"Es genügt nicht, fußballerisch die bessere Mannschaft zu sein. Wir müssen auf der internationalen Bühne konsequenter sein - vorne und hinten. In der Europa League wird jeder Fehler bestraft", analysierte Vogt. Das wäre bei einem punktuellen Versagen noch nachvollziehbar. Es kann immer mal passieren, dass das spielerisch überlegene Team dennoch nicht gewinnt. Aber nicht viermal in fünf Spielen. Gemessen am Potenzial ist in dieser Gruppe C die beste Mannschaft als erste ausgeschieden. "Wir sind nicht heute gescheitert, sondern zu Hause gegen Braga und in Rasgrad. Da waren wir jeweils die deutlich bessere Mannschaft und müssen beide Spiele gewinnen", urteilte Mark Uth, der immerhin zum zwischenzeitlichen Ausgleich getroffen hatte. Auch in Istanbul hätte die Führung durchaus noch über die Zeit gebracht werden können.
"Wir haben es zu selten geschafft, unsere Qualität auf den Platz zu bringen. Deshalb sind wir verdient ausgeschieden", so brachte es der junge Stefan Posch auf den Punkt. Es gibt durchaus nachvollziehbare Gründe für diese Qualitätsverluste. Die ständig wechselnden Formationen etwa. Durchaus sinnvoll, um die Belastungen zu steuern, sorgen diese Rotationen dennoch für Reibungsverluste in der Feinabstimmung gerade für ein Team, das das Spiel machen und destruktive Gegner knacken muss. Vermehrte Verletzungsausfälle konnten trotzdem nicht verhindert werden. Auch die fahrlässige Chancenverwertung mag letztlich auch daraus resultieren.
Mangelhafte Chancenverwertung
"Wir hatten in der Gruppenphase oft das Problem, dass wir die Tore nicht gemacht haben", resümierte Trainer Julian Nagelsmann, auch am Donnerstag "hatten wir zwei Hundertprozentige, da musst du einfach zwei Tore schießen, wenn du gewinnen willst." Doch noch ohne den gewohnten Rhythmus traf Serge Gnabry aus kurzer Distanz das Tor nicht, und Mark Uth schoss überhastet Bragas Torhüter an, statt den Ball über den herausstürmenden Schlussmann zu heben.
"In der ersten Halbzeit hatten wir zu wenig Emotionen auf dem Platz"
Nicht nachvollziehbar allerdings ist eine andere von Nagelsmann geortete Ursache: "In der ersten Halbzeit hatten wir zu wenig Emotionen auf dem Platz, um in der Europa League auswärts zu bestehen", so der TSG-Coach, "das war auch in Rasgrad und im Heimspiel gegen Braga teilweise der Fall." Zu wenig Emotion? Bei der ersten Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb? An diesem Punkt erübrigt sich dann jede weitere Analyse und Diskussion über personelle Engpässe oder körperliche Belastungen. Da haben sich die Hoffenheimer Profis offenkundig gleich mehrfach von der eigenen fußballerischen Überlegenheit leiten und blenden lassen. Und sich und der Bundesliga damit einen Bärendienst erwiesen. Dafür "sind wir bitter bestraft worden", so Vogt. Eine bittere Lektion. "Das wird eine Lernerfahrung für die Spieler sein", hofft Nagelsmann. Nachzuweisen ist das im verbleibenden Heimspiel gegen Rasgrad, diese Partie ist deswegen keineswegs bedeutungslos. Es gilt, einiges geradezurücken und dem Europacupdebüt noch einen würdigen wie versöhnlichen Rahmen zu geben.