Europa League

Klopp: "Lieber hier als in Nordkorea"

Rekordbesuch bei Pressekonferenz in Dortmund

Klopp: "Lieber hier als in Nordkorea"

Ein Aufwand wie bei einem Popstar: Jürgen Klopp bei der Pressekonferenz in Dortmund.

Ein Aufwand wie bei einem Popstar: Jürgen Klopp bei der Pressekonferenz in Dortmund. imago

270 Journalisten hat die Pressestelle von Borussia Dortmund für diesen internationalen Fußballschlager akkreditiert – und mangels zusätzlicher Kapazitäten noch manche Absage erteilt. Als Jürgen Klopp am Mittwochabend im vierten Stock des Signal Iduna Parks den Medienraum betritt, in dem er als BVB-Trainer Tausende Fragen in ein paar hundert Pressekonferenzen beantwortete, erwarten ihn so viele Journalisten wie noch nie einen gegnerischen Trainer am Tag vor einer Partie.

Zwei Stunden vorher spannen Ordner ein Absperrband vor dem Podium, auf dem Klopp Platz nehmen wird. Das gab es noch nie in Dortmund - und soll auf eine Anweisung der UEFA zurückgehen. Es mutet grotesk an, dass der Liverpooler Trainer (gewiss nicht auf sein Betreiben) derart abgeschirmt wird: Als müsse er wie ein Popstar vor zudringlichen Fotografen oder Fans geschützt werden.

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FC Liverpool - Vereinsdaten
FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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90 Sekunden dauert das Blitzlichtgewitter, das der 48-Jährige über sich ergehen lassen muss. "Seid Ihr geisteskrank?", fragt Klopp, er lacht dabei sein lautes Lachen, das jeder in Dortmund kennt, und er zeigt seine makellos weißen Zähne. Dass sich alles auf den Liverpooler "Manager" fokussiert, gefällt seinen Spielern. "Das macht es uns leichter", sagt Mittelfeld-Akteur James Milner. Er hat eine Menge Selbstvertrauen mitgebracht: "Wenn wir in Topform sind, können wir jede Mannschaft besiegen."

Klopp hat die Borussia in diesem Europa-League-Viertelfinale zum Favoriten erklärt, sogar zum haushohen. Das sei Methode bei ihm, sagte Thomas Tuchel am Nachmittag mit einem Augenzwinkern, Klopp habe als Dortmunder Trainer auch Mainz mit schöner Regelmäßigkeit die Favoritenrolle zugeschanzt.

Klopp begründete seine Einschätzung mit der "besseren und stabileren Saison" der Borussia, deren Entwicklung der Mannschaft sei "gut anzusehen", sogar "ein historisches Triple" sei für Dortmund noch möglich. Trotzdem hat er vor, mit Liverpool in den beiden Duellen mit Dortmund "ein Wörtchen mitzureden". In seiner Einstimmung auf das Wiedersehen mit seinem früheren Klub hat Klopp nicht den Eindruck gewonnen, "dass wir keine Möglichkeiten bekommen werden".

Bei Sieg werde er "ganz normal jubeln"

Dortmunds Weg vor ein paar Jahren habe mit Siegen über Favoriten begonnen, sagte Klopp, "das könnte am Donnerstag unsere Chance sein". Und wenn es für ihn als Liverpooler Manager dann etwas zu jubeln gibt, dann könne es sein, dass er "ganz normal jubeln werde". Selbst wenn der Gegner Borussia Dortmund heißt. Seine Borussia, mit der er 2011 und 2012 Deutscher Meister wurde.

Am Donnerstag wird er lauter Freunde treffen. "Dass ich sie trotzdem schlagen will, steht außer Frage", versichert Klopp. Es amüsiert ihn, dass BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke eigens einen Verhaltenskodex mitsamt Appell formulierte, beim Wiedersehen mit dem Ex-Trainer in keinen Umarmungsmodus zu fallen.

Thomas Hennecke