Europa League

Tuchel setzt das falsche Signal

Dortmund: Ernüchternder Ausklang der Gruppenphase

Tuchel setzt das falsche Signal

Nutzte den Europapokalabend zu einer wilden Karussellfahrt mit seinem Personal: BVB-Coach Thomas Tuchel.

Nutzte den Europapokalabend zu einer wilden Karussellfahrt mit seinem Personal: BVB-Coach Thomas Tuchel. imago

Er habe sich schwer getan mit der Aufstellung, gestand Tuchel. Schon vor Saloniki steckten seinen Profis 26 Spiele in den Beinen, kein anderer Verein in Deutschland wurde in der Hinrunde derart beansprucht. Tuchel musste rotieren, aber er scheiterte bei dem Versuch, Belastungssteuerung und Bedeutung der Partie in Einklang zu bringen. So radikal wie der Trainer sein Team durcheinander würfelte (mit sieben Änderungen gegenüber der Partie in Wolfsburg), setzte er das falsche Signal. Dortmund fühlte sich an diesem Abend wie Flickwerk an - nicht wie ein ambitionierter Klub mit anspruchsvollen Zielen.

Wenn er hinterher die "absolut letzte Anspannung" und den "Respekt vor der Aufgabe" vermisste, muss sich Tuchel fragen, ob er diese Herangehensweise mit der Zusammenstellung seiner Elf nicht selbst begünstigt hat. Wer, wie der 42-Jährige noch am Abend vor der Partie versichert hatte, "alles daran setzen" wollte, den zumindest theoretisch noch möglichen Gruppensieg einzufahren, sollte diese Denkweise auch mit seinen Entscheidungen leben. Und einen Europapokalabend nicht zu einer wilden Karussellfahrt mit seinem Personal nutzen.

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Europa League - Gruppenphase, 6. Spieltag
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In seiner Analyse merkte Tuchel später an, dass Verbissenheit, Leidenschaft und Haltung nicht ausgereicht hatten. Alle seien sich zu sicher gewesen, das Spiel zu gewinnen. Immerhin hat Tuchel dabei im Plural gesprochen und sich ausdrücklich selbst einbezogen in diese Kritik. Die Niederlage tue weh, sagte er, sie sei unnötig, "aber ich will sie auch nicht dramatisieren". Der Versuchung, aus der halbwegs vorzeigbaren zweiten Hälfte mit Tempo und Druck noch Honig zu saugen oder das Pech dreier Aluminiumtreffer zu beklagen (Kagawa, Reus, Aubameyang), hat Tuchel klugerweise widerstanden.

Hummels bemängelt: "Wir haben uns im Klein-Klein verirrt"

"In der zweiten Hälfte war es auch nicht gut, aber besser als vorher", räumte Hummels ein, "wir können mit der Art und Weise nicht zufrieden sein." Die Borussia sei pomadig aufgetreten und habe sich "im Klein-Klein verirrt", kritisierte der Kapitän, "das können wir deutlich besser."

Die Gruppenphase der Europa League mit nur drei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen bezeichnete Hummels als "ausbaufähig". Für das Sechzehntelfinale verspricht er, dass der BVB "eine Schippe draufpacken" wird. Andernfalls könnte der für die Auslosung am nächsten Montag gewünschte Kracher die Dortmunder Europa-Tournee schneller als erwartet beenden.

Thomas Hennecke