Europa League

Martin Hinteregger vor Achtelfinale in der Europa League: "Baku ist noch ganz weit weg" - Hütter warnt vor Inter: "Angeschlagen heißt gefährlich"

Hütter warnt vor Inter: "Angeschlagen heißt gefährlich"

Hinteregger: "Baku ist noch ganz weit weg"

Frankfurts Verteidiger Martin Hinteregger und Trainer Adi Hütter auf der Pressekonferenz zur Europa League gegen Inter Mailand.

Frankfurts Verteidiger Martin Hinteregger und Trainer Adi Hütter auf der Pressekonferenz zur Europa League gegen Inter Mailand. picture alliance

Es ist noch keine sechs Wochen her, da krebste Martin Hinteregger mit dem FC Augsburg und mehr Frust als Lust im Abstiegskampf herum. Am Mittwoch saß er an der Seite seines neuen Trainers Adi Hütter auf dem Podium im Presseraum des Waldstadions und sprach über das bevorstehende Achtelfinale gegen Inter Mailand (Donnerstag, 18.55 Uhr, LIVE! bei kicker, im TV bei Nitro und im Stream bei DAZN) – größer könnte der Kontrast kaum sein. Entsprechend empfindet er die Situation als "schon ein bisschen kurios". Gegen Inter wird er wahrscheinlich hinten rechts in der Dreierkette zum Zug kommen, da das Risiko eines Rückschlags bei David Abraham (Oberschenkelprobleme) zu groß sein dürfte. Zentral in der Dreierkette, wo Hinteregger zuletzt auflief, spielt voraussichtlich Makoto Hasebe. Der Routinier hatte zuletzt Gelson Fernandes im defensiven Mittelfeld vertreten, als dieser wegen muskulärer Probleme pausierte. Doch nun ist der "spielende Co-Trainer" (Hütter) wieder fit und drängt zurück in die erste Elf, wo er an der Seite von Sebastian Rode auf der Sechs auflaufen könnte.

Hütter: "Angeschlagen heißt auch gefährlich"

Hütters Respekt vor den Nerazzurri ist ungeachtet des Theaters um Superstar Mauro Icardi und der jüngsten Probleme in der Liga riesengroß. "Angeschlagen heißt auch gefährlich. Inter ist eine absolute Spitzenmannschaft. Ich lasse mich von dem einen oder anderen Ergebnis in der Meisterschaft nicht blenden", mahnt Hütter. Der Trainer schwärmt von Inters individueller Klasse und zählt auf: "Ihre Stärken sind sicherlich, dass sie zwei unheimlich gute zentrale Abwehrspieler haben, ob das de Vrij und Skriniar sind oder ob Miranda spielt. Sie haben einen ausgezeichneten Torhüter und mit Brozovic einen Sechser, der die Bälle unglaublich gut verteilen kann. Perisic stand mit Rebic im WM-Finale und ist ein absoluter Schlüsselspieler, Politano spielt als Linksfüßer auf der rechten Seite und hat einen unglaublich guten Zug nach innen. Martinez vorne ist auch ein guter Mann." Auch den Ausfall von Radja Nainggolan sieht er nicht als große Schwächung, denn in Joao Mario stünde ein "sehr guter Spieler" als Ersatz bereit.

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Bei allem berechtigten und angebrachten Respekt muss sich seine Mannschaft vor dem italienischen Traditionsklub nicht verstecken. Gerade international hat Frankfurt für einige Furore gesorgt, die Zahlen sind beeindruckend. Mit Ausnahme des 1:0-Sieges in Bordeaux 2013 hat die Eintracht in den letzten 19 Europacupspielen immer mindestens zweimal getroffen. In dieser Saison erzielte die SGE international schon 23 Tore, mehr als jeder andere Klub.

Hinteregger fordert "noch bessere Leistung"

Die Reise soll noch lange nicht zu Ende sein. "So ein Achtelfinale erlebt man nicht alle Tage. Wir wollen den Traum von der Europa League weiterleben", sagt Hinteregger. Der Verteidiger meint: "Natürlich ist Inter Mailand nochmal ein Stück besser als zuletzt Hoffenheim. Aber wir haben schon gegen Donezk gezeigt, dass wir gegen sehr gute Gegner sehr gut spielen können. Jetzt braucht es eine noch bessere Leistung, um gegen so ein klasse Team zu bestehen." Der Österreicher wird mit seinen Abwehr-Kollegen besonders im Fokus stehen, schließlich will die Eintracht möglichst ohne Gegentor zum Rückspiel nach Mailand reisen. "Schachtar Donezk hatte schon eine extrem gute Offensive, mit Inter rollt die nächste Offensivwelle auf uns zu. Natürlich wird das sehr schwer, wir müssen sehr konzentriert sein und uns so vorbereiten, dass wir jeden Spieler in- und auswendig kennen", sagt der 26-Jährige. Die akribische Arbeit der Analyseabteilung helfe dabei sehr, Hintereregger ruft dazu auf, jede noch so kleine Information aufzusaugen: "Du musst spezifisch deine Gegenspieler anschauen: wie sie anlaufen, ob sie clever sind, was ihre Stärken sind, ob sie gerne Beinschüsse probieren. Es ist sehr wichtig, dass man sich auf alle möglichen Gegenspieler einstellt. Wenn ein Spieler ausgewechselt wird, musst du genau wissen, wie du den Neuen packen musst."

Mit einer allzu offensiven Ausrichtung wird Hütter seine Elf wahrscheinlich nicht ins Rennen schicken. Schon im Heimspiel gegen Donezk verteidigte Frankfurt tiefer als in den meisten anderen Partien, auch wenn das nackte Ergebnis (4:1) etwas anderes vermuten lässt. Der Trainer erläutert: "Gegen Schachtar haben wir gezeigt, dass wir nicht nur ein Gesicht haben. Inter ist viel zu stark und gefährlich, um jede Minute nach vorne zu verteidigen und nach vorne zu laufen." Ein Fußballfest schließt das freilich nicht aus, siehe Donezk.

Finale? - Hinteregger: "Das ist schon noch ein sehr weiter und harter Weg"

Selbstvertrauen ziehen kann die Mannschaft nicht nur aus den bisherigen Festspielen in Europa, sondern auch aus der Serie von mittlerweile neun ungeschlagenen Pflichtspielen. "Das gibt uns genug Selbstvertrauen, das wir gegen Inter von der ersten Minute an zeigen müssen", fordert Hütter. Sollte es Frankfurt tatsächlich schaffen, Inter auszuschalten, wäre das Finale in Baku plötzlich gar nicht mehr so weit weg. Das einst völlig utopische Ziel würde in greifbare Nähe rücken. Hinteregger will sich vorerst aber keinen Träumereien hingeben, nüchtern stellt er fest: "Wenn man sieht, wen wir jetzt vor der Brust haben und welche anderen extrem guten Mannschaften noch im Wettbewerb sind, ist das schon noch ein sehr weiter und harter Weg. Ich weiß nicht, ob die Europe League schon einmal so gut bestückt war. Wir wissen um unsere Qualität, aber Baku ist noch ganz weit weg. Inter Mailand ist jetzt mal der erste harte Brocken."

Julian Franzke