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Frankreich feiert das "Wunder von St. Denis"

Ribery & Co. schaffen Einmaliges - Deschamps bis 2016

Frankreich feiert das "Wunder von St. Denis"

Die Versöhnung: Franck Ribery feiert mit den Fans.

Die Versöhnung: Franck Ribery feiert mit den Fans. Getty Images

"Das ist ein Sieg, den wir nie vergessen werden", freute sich ein sichtlich bewegter Franck Ribery, der mit seinem Teamkollegen nach dem Abpfiff ausgelassen feierte. Nach dem 0:2 in Kiew war der Münchner von den französischen Medien und Öffentlichkeit noch zum Sündenbock gemacht worden. Vor dem Rückspiel hatten in Umfragen nur zehn Prozent der Befragten ihre Zuversicht erklärt, mehr als 85 Prozent hatten gar versichert, die Nationalelf überhaupt nicht mehr unterstützen zu wollen.

Am Dienstag war die tagelange Schelte vergessen. Ribery bereitete im Stade de France zwei Treffer vor und trug damit neben Doppel-Torschütze Mamadou Sakho (FC Liverpool) maßgeblich dazu bei, dass der Weltmeister von 1998 den schon in weite gerückten Brasilien-Trip doch noch buchen kann. Danach bedankte sich der 30-Jährige brav bei den Fans: "Schon beim Aufwärmen haben wir gemerkt, dass sie bereit waren, uns bis zur letzten Sekunde anzufeuern. Das war einfach schön." Fußball-Frankreich feierte Versöhnung mit seiner Nationalmannschaft. Und in der Mixed-Zone bespritzten die jubelnden Spieler die Journalisten mit Champagner.

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"Wir haben heute etwas Einmaliges geschafft. Die Zeit während der gesamten Qualifikation wurde uns lang, denn es gab Augenblicke, in denen wir unendlich gelitten haben", meinte Ribery: "Aber heute waren wir solidarisch, haben uns füreinander zerrissen." Gegen die Ukraine war Europas Fußballer des Jahres der am meisten gefoulte Spieler, behielt aber einen kühlen Kopf und biss trotz einer Sprunggelenkblessur auf die Zähne.

Deschamps erhält neuen Vertrag bis zur Heim-WM 2016

Nachdem das WM-Aus abgewendet war, sah Verbandspräsident Noel Le Graet den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt: "Das war vielleicht ein neuer Anfang. Den Fußballanhängern im Land kann ich nur sagen: Eine Erfolgsstory schreibt sich nur bei gegenseitiger Verbundenheit. Liebt diese Mannschaft!"

Frankreich jubelt

Es geht doch nur zur WM: Die französischen Spieler jubeln nach dem 3:0 gegen die Ukraine. Getty Images

Was der Verbandsboss am späten Dienstagabend auch bekanntgab: Der Vertrag von Nationaltrainer Didier Deschamps wird um zwei Jahre bis 2016 verlängert. Damit dürfte der 45-Jährige die "Bleus" auch bei der EM 2016 im eigenen Land betreuen. Dabei hatte der Trainerstuhl des früheren Welt- und Europameisters nach der Hinspielpleite gehörig gewackelt.

Im Zeitraum von 90 Minuten extremer Intensität sind Les Bleus von Ausgestoßenen zu Helden geworden.

Kommentar der Tageszeitung "Le Figaro"

Derartige Sorgen muss sich Deschamps ("Das ist ein großer Moment, etwas Fabelhaftes") vorerst nicht mehr machen. Am Morgen nach dem "Wunder von St. Denis" überschlugen sich die Zeitungen mit Lobpreisungen. Die Sporttageszeitung "L'Equipe", zuletzt großer Kritiker von Ribery & Co, titelte über die gesamte Seite eins nur "Respekt!" und sprach im Innenteil von einer "traumhaften Nacht in Blau".

Blau werden natürlich auch die neuen Trikots sein, in denen Frankreich bei der WM antreten wird. Unmittelbar nach der geschafften Qualifikation wurde der neue Dress von Ribery, Blaise Matuidi (PSG), Yohan Cabaye (Newcastle) und Raphael Varane (Real Madrid) präsentiert. In Brasilien gilt es für die Equipe Tricolore, ein besseres Bild abzugeben, als bei den letzten beiden Turnieren in Polen und der Ukraine sowie Südafrika, als das Team vor allem durch Querelen abseits des Platzes aufgefallen war.