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"Totenstille" - Joachim Löw lässt seine Zukunft offen - Deutschland scheitert bei der WM auf historische Weise

Deutschland scheitert auf historische Weise

"Totenstille" - Löw lässt seine Zukunft offen

Macht sich in den nächsten Stunden seine Gedanken: Bundestrainer Joachim Löw.

Macht sich in den nächsten Stunden seine Gedanken: Bundestrainer Joachim Löw. imago

Joshua Kimmich schlug bereits kurz vor Spielschluss die Hände vors Gesicht, erste Tränen flossen und die pure Enttäuschung kehrte ein. Auch Thomas Müller weinte bereits. Bei den Kollegen dasselbe Bild: Die DFB-Spieler sanken nach dem bitteren 0:2 gegen Südkorea schockiert zu Boden, der fassungslose Joachim Löw fuhr sich immer wieder durch die Haare. Als die historische Schmach feststand, herrschte beim gefallenen Weltmeister Entsetzen vor. Oder in den Worten von Bundestrainer Löw: "Es herrscht eine riesige Enttäuschung, Totenstille. Jeder der Spieler ist sprachlos."

Denn: Erstmals in der erfolgreichen Laufbahn der DFB-Auswahl steht bei einer Weltmeisterschaft bereits nach der Vorrunde das Aus zu Buche . Nach dem 17. WM-Spiel der Geschichte ohne eigenes Tor muss der Tross schon wieder die Heimreise aus Russland antreten.

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Doch nicht nur das. In erster Linie muss in der nächsten Zeit vor allem dieses schlechte Abschneiden nach überschaubaren Leistungen gegen Mexiko ( 0:1 ), Schweden ( 2:1 ) und Südkorea (0:2) aufgearbeitet werden.

Es herrscht eine riesige Enttäuschung, Totenstille. Jeder der Spieler ist sprachlos.

Bundestrainer Joachim Löw

Die Hauptverantwortung dabei trägt Löw selbst, der sich in den kommenden Stunden hinterfragen will, wie er im Gespräch mit der "ARD" offen mitteilte: "Es ist schiefgegangen - und dafür muss ich natürlich die Verantwortung übernehmen. Der gesamte deutsche Fußball und die Mannschaft hat verloren - alles, was wir uns in den letzten Jahren aufgebaut haben. Wir waren seit 2006 immer mindestens im Halbfinale. Wir können uns dafür jetzt nur entschuldigen." Der 58-Jährige ergänzte: "Natürlich bin ich der Erste, der sich jetzt hinterfragen muss. Da stehe ich natürlich in der Verantwortung, muss aber auch erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Denn jetzt bin ich auch erst einmal einfach nur frustriert. Da braucht man erst einmal ein paar Stunden, um wieder klar zu sehen. Denn das hätte ich mir nicht vorstellen können, dass wir dann auch noch gegen Südkorea verlieren."

Erste Erklärungsansätze für das Aus lieferte der Bundestrainer auch direkt: "Das alles jetzt zu erklären, ist natürlich erst einmal schwierig. Doch wir sind verdient ausgeschieden, weil sich viele schlechte Dinge durchs Turnier gezogen haben. Wir haben es nicht geschafft, ein Tor zu erzielen, in Führung zu gehen. Das hat sich durch das ganze Turnier gezogen. Es ist schwer zu sagen, woran das lag. Der Mannschaft hat - denke ich - die Leichtigkeit gefehlt. Dabei haben wir in der Vorbereitung eigentlich genau daran gearbeitet, um die Sinne zu schärfen. Wir haben es aber nicht auf den Platz gebracht. Wir waren verkrampft, wir haben nicht mit Dynamik gespielt, konnten die Gegner nicht zu Fehlern zwingen. Außerdem hat die nötige Entschlossenheit im Abschluss gefehlt."

Rücktritt?

Ob das alles nun gar zu einem Rücktritt Löws, der seinen Vertrag erst vor dem Turnier bis 2022 verlängert hat, führen könne ? Seine Antwort: "Es ist zu früh für mich, die Frage zu beantworten. Die Enttäuschung ist tief in mir drin. Jetzt brauchen wir erst einmal ein paar Stunden, ehe wir morgen darüber sprechen werden, wie es weitergeht."

Joachim Löw

Fand erst Erklärungsansätze: Joachim Löw. imago

Dass es nicht zu einer Titelverteidigung reichen könnte, hatte Löw immer auf der Rechnung. Ein so frühes Aus aber sei schwer zu verarbeiten: "Es ist fraglos wahnsinnig schwer, einen so großen Erfolg zu wiederholen. Mein Eindruck war aber: Vielleicht hat man vor dem Mexiko-Spiel gedacht, dass man auf Knopfdruck wieder voll da sein kann. Man hat auch eigentlich gespürt, dass nach dem Schweden-Spiel ein Ruck durch die Mannschaft ging. Darauf habe ich auch vor dem Spiel noch einmal explizit geachtet. Auf dem Platz hat man allerdings nix davon gesehen."

Angesprochen auf einen möglichen Rücktritt Löws wurden indes auch Manager Oliver Bierhoff ("Jetzt ist sicherlich nicht der Zeitpunkt, Einzelheiten zu erörtern, doch wir werden das alles aufarbeiten müssen") und DFB-Präsident Reinhard Grindel. Dessen Statement: "Es ist nicht der Zeitpunkt, Einzelanalysen zu machen. Ich gehe fest davon aus, dass Jogi weitermacht."

Lesen Sie passend dazu auch einen aktuellen Kommentar von kicker-Chefreporter Oliver Hartmann: " Nach diesem Fiasko muss alles auf den Prüfstand - auch Löw "...

mag