilien: Mounir Zitouni

Fernandes hat alle Hände voll zu tun, als ich ihn sehe. Zwei Fotografen örtlicher Zeitungen sind da und die Menschen kommen im Sekundentakt, um Fotos mit dem 59-Jährigen zu machen. Gaucho und sein Sohn Frankie haben an alles gedacht. Der Tisch ist mit einer brasilianischen Flagge dekoriert, ein WM-Pokal ist auch da und natürlich darf das gelbe Shirt nicht fehlen. Fernandes sieht nicht nur ziemlich nett aus, er ist auch. Es macht einen großen Teil seiner Popularität aus. Stets ein Lächeln, immer den Daumen nach oben gereckt, "alles gut".

Jubiläum gegen Mexiko

Für den 59-Jährigen ist es bereits die siebte Weltmeisterschaft. Die Partie gegen Mexiko war sein 150. Länderspiel. Eine Menge Holz. Seit 1990 geht er seinem Hobby nach. Damals war er noch Pizzabäcker und als er die ersten Bilder von dem Weltturnier in Italien sah, da sagte er zu seiner Frau: "Ich fahre nach Italien." Frau Debora erschrak, doch Clovis machte seinen Traum wahr. Er hob Geld ab, ging ins Reisebüro und buchte einen Flug nach Europa.

Seitdem gehört die Selecao zu seinem Leben. Sohn Frankie übersetzt. "Als meine Frau gesagt hat, geh, bin ich natürlich gegangen, wenn sie nein gesagt hätte, wäre ich trotzdem gegangen und nicht mehr wiedergekommen." In Brasilien gibt es manchmal eben wichtigeres als den Haussegen. Doch im Hause Fernandes hat sich alles wieder eingerenkt. 41 Jahre ist "Gaucho" mittlerweile schon verheiratet. Frau Fernandes hat sich an die vielen Reisen ihres Mannes gewöhnt. Überall ist er dabei, wo es für "Brasil" um was geht: Olympia, WM, Copa America, Qualispiele. Beim letztjährigen Confed Cup legte Gaucho 11 000 Kilometer im Auto zurück, Dieses Jahr sind es nur 9000, denn nach Fortaleza ist er mit dem Flieger gekommen. Doch sollte das Viertelfinale im Nordosten anstehen, kommt er im Auto, verspricht er.

Kein Platz für Politik: Nur der Fußball zählt

Die WM im eigenen Land - für Fernandes ist das der absolute Höhepunkt. "Ich bin wirklich glücklich. Das wird die beste WM aller Zeiten, glauben Sie mir", sagt er. Dass einige dieses Turnier dafür benutzen, um ihren Protest loszuwerden, ist für ihn "eine Schande". Da habe man das größte Ereignis der Welt im Lande "und viele nehmen nicht daran teil. Es geht doch um eine einmalige Sache. Das kommt nie wieder." Nein, Politik hat in "Gauchos" Gedankenwelt keinen Platz. Nicht, wenn er das brasilianische Trikot überzieht und durch die Länder zieht.

Der Endspieltipp: Brasilien - Deutschland 3:1

Clovis Acosta Fernandes

Weltmeister wird, das ist keine Frage, natürlich Brasilien! kicker

66 Länder hat er schon besucht. Auch Deutschland. Selbstverständlich. 2006 zur WM. "Was war das für eine Organisation. Und diese Fanfeste..." Es sei das Beste gewesen, was er je gesehen hätte. Überhaupt diese Deutschen. "Die spielen den besten Fußball in Europa. Sie wissen, wie man in die Finals kommt, nur mit dem Siegen dort, tun sie sich ein wenig schwerer als wir", schmunzelt er. Er erinnert sich an 2002, an das Finale in Yokohama, wo „Gaucho“ selbstverständlich auch dabei war. "Es war das beste WM-Spiel, was ich je gesehen habe. Eine tolle und intensive Partie." Mit dem besseren Ende für seine Seleçao.

Das soll sie auch in seiner Heimat haben. "Brasilien wird Weltmeister, 3:1 gegen Deutschland." Mit Gaucho im Maracana. Natürlich. Seine Karten hat er schon. Wie er sie bekommt? Dienstgeheimnis, sagt er. Er hebt sein Glas Bier und sagt: "Saude", "Prost". Auf sein 150. Spiel. Wie viele noch kommen? So viele wie es geht. Russland 2018, das sei das nächste große Ziel. Und als Titelverteidiger mache so eine Reise gleich doppelt so viel Spaß, lacht er und nimmt einen großen Schluck Bier.

Bom dia, Brasil! Die kicker-Redakteure Mounir Zitouni, Jörg Wolfrum, Hans-Günter Klemm und Oliver Bitter (v.l.).

Bom dia, Brasil! Die kicker-Redakteure Mounir Zitouni, Jörg Wolfrum, Hans-Günter Klemm und Oliver Bitter (v.l.).