WM

Vuvuzelas in Doha, Wodka in Moskau

Gewinner und Verlierer: Fassungslosigkeit in den USA

Vuvuzelas in Doha, Wodka in Moskau

Lautstark feierten die Menschen in Doha die Vergabe der WM 2022 nach Katar.

Lautstark feierten die Menschen in Doha die Vergabe der WM 2022 nach Katar. picture alliance

"Die Entscheidung zeigt, dass Russland vertrauenswürdig ist und sagt viel aus über unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten und unsere politische Stabilität", sagte Putin, dessen Land vier Jahre vor der WM bereits die Olympischen Winterspiele in Sotschi ausrichtet, in einer ersten Reaktion.

In Moskau kochten trotz eisiger Kälte bei minus 18 Grad die Emotionen über, auch in Sankt Petersburg wurde ebenso mit Wodka angestoßen wie im eisigen Nowosibirsk, wo die Menschen trotz klirrender Kälte auf der Straße feierten.

Dagegen hatte es im Wüstenstaat Katar vergleichsweise milde 27 Grad. Auch dort kannte der Jubel keine Grenzen. Tausende Menschen versammelten sich spontan an der Uferstraße Corniche und den wichtigsten Plätzen in Doha, um die Sensation gebührend zu feiern. Immer wieder rief die Menge "Katar, Katar". Die meisten Kataris schwenkten dabei die Landesflagge, und auf einem Plakat, das von einer Gruppe junger Menschen aus verschiedenen Nationalitäten in die Höhe gehoben wurde, stand: "Wir sind alle für Katar".

Menschen aller Altersgruppen feierten mit den aus Südafrika bekannten Vuvuzelas und machten einen Höllenlärm. "Das ist eine tolle Party und vor allem eine Ehre für alle Araber", sagte ein in Doha lebender Ägypter, und auch ein libanesischer Einwohner meinte: "Die WM wird allen Menschen auch in wirtschaftlicher Hinsicht etwas bringen." Katars OK-Chef Scheich Mohammed bin Hamad Al-Thani versprach in Zürich denn auch für 2022 "hochmoderne Stadien und eine perfekte Infrastruktur."

Beckham: "Dann müssen wir halt sportlich von uns reden machen"

Trübsinn dagegen bei den Verlierern: Die Engländer schieden mit nur zwei Stimmen sogar schon im ersten Wahlgang aus. Verbands-Generalsekretär Alex Home rang um Fassung: "Wir sind maßlos enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Wir gratulieren Russland, sie werden eine tolle WM auf die Beine stellen", sagte Home. Und WM-Botschafter David Beckham meinte süffisant: "Dann müssen wir 2018 halt sportlich von uns reden machen."

Auch in Australien, das im ersten Wahlgang für die WM 2022 gerade mal eine einzige Stimme erhalten hatte, war die Enttäuschung groß: Tausende von Fußball-Fans verfolgten die Live-Übertragung aus der Schweiz auf Riesenleinwänden vor dem Opernhaus in Sydney und zogen nach dem Zuschlag für Katar mit langen Gesichtern stumm davon. Bewerbungschef Frank Lowy befürchtet nun "eine lange Wartezeit", bevor sich sein Land wieder Hoffnungen auf die Ausrichtung einer WM machen darf.

Versteinerte Mienen bei der Bekanntgabe der WM-Vergabe: der frühere US-Präsident Bill Clinton und Verbandspräsident Sunil Gulati.

Versteinerte Mienen bei der Bekanntgabe der WM-Vergabe: der frühere US-Präsident Bill Clinton und Verbandspräsident Sunil Gulati. picture alliance

Fassungslosigkeit ob der Vergabe in den Katar herrschte in den USA: "Das ist eine politische Verrücktheit", kritisierte der frühere Nationalspieler Alexi Lalas und fügte herablassend hinzu: "Wenn Katar es nicht kann, kommt die WM doch noch zu Recht in die USA." Auch der ehemalige Bundesliga-Profi Eric Wynalda meinte: "Wir sind am Boden zerstört." Auch Präsident Barack Obama sprach von einer "falschen Entscheidung".

Verbandspräsident Sunil Gulati meinte, die knappe Niederlage sei "schwer zu verdauen". Der US-Verband hatte sich von der Ausrichtung der WM 2022 eine Sogwirkung für die Entwicklung von Jugend-Fußball-Programmen in zahlreichen Großstädten erhofft. Die Zukunft dieser Programme steht nun in den Sternen.

Die Wahl-Niederlage ist für die USA die zweite schwere Schlappe innerhalb eines Jahres. Am 2. Oktober 2009 war Chicago mit seiner Bewerbung um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2016 schon im ersten Wahlgang gescheitert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte sich für Rio de Janeiro entschieden.