Europa League

Dino und die Düdelinger

Erster Verein aus Luxemburg in der EL-Gruppenphase

Dino und die Düdelinger

Kabinenparty: Marc Andre Kruska (weißes Hemd) und die Düdelinger nach dem Coup von Cluj.

Kabinenparty: Marc Andre Kruska (weißes Hemd) und die Düdelinger nach dem Coup von Cluj. imago

Während der deutsche Trainer Dino Toppmöller lediglich "den Tränen nahe" war, ließen die Spieler ihren Gefühlen freien Lauf. Tränen der Freude kullerten nach dem, was das "Luxemburger Wort" als das "Wunder von Cluj" und den Einzug "ins Paradies" bezeichnete. Das Tageblatt "Letzebuerg" titelte schlicht: "Der Wahnsinn geht weiter".

Doch wie kam es zu dem Wahnsinn? Wie schaffte es der Klub, dass sich 15 Fans aus dem Großherzogtum in Cluj, immerhin ehemaliger Champions-League-Teilnehmer und rumänischer Meister, am Ende in den Armen liegen durften, um den ersten Europa-League-Einzug eines luxemburgischen Teams zu feiern ? Dass rund 30 Fans (die meisten Angehörige und Verwandte) in Luxemburg die Mannschaft mit einem selbstgebastelten Europapokal begeistert empfingen? Rund 400 Fans beim Public Viewing durchdrehten?

Europa League - Gruppenphase, 1. Spieltag
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Kruska Marc Andre

Toppmöller ist der Vater des Erfolgs

Einen gewaltigen Anteil an diesen minimalistischen Superlativen hat Toppmöller. Der 37-Jährige hatte das Team seit seinem Amtsantritt 2016 schon zweimal zur Meisterschaft und einmal zum Pokalsieg geführt, nun gelang ihm jedoch eine "sensationelle Leistung", wie Premierminister Xavier Bettel erklärte. 2012 hatte Düdelingen, 20.000 Einwohner stark, RB Salzburg mit Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt in der zweiten Quali-Runde zur Champions League blamiert.

Doch der Coup in Cluj ist einen Tick dicker. Er bringt Diddeleng (auf Letzebuergesch) oder auch Dudelange (auf französisch) 3,74 Millionen Euro an UEFA-Prämien. Zum Vergleich: Das Klub-Budget liegt bei 3,3 Millionen. "Wir haben Fußball-Geschichte geschrieben", sagte Mäzen Flavio Becca, ein Baulöwe, nach dem "Kunststück".

Dinos Vater Klaus Toppmöller war sogar live dabei. 2002 stand er mit Bayer Leverkusen im Champions-League-Finale gegen Real Madrid (1:2). Nun sah der 67-Jährige in Cluj höchstpersönlich, wie sein Filius ein kleines Wunder vollbrachte. "Er war megahappy", sagte Dino, der sich "ein bisschen wie im Traum" fühlte, wie er dem SID sagte: "Das ist schon Wahnsinn, wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln wir das erreicht haben. Das ist nicht in Worte zu fassen. Was die Jungs geleistet haben, ist grandios, unglaublich." Sieben, acht seiner Spieler gingen noch arbeiten, berichtete er.

Sieben deutsche Spieler im Kader

Der Grundstein: Dino Toppmöller nach dem 2:0-Erfolg im Hinspiel gegen Cluj.

Der Grundstein: Dino Toppmöller nach dem 2:0-Erfolg im Hinspiel gegen Cluj. imago

Doch nicht nur der Trainer ist deutsch, sondern auch insgesamt sieben Spieler, von denen fünf im Hin- und Rückspiel mitwirkten. Namen wie Mario Pokar oder Yannick Kakoko (jeweils ein Zweitligaspiel für Lautern bzw. Greuther Fürth) dürften den meisten nicht viel sagen. Namhafter ist Ex-Dortmunder Marc Andre Kruska (u.a. 98 BL-Spiele), der allerdings beim Rückspiel in Cluj gesperrt nicht auflaufen konnte. Auch der Georgier Levan Kenia (11 BL-Spiele für Schalke) ist nebenbei kein Unbekannter.

In Gruppe F trifft Toppmöllers Team auf AC Mailand, Olympiakos Piräus und Betis Sevilla. "Alles, was jetzt in Europa kommt, ist Bonus, selbst wenn wir mit null Punkten rausgehen", sagte Toppmöller: "Aber wir glauben schon, dass wir den ein oder anderen ärgern können." Lachen tut jedenfalls garantiert keiner mehr.

Christoph Laskowski