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Orlando Silva: "Grüne Stadien", FIFA-Forderungen - die Kosten explodieren

Brasiliens Sportminister zu den Brennpunkten im Vorfeld der WM

Orlando Silva: "Grüne Stadien", FIFA-Forderungen - die Kosten explodieren

Will, dass die WM-Besucher Brasilien auch künftig noch häufig bereisen: Brasiliens Sportminister Orlando Silva.

Will, dass die WM-Besucher Brasilien auch künftig noch häufig bereisen: Brasiliens Sportminister Orlando Silva. Getty Images

In einer Gesprächsrunde äußerte sich der Politiker auch gegenüber dem kicker zu einigen der dringendsten Fragen.

Brasiliens Sportminister Orlando Silva über ...

... die Verbesserung der Infrastruktur

Derzeit laufen 25 Projekte – in 13 Flughäfen, die unseren Luftverkehr modernisieren werden. Wir investieren in die Stadien, ins Transport- und Nahverkehrswesen, sowie in der Erneuerung unserer Häfen. Da sprechen wir von öffentlichen Geldern in Höhe von rund 14 Milliarden Dollar. Investitionen wird es auch bei den Hotelketten geben, um den Touristen eine höhere Qualität der Unterkünfte anbieten zu können. Die meisten dieser Investitionen werden der Bevölkerung Brasiliens auch nach der WM zugutekommen.

Brasilien - Vereinsdaten
Brasilien

Gründungsdatum

01.01.1914

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... den Mangel an privaten Investoren

Vom privaten Sektor erwarten wir vor allem Investitionen in Höhe von einer Milliarde Dollar bei der Verbesserung der Hotel-Infrastruktur. Drei Stadien sind in Privatbesitz, sieben sind öffentlich-private Gemeinschaftsprojekte. Das sind sehr wichtige private Beteiligungen. Bezüglich der Telekommunikation und in Bereichen wie Gesundheitswesen und Sicherheit haben wir kleine private Unternehmen im lokalen Rahmen zur Teilnahme am Gesamtprojekt ermutigt, denn die WM wird in Städten stattfinden, die sehr unterschiedliche Bedingungen aufweisen.

... den finanziellen Gewinn für Brasilien

Die direkten Einnahmen schätzen wir auf ungefähr 30 Milliarden Dollar, die indirekten auf rund 80 Millionen Dollar. Wir glauben, dass die brasilianische Wirtschaft insgesamt circa 107 Milliarden Dollar Profit machen kann. Und wir glauben auch, dass etwa 700.000 neue Jobs geschaffen werden könnten.

... die Kostenexplosion bei den Stadien

Die brasilianische Wirtschaft verzeichnete zuletzt enorme Wachstumsraten und ist derzeit überhitzt. Das betrifft auch und gerade den Bausektor, wo die Kosten rasant gestiegen sind. Ein weiterer Kostenfaktor sind die Forderungen der FIFA. So müssen wir zum Beispiel unsere Telekommunikations-Technik komplett erneuern. Wir haben uns für eine umweltfreundliche WM entschieden. Das war eine Bedingung der Regierung, um diese WM mitzufinanzieren. Die ökologisch nachhaltigen "grünen Stadien" mit ihren hohen Anforderungen an moderne Technologie sind beim Bau teurer - langfristig werden wir aber davon profitieren, weil sie günstiger im Unterhalt sind.

Maracana-Stadion in Rio de Janeiro

Noch drei Jahre bis zum Beginn der WM: Das legendäre Maracana-Stadion ist derzeit noch eine Baustelle (Aufnahme vom 27. Juli 2011). Getty Images

... den Ausbau der überlasteten Flughäfen

Es gibt einen Investitionsplan für Flughäfen von knapp über 3 Milliarden Dollar. Bei den drei wichtigsten brasilianischen Flughäfen werden wir Konzessionen an den privaten Sektor vergeben und wir möchten auch ausländischen Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, brasilianische Flughäfen zu leiten. Im Dezember wollen wir die Bedingungen für eine solche internationale Beteiligung veröffentlichen. Unser Ziel ist es, von deren internationaler Erfahrung zu profitieren, so dass wir besseren Service und höhere Standards bieten können, als wir das heute tun.

... die Verbesserung der Sicherheitslage

Der Justizminister koordiniert derzeit einen Sicherheitsplan für die WM. Das ist ein Plan, an dessen Entwicklung viele Leute beteiligt sind: örtliche Sicherheitskräfte, staatliche und städtische Polizei mitsamt Unterstützung der brasilianischen Armee. Jeder Gastgeber einer derart speziellen Veranstaltung braucht auch ein spezielles Sicherheitskonzept. Wir hoffen, dass unsere Maßnahmen die WM überdauern und die öffentliche Sicherheit nachhaltig verbessern. Wir rechnen damit, dass drei Millionen Brasilianer im ganzen Land herumreisen und erwarten etwa 600.000 ausländische Besucher während der WM. Sie sollen sich sicher fühlen, weil wir natürlich wollen, dass sie noch oft wiederkommen werden.

Aufgezeichnet von Manfred Münchrath