Bundesliga

Nur ein Plan A: Deshalb "sterben" die Favoriten

Mit Spanien verabschiedete sich der nächste Favorit

Nur ein Plan A: Deshalb "sterben" die Favoriten

Argentinien, Deutschland und Portugal stehen stellvertretend für die taktischen Probleme der WM-Favoriten.

Argentinien, Deutschland und Portugal stehen stellvertretend für die taktischen Probleme der WM-Favoriten. Getty Images

Ein Kommentar von Mounir Zitouni

Es mag ungerecht erscheinen, dass wunderbare Fußballer wie Andres Iniesta, Lionel Messi oder Toni Kroos bereits jetzt schon zu Hause sitzen und die WM vor dem TV verfolgen, während andere, wie der Russe Sergej Ignashevich oder Matias Vecino aus Uruguay sich weiter beim weltmeisterlichen Turnier in Russland üben dürfen und im Viertelfinale stehen.

Doch zum einen ist Fußball ja ein Mannschafts- und kein Einzelsport und zum anderen spielen bei dieser WM die taktischen Finessen des Teams eine viel größere Rolle als das noch früher der Fall war.

Spanien hatte gegen Russland 74 Prozent Ballbesitz, 26:6 Torschüsse, spielte beinahe 1000 Pässe mehr als der Gegner, und doch gewann am Ende Russland. Natürlich vor allem, weil Igor Akinfeev im Elfmeterschießen zwei Bälle hielt, aber auch, weil die Mannschaft taktisch das umsetzte, was Trainer Stanislav Cherchesov vorgegeben hatte.

Die Russen zeigten am Sonntag ein ganz neues taktisches Gesicht, spielten im 5-4-1, standen tief hinten drin und versuchten so, den Gegner mürbe zu spielen. "Das ist eigentlich nicht unser Fußball", sagte Cherchesov. Und doch setzte sein Team ihn bravourös um. Taktische Flexibilität nennt man das. Etwas, was gerade den Teams abging, die nun nicht mehr im Turnier sind.

Die Spanier versuchten 120 Minuten lang die Russen mit ihren gewohnten Ballstafetten auszuhebeln. Tiki-Taka bis die Spanier selbst davon eingeschlafen waren oder wie einige in Madrid ätzten: Tiki-Kaka. Spätestens nach 60 Minuten hätte Trainer Fernando Hierro merken müssen, dass die Marschroute so nur wenig Aussichten auf Erfolg hat. Doch es kam nichts anderes.

Ein Plan B war nicht vorhanden, genauso wenig wie zuvor bei Argentinien oder Deutschland. Doch nur ein Plan A, das reicht bei dieser WM nicht mehr. Am besten bei Argentinien beobachtbar, deren Trainer Jorge Sampaoli es in vier Spielen nicht schaffte, seinen Spielern mehr beizubringen, als die Bälle Lionel Messi zu geben.

kicker-Redakteur Mounir Zitouni.

kicker-Redakteur Mounir Zitouni.

Die Franzosen wussten am Samstag dagegen genau um die Probleme der argentinischen Abwehr bei der Rückwärtsbewegung in offene Räume. Trainer Didier Deschamps impfte seinen Spielern ein, so schnell wie möglich mit Pässen oder Spurts in diese Bereiche zu kommen, was ausgezeichnet klappte. Auch, dass Kylian Mbappe sich oft weiter hinten aufhielt, um dann von dort nach vorne zu gehen, war vorbesprochen.

Spezielle taktische Vorgaben, die bei diesem Turnier auch der deutschen Mannschaft fehlten. Ja, im ersten Spiel gegen Mexiko mussten die Spieler sogar einräumen, von der Kontertaktik der Mexikaner überrascht worden zu sein. Innovation sieht anders aus. Und so müssen sich gerade die großen Fußball-Nationen wie Deutschland, Argentinien, Spanien, Italien oder die Niederlande fragen, was zuletzt schiefgelaufen ist.

"Best never rest" - Genau das ist passiert

Denn das Favoritensterben vor und bei dieser WM ist kein Zufall. "Best never rest", hieß der Slogan des DFB. Dieses Turnier hat bislang gezeigt, dass er zutrifft. Anscheinend aber haben genau die geschlafen, die den größten Anspruch haben. Der Aufstand der Kleinen, er hat schon längst begonnen.