Das 2000. Tor in der WM-Historie: Allbäck (vorne, Mitte) köpft ein, Schweden trifft im Achtelfinale auf Deutschland. dpa
Sven-Göran Eriksson verzichtete im abschließenden Vorrundenspiel in der Gruppe B im Vergleich zum 2:0 gegen Trinidad & Tobago gegen seine Landsleute auf Stürmer Crouch und Mittelfeldspieler Gerrard. Rooney und Hargreaves rückten in die Startelf. Bei den Skandinaviern fehlte Stürmerstar Ibrahimovic angeschlagen, auch Wilhelmsson war nicht dabei. Im Sturm begann gegenüber dem 1:0 über Paraguay Allbäck neben Larsson, im Mittelfeld startete Jonson.
Das Spiel begann mit einem Schock für die "Three Lions". Stürmer Michael Owen verdrehte sich quasi bei seinem ersten Ballkontakt das rechte Knie und musste mit der Trage vom Platz gebracht werden. Der lange Crouch, der England gegen T&T spät in Führung gebracht hatte, stürmte fortan neben Rooney (4.). Gleichwohl setzte die Eriksson-Elf trotz Owens Verletzung erste sportliche Akzente. Lampard versuchte es zweimal aus der Distanz, zielte einmal drüber (3.), prüfte einmal Isaksson (7.).
Schweden, das noch einen Punkt zum Erreichen des Achtelfinals benötigte, bei einem Sieg jedoch auch noch Platz eins erobern konnte, kam zunächst nicht zu hochkarätigen Torchancen, erspielte sich allerdings in der Anfangsviertelstunde ein Ecken-Plus.
Früher Schock für England: Michael Owen verdrehte sich das Knie und musste raus. dpa
Fortan kamen beide Teams in einem intensiven Spiel bei prickelnder Atmosphäre zu Chancen, mit klaren Vorteilen für England. So ließ Rooney einige Male seine Klasse aufblitzen. Zunächst setzte er nach einer Einzelaktion per Flanke Lampard in Szene, dessen Kopfball jedoch zu schwach war (13.). Zwölf Minuten später zog er nach einem Beckham-Pass auf und davon, drang in den Strafraum ein und wurde im letzten Moment vom grätschenden Lucic gestoppt (25.). Der hatte in der 19. Minute in der Offensive Pech, als sein Volleyschuss im Strafraum von Lampard geblockt wurde.
Die 34. Minute brachte dann einen gewaltigen Aufschrei auf den Rängen mit sich: Alexandersson hatte per Kopf vermeintlich schon geklärt, doch Joe Cole nahm den Ball rund 30 Meter vor dem Tor mit der Brust auf und fasste sich ein Herz - unhaltbar schlug die Kugel im rechten Tordreieck ein! Die Führung für England war hoch verdient und rückte die Kräfteverhältnisse in der Gruppe B vorerst zurecht.
Die Inseleuropäer suchten auch weiterhin den Weg zum Tor, waren das variablere und lauffreudigere Team auf dem Platz. Der schussfreudige Lampard zog auch in diesem Spiel bei jeder Gelegenheit ab. Sein dritter Versuch in diesem Spiel strich knapp über den Querbalken (40.). Es blieb letztendlich bei der knappen Pausenführung gegen bis dato enttäuschende Schweden.
Doch was war mit England nach der Pause los? Schweden plötzlich bissiger, mit größeren Spielanteilen - und mit dem schnellen Ausgleich. Schon in der 51. Minute köpfte der frühere Rostocker Allbäck eine Linderoth-Ecke nur schlampig bewacht von Beckham ein - 1:1! Es war das 2000. Tor der WM-Historie. Und die Lagerbäck-Schützlinge setzten nach. Vier Minuten später brannte es erneut lichterloh im Torraum, als Robinson einen Larsson-Versuch an die Latte lenkte (55.). Die Partie drohte gänzlich zu kippen, zumal Mellberg kurz darauf per Drehschuss ebenfalls das Aluminium anvisierte (60.).
Plötzlich sah es also gar nicht mehr so unbedingt nach Schweden als deutschem Achtelfinal-Gegner aus. England war zu diesem Zeitpunkt verunsichert, und Coach Eriksson versuchte mit Campbells Einwechslung die Defensive zu stärken. Der hinderte Larsson nach 63 Minuten erfolgreich am Torschuss und verhinderte einen möglichen Rückstand. Auch Gerrards Einwechslung für den entkräfteten Rooney (69.) sprach eher für Ergebnisabsicherung von englischer Seite.
Und der Liverpooler musste gleich als Feuerwehrmann für seinen Keeper einspringen. Bei einem Källström-Schuss klärte er auf der Torlinie (72.). Offensiv brachten das Mutterland des Fußballs zu diesem Zeitpunkt nichts zu Stande. Erst ein Kopfball von Crouch nach einer Beckham-Ecke (78.) forderte Isaksson wieder heraus.
Völlig überraschend kam England in der 85. Minuten dann doch noch zum zweiten Treffer. Joe Cole flankte von rechts, Alexandersson markierte Gerrard nicht genau genug, so dass der Liverpooler nahezu unbedrängt einköpfen konnte. Schweden blieb danach kaum mehr Zeit, um zu reagieren. Dennoch: Die Reaktion folgte. In der Schlussminute drückte Larsson den Ball nach einem langen Einwurf Edmans mit der Sohle noch ins rechte untere Eck und glich zum gerechten Unentschieden aus.
Das englische Team musste ziemlich lange gegen im zweiten Abschnitt stark aufkommende Schweden bangen, ehe der Gruppensieg und somit das Achtelfinal-Duell gegen Ecuador feststand. Beim 2:2-Unentschieden kam der deutsche Kontrahent in der Runde der letzten 16 Teams durch Larsson in der Schlussminute noch zum Ausgleich.