Europa League

In Teufels Küche: Als der 1. FC Kaiserlautern im UEFA-Cup Real Madrid 1982 mit 5:0 abschoss - Friedhelm Funkel erinnert sich

Doppeltorschütze Friedhelm Funkel erinnert sich

In Teufels Küche: Als der FCK Real mit 5:0 abschoss

"Real außer Rand und Band, wir im Rausch": Friedhelm Funkel (l.) jubelt mit Andy Brehme.

"Real außer Rand und Band, wir im Rausch": Friedhelm Funkel (l.) jubelt mit Andy Brehme. imago

Wir können froh sein, in Madrid nur mit einem 1:3 davongekommen zu sein. Damals wie heute: Real verfügt über die namhafteste Mannschaft der Welt. Die Experten sind sich einig: Unsere Chance auf ein Wunder im Rückspiel des UEFA-Cup-Viertelfinals ist praktisch null.

Internationale Härte? Was Real darunter versteht, bekomme ich schon im Hinspiel zu spüren. Bei einer Konterchance säbelt mich Ricardo Gallego brutal um. Mein Aus. Noch vor der Pause muss ich auf einer Trage vom Platz. Die Bänder im Fuß sind so gedehnt, dass ich bei den Siegen gegen Bayern und Leverkusen nur Zuschauer sein kann, mein Einsatz im Rückspiel fraglich ist. Auch, weil mich Bruno Hübner in der Bundesliga sehr stark vertritt, er sich als Alternative vorne aufdrängt.

Am Tag vor dem Spiel ruft mich Kalli Feldkamp zu sich. Der Trainer will wissen, ob ich fit bin. Spontan sage ich: "Na klar!" Was ich Kalli verheimliche: Vom Doc lasse ich den Fuß nicht nur bandagieren, sondern mir eine Spritze geben. Die wirkt.

Bongartz nicht zu bremsen - Real brutal: Zweimal Rot!

Der 17. März 1982 wird zum unvergessenen Abend, Real gerät in Teufels Küche: Mir glückt ein Doppelschlag. Das schnelle 2:0 versetzt die Königlichen in Schockstarre. Angeführt von Hannes Bongartz, Reiner Geye und Hans-Peter Briegel entwickeln wir eine unglaubliche Wucht, gegen die sich die Madrilenen nur mit Härte zu wehren wissen.

Dieser Text erschien in der kicker-Edition "60 Jahre Europapokal".

Die Spanier spielen schon sehr brutal, verlieren früh die Nerven. Als Erster San José. Bereits verwarnt, sieht er nach einem bösel Foul an Hofeditz Rot. Kurz darauf zögert der aufmerksame Schiedsrichter Palotai erneut keine Sekunde, schickt Laurie Cunningham vom Platz. Für einen Tritt in meinen Hintern...

Real außer Rand und Band, wir im Rausch. Deckt die Zehn, die Zehn, die Zehn - die verzweifelten Rufe und Gesten von Trainer Vujadin Boskov gehen im Hexenkessel Betzenberg unter. Weder Uli Stielike noch Vicente del Bosque können unseren Hannes bremsen. Bongartz spielt das Spiels seines Lebens. Seine Einzelleistung bringt das 3:0. Nach einer Stunde erhöht Norbert Eilenfeldt auf 4:0. Und wir werden leichtsinnig. In Überzahl und im Übermut laden wir Real zur Anschlusschance durch einen Elfmeter ein. Doch Ronnie Hellström hält gegen Cortes. Mit meinem Handspiel auf der Linie habe ich ein Gegentor verhindert. Pineda protestiert, fliegt ebenfalls. Reiner Geyes 5:0 müssen acht Spanier wie in Trance erleben.

Einfach der pure Wahnsinn, dieses Spiel, diese Nacht! Es ist schon hell, als unsere Feier beim Italiener "Firenze" frühmorgens ausklingt.

Dieser Erlebnisbericht erschien in der kicker-Edition "60 Jahre Europapokal". Dort finden Sie viele weitere Texte zu magischen Nächten deutscher Klubs, ihren Triumphen und Tragödien. Die Edition ist im kicker-Shop noch erhältlich: Hier geht es direkt zur Bestellung.