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"Als ginge es um Leben und Tod"

WM-Qualifikation, Uruguay - Australien: Interview mit Alvaro Recoba (Inter Mailand)

"Als ginge es um Leben und Tod"

Ebenso wie sein spanischer Kontrahent Raúl in den Playoffs gefordert: Alvaro Recoba (re.).

Ebenso wie sein spanischer Kontrahent Raúl in den Playoffs gefordert: Alvaro Recoba (re.). Kicker

Herr Recoba, wie sehen Sie die Chancen Uruguays in der Partie gegen Australien?

Alvaro Recoba: Es wird bestimmt ein sehr schweres Spiel für uns. Wir spielen gegen eine Mannschaft, die sich sehr verbessert hat. Wir wissen aber ganz genau, in welcher Verpflichtung wir stehen: Uruguay ist ein Land mit einer großen und glorreichen Tradition, die weiterzuführen wir angetreten sind. Mit einem Sieg gegen Australien sollte der Grundstein dazu gelegt werden.

Was hat Trainer Fossati geändert, warum funktioniert die Mannschaft unter seiner Anleitung?

Recoba: Wir sind einfach eine starke Truppe. Gemeinsam siegen und verlieren wir, wobei jeder seinen Teil beiträgt, was natürlich auch für den Trainer gilt, der einen großen Anteil an unserer guten Form hat.

Wie schwer wiegt die Verletzung von Diego Forlan?

Recoba: Es ist natürlich nicht schön, auf einen so starken Spieler verzichten zu müssen. Andererseits haben wir eine Menge starker Leute und werden alles füreinander geben. Die Mannschaft wird nun noch mehr zusammenrücken.

Darf man Sie nun wieder weiter vorne im Sturm erwarten?

Recoba: Wir haben auf jeden Fall starke Spitzen, so dass ich mir um den Angriff keine Sorgen mache. Wenn es mir möglich sein sollte, will ich aber natürlich auch in der Offensive Akzente setzen.

Spüren Sie nun einen besonderen Erwartungsdruck, zumal sich Uruguay nur aufgrund Ihres Tores gegen Argentinien (1:0) für die Relegation qualifizieren konnte?

Recoba: Sicher, dieses Tor war sehr wichtig für mich und für uns alle. Ich hätte bestimmt nichts dagegen, das noch einmal zu wiederholen. Australien ist aber auch in der Defensive stark, so dass man erst abwarten muss, welche Chancen sich ergeben.

Zuletzt ist es bei Inter nicht sehr gut für Sie gelaufen. Ist es dann fast schon eine Art Erholung, bei der Nationalmannschaft zu sein.

Recoba: Nein, keinesfalls. Im Gegenteil: Die Erholung erlebe ich im Augenblick eher unfreiwillig bei Inter. Der Druck ist hier jedenfalls sehr gut, für die Menschen bedeutet die Nationalmannschaft sehr viel, so dass es für uns gilt, auf dem Platz zu spielen, als ginge es um Leben und Tod. Nur so werden wir unserer Verantwortung gerecht.

Wie sehen Sie die Situation bei Ihrem Verein, bei dem sich im Mittelfeld viele große Namen um wenige freie Plätze streiten?

Recoba: Inter ist auf jeden Fall eine gute Mannschaft und sehr stark besetzt. Manchmal aber habe ich den Eindruck, dass wir uns gar nicht bewusst sind, für wen wir eigentlich spielen: Inter Mailand gehört zu den größten Vereinen der Welt, hat aber in den letzten Jahren keinen einzigen großen Titel mehr gewonnen. Wir müssen zeigen, dass wir dies wieder ändern wollen und alles füreinander geben – nur dann kann Inter wieder zu alter Stärke finden. Einzelschicksale gelten da nichts.

Kommen wir auf Deutschland zu sprechen. Welche Spieler sind Ihnen bekannt?

Recoba: Alle, ohne Zweifel. Am Besten aber gefällt mir Michael Ballack, der mit seiner guten Technik fast schon ein Südamerikaner ist.

Kennen Sie auch den jungen Lukas Podolski?

Recoba: Ja, auch dieser Name sagt mir etwas. Meiner Meinung nach setzt Deutschland derzeit auf einen guten Wechsel hin zu jungen Spielern. Mit dem eigenen Land im Rücken werden sie bei der Weltmeisterschaft auf jeden Fall eine gewichtige Rolle spielen.

Welche Aussichten hat Uruguay – gesetzt den Fall, dass die Qualifikation gelingt – beim Turnier?

Recoba: Nun ja, falls wir uns tatsächlich qualifizieren können, werden wir den Wettbewerb natürlich auch gewinnen, das ist schließlich nur konsequent.

Und dies, obwohl die Nationalelf gegen die sogenannten kleinen Gegner immer solche enormen Probleme hat.

Recoba: Das stimmt. Es ist wirklich erschreckend, wie ungeschickt wir uns manchmal anstellen, wenn wir in der Favoritenrolle sind. Bei der Weltmeisterschaft aber ist das Risiko in dieser Hinsicht nicht allzu groß, so dass immer noch das Beste zu hoffen ist.

Interview: Ingo Bott