Europa League

Völler: "Nicht gut genug, um zu gewinnen"

Bayer mit zu vielen Fehlern und zu wenig Durchschlagskraft

Völler: "Nicht gut genug, um zu gewinnen"

Eine Nullnummer, die nicht zufriedenstellt: Jonathan Tah (re.) und Co.

Eine Nullnummer, die nicht zufriedenstellt: Jonathan Tah (re.) und Co. Getty Images

Rudi Völler war nicht unzufrieden, aber wunschlos glücklich war Leverkusens Geschäftsführer ("Man hätte gerne auswärts ein Tor erzielt") nach der Nullnummer in Krasnodar auch nicht. "Das war ordentlich, aber auch nicht gut genug, um letztendlich hier zu gewinnen", ordnete der 58-Jährige den Auftritt der Werkself ein, die vor dem Bundesligaspiel am Sonntag (18 Uhr) gegen Düsseldorf um Abwehrchef Sven Bender bangt, der mit einer Fußverletzung ausgewechselt werden musste. Wobei Völler vor allem die Umschaltmöglichkeiten, die Bayer im Hinspiel der Zwischenrunde den Russen ermöglichte, ein Dorn im Auge waren. "Wir haben vor allem in der zweiten Hälfte ein paar gute Aktionen gehabt, in der ersten Hälfte hatten wir aber zu viele leichte Ballverluste und die Russen mit ihren schnellen Spitzen zu Konterchancen eingeladen", monierte der frühere Weltklassestürmer.

Auch wenn Völler eine vor allem nach der Pause klar überlegene Werkself sah, hatten Volland, Havertz und Co. ungewohnt wenig hochkarätige Torchancen. "Es waren potenzielle Chancen da, aber sie wurden nicht sauber ausgespielt - auf beiden Seiten", analysierte Julian Brandt. Wobei diese Kritik vor allem für Bayer 04 galt. Boten sich Krasnodar doch zumindest drei Topchancen, von denen Lukas Hradecky zwei glänzend entschärfte.

Andererseits hätten die Leverkusener, denen in der 88. Minute ein Treffer des eingewechselten Lucas Alario wegen Handspiels zu Recht nicht anerkannt wurde, in zwei Situationen ein Strafstoß erhalten können: So war das das Halten von Krasnodars Charles Kaboré gegen Kevin Volland unmittelbar vor Alarios Handspiel zwar schwer zu erkennen, aber mehr als grenzwertig. Und auch als Uros Spajic in der 67. Minute einen Schuss von Kai Havertz mit vom Körper weggestrecktem Arm im Strafraum abblockte, sprach Vieles für einen Strafstoß. Nur nicht aus Sicht des zu großzügig leitenden Schiedsrichters Davide Massa.

Alle Möglichkeiten im Rückspiel

Am Ende sprach Völler von einem "gerechten Unentschieden" und betonte die Chance, die Bayer im Rückspiel besitzt: "Wir haben nächste Woche alle Möglichkeiten, eine Runde weiterzukommen." Doch dafür hält der Geschäftsführer zu recht eine Steigerung für nötig. "Ohne Krasnodar bewusst stark zu reden: Das ist eine Mannschaft, die russischer Meister werden will, die knapp hinter Sankt Petersburg auf Platz 2 liegt. Wir müssen uns am Donnerstag von unserer allerbesten Seite zeigen."

Natürlich ist es gefährlich. Wenn die Russen ein Tor schießen, dann wird es etwas komplizierter.

Julian Brandt

Und nach den 90 Minuten in Russland sollte allen Leverkusener bewusst sein, dass es trotz der größeren spielerischen Möglichkeiten auf der eigenen Seite eine komplizierte Aufgabe werden kann. Denn Krasnodar bewies zwei Qualitäten, die gegen Bayers offensive Spielanlage erfolgsversprechend sind: Solide Abwehrarbeit und extrem schnelles Umschaltspiel. "Die Russen haben es defensiv sehr, sehr gut gemacht", lobte Brandt und: "Konterstark sind sie schon. Darauf haben sie gelauert."

Knifflige Ausgangslage

In Kombination mit einem 0:0 und der Auswärtstorregel stellt sich die Ausgangslage vor dem Rückspiel also als knifflig dar. "Es ist nichts Verkehrtes, wenn du hier nur 0:0 spielst", sagt Brandt, der aber zugibt: "Natürlich ist es gefährlich. Wenn die Russen ein Tor schießen, dann wird es etwas komplizierter." Doch aus den Worten des Kreativspielers, der deutlich weniger Akzente setzte als beim 5:1 in Mainz, spricht gewachsenes Selbstvertrauen, wenn er anfügt: "Aber grundsätzlich musst du das Spiel einfach gewinnen." Das Potenzial dazu hat die Werkself zweifellos, doch sie muss es anders als in Russland auch hoch konzentriert ausschöpfen.

Stephan von Nocks