Wer stürmt neben Superstar Cristiano Ronaldo? Diese im Vorfeld brennende Frage beantwortete Portugals Trainer Fernando Santos mit Goncalo Guedes. Sein härtester Konkurrent André Silva musste zunächst auf der Bank Platz nehmen. Mit Rui Patricio, William Carvalho und Bruno Fernandes standen zudem drei Spieler von Sporting Lissabon in der Startelf, die nach einem Fan-Eklat ihren Vertrag im Klub gekündigt hatten . Außerdem gab mit Guerreiro (Borussia Dortmund) ein Bundesliga-Spieler den Linksverteidiger.
Spaniens Coach Fernando Hierro, der erst zwei Tage vor diesem Spiel für den spontan gefeuerten Julen Lopetegui übernommen hatte , verzichtete auf den angeschlagenen Carvajal und brachte dafür Nacho als Rechtsverteidiger. Bayern-Spieler Thiago musste zunächst mit der Bank vorliebnehmen.
Blitzstart dank Cristiano Ronaldo
Portugal erwischte einen Start nach Maß: Cristiano Ronaldo tanzte mit einem Übersteiger in den Strafraum und wurde dort von Nacho gelegt - Elfmeter (3.). "CR7" trat selbst an und jagte den Ball mit chirurgischer Präzision halbhoch ins rechte Eck zum 1:0 (4.). Diesen Schock musste Spanien zunächst einige Minuten verdauen, fand dann aber zu seinem charakteristischen Ballbesitz-Fußball mit vielen Pässen und Positionswechseln. Eine Lücke tat sich in dieser Phase allerdings nur einmal auf: Diego Costa legte artistisch für David Silva ab, dessen vielversprechende Direktabnahme aus 13 Metern aber drüber rauschte.
Diego Costa antwortet mit Super-Solo
Gruppe B - 1. Spieltag
Mit fortschreitender Spieldauer fand die Furia Roja immer besser ins Spiel und erntete dafür den verdienten Lohn: Diego Costa verarbeitete ein hohes Zuspiel gekonnt, tanzte dann die halbe portugiesische Hintermannschaft aus und traf zum 1:1 ins Tor (24.). Der Treffer wurde noch einmal mit dem Videobeweis überprüft, doch ein vermeintlich vorausgegangenes Foulspiel Diego Costas an Pepe konnte nicht nachgewiesen werden. Spanien hatte nun Blut geleckt. Sogar die Führung lag in der Luft. Isco donnerte die Kugel fulminant an die Unterkante der Latte, doch überschritt das Spielgerät die Torlinie dabei nicht im vollen Umfang (26.).
De Gea patzt - "CR7" jubelt erneut
Auch im weiteren Verlauf gab vor allem Spanien den Ton an. Iniesta gab einen Flachschuss ab, den Koke noch hauchzart am rechten Pfosten vorbeistreichelte (35.). Wenig später war es Isco, der Rui Patricio vom rechten Strafraumeck prüfte (42.). Vom amtierenden Europameister kamen derweil kaum noch offensive Impulse. Dann aber ging die Seleçao aus dem Nichts wieder in Führung: Ronaldo zog aus 17 Metern zentraler Position ab. Sein eigentlich unplatzierter Schuss flog genau Richtung de Gea, der den haltbaren Ball durchrutschen ließ - 2:1, der Halbzeitstand (44.).
Diego Costa und Nacho drehen das Spiel
Ein echter Strahl: Mit einem Volley-Hammer besorgt Nacho (o.r.) das 3:2 für Spanien. Getty Images
Mit Wiederbeginn schraubte die Furia Roja die Ballbesitzzahlen weiter nach oben, während die Seleçao hinten kompakt verteidigte und vorne auf Kontermöglichkeiten lauerte. Die lange währende Chancenarmut brach dann ein Standard auf: David Silva zirkelte den ruhenden Ball vor den rechten Pfosten, wo Busquets in die Mitte zu Diego Costa köpfte, der das Leder nur noch zum 2:2 über die Linie drücken musste (55.). Portugal wirkte kurz angeknockt, was Spanien direkt ausnutzte: Der aufgerückte Rechtsverteidiger Nacho gab einen satten Volley-Hammer aus 18 Metern halbrechter Position ab. Die Kugel knallte an den linken Innenpfosten und von dort ins Tor (58.).
Portugal kommt kaum auf
Die erste Führung an diesem Abend spielte La Roja voll in die Karten. Spanien ließ Ball und Gegner laufen - von Portugal strahlte kaum Gefahr mehr aus und entwickelte keinerlei Durchschlagskraft. Eine hochklassige Partie flaute somit ein wenig ab. Fernando Santos wechselte mit Joao Mario (68.), Ricardo Quaresma (69.) und André Silva (80.) durchaus offensiv. Hierro schickte noch Bayern-Legionär Thiago (70.) sowie Iago Aspas (77.) und Vazquez (86.) aufs Feld.
Freistoß-Künstler "CR7" hat das letzte Wort
In der Schlussphase schien für über weite Strecken biedere Portugiesen nichts mehr zu gehen. Dann aber zeigte Cristiano Ronaldo einmal mehr seine Extraklasse: Erst holte "CR7" einen Freistoß gegen Piqué heraus. Dann zirkelte der Superstar den ruhenden Ball aus 18 Metern zentraler Position in den rechten Winkel - 3:3 (88.)! Plötzlich witterte die Seleçao wieder Morgenluft und spielte in den letzten Minuten sogar noch auf Sieg. Joker Quaresma wurde nach einem vielversprechenden Solo jedoch gerade noch von Koke geblockt (90.+3). Es blieb bei einer ansehnlichen Punkteteilung.
Am Mittwoch (14 Uhr) treffen die Portugiesen im Moskauer Luschniki auf Marokko. Die Spanier spielen um 20 Uhr in Kasan gegen den Iran.