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Wie Benjamin Pavard beim VfB Stuttgart landete: Thomas Hitzlsperger über Frankreichs WM-Shootingstar

Hitzlsperger über den WM-Shootingstar

Wie Pavard beim VfB landete

Jetzt schießt er auch noch Traumtore: Benjamin Pavard.

Jetzt schießt er auch noch Traumtore: Benjamin Pavard. Getty Images

Im Sommer 2016 wechselte ein 20-Jähriger von der Ersatzbank des OSC Lille zum Zweitligisten VfB Stuttgart, im Sommer 2018 widmet ihm der angesehene englische "Guardian" eine ganze Kolumne. Es ist offensichtlich: Um Benjamin Pavard ist ein echter Hype entstanden, der, so Insider nach kicker-Informationen, 2019 in einen Wechsel zum FC Bayern münden wird .

An diesem rasanten Aufstieg waren viele beteiligt, vielleicht allen voran Ex-VfB-Trainer Hannes Wolf, dem Pavard nach seinem Traumtor in Frankreichs WM-Achtelfinale gegen Argentinien (4:3) explizit dankte. Einen oder zwei seiner Finger hatte aber auch Thomas Hitzlsperger im Spiel, der Verfasser jener "Guardian"-Kolumne.

Spielersteckbrief Pavard
Pavard

Pavard Benjamin

Hitzlsperger sah sich erst mal Videos an und fragte einen Journalisten

"Irgendwer hat erwähnt, dass es da diesen jungen Abwehrspieler gibt, der sich schwer tut, Einsatzchancen in Lille zu erhalten, und dass wir ihn vielleicht mal überprüfen wollen", schreibt Hitzlsperger, der damals, im Juni 2016, gerade als "Beauftragter des Vorstandes in der Schnittstelle zwischen der Vereinsführung und dem Lizenzspielerbereich" in Stuttgart angefangen hatte und heute als Direktor das Nachwuchsleistungszentrum des VfB leitet.

"Also habe ich mir ein paar Videos angesehen, die mir gefallen haben, und habe einen Journalisten, der über die Ligue 1 berichtet, kontaktiert und ihn um Rat gefragt", so Hitzlsperger weiter. "Er hat mir gesagt, dass Benjamin ein echtes Talent sei und nur deswegen in Lille nicht spiele, weil der Trainer auf erfahrenere Profis setze. Dann ist mein Kollege nach Lille gefahren, um Benjamin im Training zu beobachten. Und weil ihm auch gefiel, was er sah, hat er ihn unserem damaligen Sportdirektor empfohlen." Am 30. August, einen Tag vor Ende der Transferphase, verpflichtete Jan Schindelmeiser Pavard schließlich für vier Millionen Euro.

Das beste Tor dieser WM bislang? Ich bin befangen, aber ja, meine Stimme kriegt er.

Hitzlsperger über Pavards Tor gegen Argentinien

Pavard, schwärmt Hitzlsperger, stellte sich als "Offenbarung" heraus, deren Technik "von Anfang an herausragte - sie ist bemerkenswert komplett für einen 22-Jährigen". Dass er den "riskanten" Schritt von der Ligue 1 in die zweite Liga wählte, ist für Hitzlsperger Ausdruck besonderer Reife: "Er weiß, was es braucht, um den Gipfel zu erreichen."

Keine Minute verpasste Pavard in seiner ersten Bundesliga-Saison, die nach einem 4:1 in München auf Platz sieben endete. Kurz danach stand er in Frankreichs WM-Aufgebot, worüber niemand, der mit ihm arbeitete, überrascht gewesen sei, so Hitzlsperger. Obwohl er zuvor nur zwei seiner sechs Länderspiele von Beginn an absolviert hatte, wurde er hinten rechts Stammspieler in Didier Deschamps Millionen-Ensemble.

Pavard nahm den Ball eben nicht an und suchte nicht Mbappé & Co.

Als ihn im Achtelfinale der Ball beim Stand von 1:2 gegen Argentinien rechts vor dem gegnerischen Strafraum erreichte, "hätte es deswegen Sinn ergeben, wenn er erst mal Kylian Mbappé oder Olivier Giroud gesucht hätte", schreibt Hitzlsperger. Stattdessen versenkte er den Ball ohne zu zögern volley im Torwinkel. "Das beste Tor dieser WM bislang? Ich bin befangen, aber ja, meine Stimme kriegt er."

Seitdem, sagt Hitzlsperger, "scheint Benjamin endlich die breitere Anerkennung zu bekommen, die er verdient." Als wäre da einer jahrelang übersehen worden. Pavards erstes Bundesligaspiel - es ist noch nicht mal elf Monate her.

jpe