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Der Bär tanzt noch nicht rund ums Luschniki

Unterwegs in Russland - Vor dem Eröffnungsspiel in Moskau

Der Bär tanzt noch nicht rund ums Luschniki

Hat derzeit noch seine Ruhe: Rund um Lenin und das Stadion ist noch nicht viel los.

Hat derzeit noch seine Ruhe: Rund um Lenin und das Stadion ist noch nicht viel los. imago

In Russland unterwegs: kicker-Reporter Jörg Wolfrum

Robbie Williams, russische Oper und Ronaldo, nicht Cristiano, sondern das einstige "Phänomen", der Weltmeister von 2002 - feste geprobt worden ist am Dienstag im Luschniki-Stadion von Moskau, wo am Donnerstag die WM eröffnet wird. Allerdings praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Hinein durfte kaum einer, maximal bis ins Medienzentrum schaffte man es. "Net", hieß es dann. Soll ja alles geheim bleiben. Noch.

Zu vernehmen ist nur das Wummern, die Proben aus dem Innenraum der Arena. Und davor wird im Rhythmus gefeilt, Hand angelegt, findet vor dem Stadion ein letztes Zusammenschrauben der Verkaufsstände statt. Alles im Blick hat Lenin, an der Statue vorbei wird es am Donnerstag für alle Welt in das Rund gehen, sei es live vor Ort oder zu Hause am TV.

Dass die weltgrößte Sportveranstaltung in weniger als zwei Tagen startet, kann man sich aktuell kaum vorstellen angesichts der wenigen Passanten rund um das Stadion, kaum Publikumsverkehr, es geht entspannt locker zu. Von Hektik keine Spur, vielleicht hat ja auch das wechselhafte Wetter die Fans in die Shopping Malls getrieben.

Euphorie bei Peruanern

Bis dahin fühlt man sich fast wie zu Gast bei einer Copa America, etwa der im Jahr 2004. Damals fand die Südamerika-Meisterschaft in Peru statt. Eine WM-Teilnahme des Andenstaates liegt indes schon 36 Jahre zurück, nun ist die Rojiblanca erstmals seit 1982 wieder dabei, weshalb man auf Schritt und Tritt peruanischen Fans begegnet, zumeist voller Optimismus: "Wir kommen ins Finale", jubelt Edit, 26. Virginia, 43 erklärt warum: "Jetzt wo Paolo Guerrero dabei ist, keine Frage." Der Ex-Hamburger und -Münchner soll es nach aufgeschobener Dopingsperre richten. Natürlich hoffen sie auch auf Jefferson Farfan, den Ex-Schalker, der hier nun bei Lok Moskau spielt und entscheidenden Anteil hatte an der ersten Meisterschaft seit 14 Jahren.

Die Peruaner sind so optimistisch wie gewöhnlich die reisefreudigen Anhänger der Tri. Die Mexikaner muss man aktuell aber noch etwas suchen. Die Gefolgschaft des ersten Deutschland-Gegners am Sonntag, ebenfalls in Moskau, findet man dann doch, man muss ja nur nach dem typischen Sombrero Ausschau halten.

Der passt in diesen Tagen gleich aus zwei Gründen gut, Glück für den Träger quasi. Denn es ist wechselhaft in Russlands Hauptstadt, herrlichster Sonnenschein vormittags, am Nachmittag dann Regen - der Hut schützt die Freunde des Tequila und der Tri gegen beides.

Realismus bei den Russen

Rund um dem Luschniki aber überwiegt dann doch: gähnende Leere. Noch. Der Bär, er tanzt aktuell nicht. Das wird sich aber ändern, zweifellos. Die Frage ist nur: Kommt auch der russische so richtig in Fahrt am Donnerstag in dem Stadion, wo 2008 Ronaldo, in diesem Fall aber Cristiano Ronaldo, Champions-League-Sieger wurde mit Manchester United?

Während die Peruaner bereits vom Finale tönen, wären die meisten Russen, die man so fragt, schon mit einem Überstehen der Gruppenphase zufrieden. Realitätssinn schadet ja nichts. Träumen ist aber auch nicht verboten. Den Beat dafür geben sie im Luschniki schon mal vor. Noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch das wird sich ändern. Donnerstag um 17 Uhr deutsche Zeit ist Anpfiff zum Eröffnungsspiel.

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