Europa League

Eintracht Frankfurt: Fünf Mutmacher vor dem Showdown bei Inter Mailand

Frankfurt: Hasebe erleidet Nasenbeinbruch

Fünf Mutmacher vor dem Showdown in Mailand

Selbstbewusst ins San Siro: Eintracht Frankfurt rechnet sich im Rückspiel in Mailand durchaus etwas aus.

Selbstbewusst ins San Siro: Eintracht Frankfurt rechnet sich im Rückspiel in Mailand durchaus etwas aus. imago

Am Freitagmittag erhielt die nach dem starken Auftritt gegen Inter Mailand ungebrochen große Euphorie einen kleinen Dämpfer. Auf der Pressekonferenz berichtete Trainer Adi Hütter, dass sich Makoto Hasebe einen Nasenbeinbruch ("davon können wir ausgehen") zugezogen hat. "Wir müssen schauen, ob er am Montag in Düsseldorf mit Maske spielen kann oder nicht", sagt Hütter. Ein Risiko will der Coach beim Japaner nicht eingehen: "Wenn für Montag eine Gefahr besteht und er am Donnerstag spielen kann, dann weiß ich auch, was ich zu tun habe..." Im Hinspiel gegen Inter Mailand war Hasebe der beste Mann auf dem Platz, für das Rückspiel ist der 35-Jährige mit all seiner Routine und Klasse unverzichtbar. Für einen erfolgreichen Showdown in San Siro spricht aber nicht nur die individuelle Qualität Hasebes. Der kicker nennt fünf weitere Gründe.

Die Unterstützung von den Rängen:

Was die Fans im Waldstadion auf die Beine stellten, ist aller Ehren wert und sorgte national wie international für große Anerkennung. Zum 120. Geburtstag, den der Klub an diesem Freitag feiert, organisierten die Ultras eine wunderschöne Choreografie im gesamten Rund der Arena. Ganz ohne Pyrotechnik entstand ein tolles Gesamtkunstwerk. Außergewöhnlich wird der Support auch am nächsten Donnerstag ausfallen. Offiziell erhielt die Eintracht 13.500 Gästetickets, was schon eine stattliche Zahl ist. 2013 hatte Frankfurt laut UEFA mit 12.000 Fans in Bordeaux einen Gästefan-Rekord in der Europa League aufgestellt, der jetzt in jedem Fall gebrochen wird. Vorstand Axel Hellmann rechnet damit, dass sich zahlreiche weitere Anhänger über andere Kanäle Tickets beschaffen werden: "15.000 Fans werden da sein, Tendenz steigend. Nach so einem 0:0 wird die Zahl der Mailand-Fahrer eher größer als kleiner." Die zu erwartende lautstarke Unterstützung könnte bei der Mannschaft wie schon so oft in dieser Saison zusätzliche, womöglich entscheidende Kräfte freisetzen. "Jetzt kommt es zum Showdown", frohlockt Hellmann.

Der Auftritt nach der Pause:

Etwas zu ängstlich, etwas zu fehlerhaft und zu wenig kompakt hatte sich die Mannschaft im ersten Durchgang gegen Inter präsentiert. Gerade in der Anfangsphase hatten die Nerazzurri zu viel Raum zum Kombinieren, Frankfurter Chancen waren Mangelware. "Zur Halbzeit hat uns der Trainer ein bisschen wachgerüttelt und gesagt, dass wir mit mehr Selbstvertrauen auftreten sollen", berichtet Sebastian Rode. Die Profis gehorchten, spielten Inter nach der Pause phasenweise an die Wand und hätten am Ende einen Sieg verdient gehabt. Martin Hinteregger vergab die beste Chance (70.), größtes Ärgernis war allerdings der ausgebliebene Elfmeterpfiff beim klaren Foul von Danilo d’Ambrosio an Sebastien Haller (53.). Aus der in der zweiten Hälfte gezeigten Leistung kann das Team in jedem Fall viel Selbstvertrauen für das Rückspiel ziehen. "Das macht uns Mut, dass wir in Mailand mit den Fans im Rücken etwas Großes erreichen können", sagt Hinteregger. Hasebe erklärt selbstbewusst: "Inter Mailand ist aktuell keine Top-Mannschaft, das waren sie vor zehn Jahren."

Die Auswärtstorregel:

In der Saison 2013/14 scheiterte Frankfurt in der Zwischenrunde der Europa League wegen der Auswärtstorregel am FC Porto (2:2; 3:3); diesmal könnten die Hessen der Nutznießer dieser umstrittenen Bestimmung sein. Jedes Unentschieden, das über ein 0:0 hinausgeht, reicht zum Weiterkommen. Und für das eine oder andere Tor ist die Eintracht in dieser Saison immer gut...

Danilo d’Ambrosio und Filip Kostic

Kein Halten: Inters Danilo d’Ambrosio hatte große Probleme mit Frankfurts Filip Kostic. Getty Images

Inters anfällige rechte Seite:

Filip Kostic stellte seinen Gegenspieler d’Ambrosio vor erhebliche Probleme. Selbst wenn er aus dem Stand zum Sprint ansetzte, kam er an Inters Rechtsverteidiger meist vorbei, der Serbe wies am Donnerstagabend zweifellos seine internationale Klasse nach. Natürlich wird sich Mailand-Coach Luciano Spalletti etwas überlegen, um diese Schwachstelle im Rückspiel zu beheben. Doch ob es ihm gelingt? Ein Kostic in Top-Form ist nur schwer zu verteidigen, der pfeilschnelle Flügelspieler könnte ein Schlüssel zum Einzug ins Viertelfinale sein. Er gewann 62 Prozent seiner Zweikämpfe, d’Ambrosio entschied nur 31 Prozent der Duelle für sich - exakt die Hälfte. Sollte Ante Rebic (Knieprobleme) bis zum Rückspiel fit werden, würde das die Chancen aufs Weiterkommen noch einmal erhöhen. Mit seinen dynamischen Läufen in die Tiefe könnte der Kroate ein weiterer entscheidender Faktor sein. Das Duo Kostic und Rebic auszuschalten, ist eine Herkulesaufgabe, der Inter womöglich nicht gewachsen ist. Aktuell ist Rebic in Belgrad bei einem Spezialisten seines Vertrauens. Hütter rechnet damit, dass der Vize-Weltmeister am Dienstag zurück in Frankfurt ist.

Die physische Überlegenheit:

In der zweiten Hälfte wirkte es so, als hätte Inter der Eintracht nicht mehr viel entgegenzusetzen. Trotz herausragender Individualisten wie Matteo Politano oder Ivan Perisic gelang es den Gästen kaum noch, für Entlastung zu sorgen. Kevin Trapp hätte sich im zweiten Durchgang auch in eine Hängematte legen können, so wenig Torgefährlichkeit strahlten Stürmer Lautaro Martinez & Co. aus. Frankfurt spielte dagegen bis zur allerletzten Sekunde mit einer beeindruckenden Power nach vorne. "Italienische Mannschaften mögen es nicht, gegen deutsche Teams zu spielen, weil die Deutschen sehr physisch auftreten und viel rennen", hatte Italien-Kenner Jonathan de Guzman bereits zu Wochenbeginn erklärt. Dass Frankfurt offenbar mehr im Tank hat als Inter, ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Julian Franzke

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt - Inter Mailand