Europa League

HSV steht vor einem Scherbenhaufen

Nach dem bitteren Europa-League-Aus gegen Fulham

HSV steht vor einem Scherbenhaufen

Mladen Petric (Hamburger SV)

Am Boden zerstört: Mladen Petric auf dem Rasen des Craven Cottage. imago

"Wir haben eine riesengroße Möglichkeit verpasst. Das ist die bitterste Niederlage meiner Karriere", sagte Mladen Petric, der die Hamburger mit einem fulminanten Freistoß aus rund 30 Metern auf die vermeintliche Siegerstraße gebracht hatte: "Nun stehen wir mit leeren Händen da und können nichts mehr machen. Der Schmerz sitzt tief. Ich weiß noch gar nicht, wie man das verarbeiten soll." Mitspieler Dennis Aogo war ähnlich niedergeschlagen: "Es herrscht irgendwie eine große Ruhe. Und ich glaube es wird auch noch ein bisschen dauern, das ganze zu verarbeiten."

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Bitter war die Niederlage für den HSV auch deshalb, weil sie völlig unnötig war und gegen eine Mannschaft erfolgte, "die ganz klar nicht besser ist als wir" (Petric). Die Hamburger hatten eine Stunde lang alles im Griff, waren bei den Treffern von Simon Davies (69.) und Zoltan Gera (76.) dann jedoch zweimal unachtsam. Die Folge: Der HSV muss weiter auf den ersten internationalen Titel seit 23 Jahren warten. In der kommenden Saison werden die Hamburger aller Voraussicht nach nicht im Europacup vertreten sein. Der Rückstand auf Platz sechs beträgt zwei Spieltage vor Schluss fünf Punkte.

Der Druck auf Hoffmann wächst

"Das ist so unfassbar bitter", rang auch Klubchef Bernd Hoffmann nach Worten: "Mit Sicherheit ist das der bitterste sportliche Moment, seitdem ich arbeite." Auch der Vorstandsvorsitzende muss sein Wirken nun hinterfragen lassen. Der mitgereiste HSV-Anhang forderte in London bereits Hoffmanns Rauswurf. Am Montag hatte dieser auf die Talfahrt der vergangenen Wochen reagiert, Coach Bruno Labbadia entlassen und durch Interimstrainer Ricardo Moniz ersetzt. Eine Maßnahme, die nicht von Erfolg gekrönt. Der Druck auf Hoffmann wächst.

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Zwar kam der HSV der europäischen Spitze in Hoffmanns siebenjähriger Amtszeit ein gutes Stück näher, doch die Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit waren alles andere als glücklich: Der Abgang von Sportchef Dietmar Beiersdorfer, die Verpflichtung Labbadias, der bisher kolossal gefloppte Zehn-Millionen-Transfer von Marcus Berg und die langatmige Suche nach einem neuen Sportdirektor. "Es bringt nichts, nach Schuldigen zu suchen. Natürlich muss sich Bernd Hoffmann kritische Fragen gefallen lassen. Aber der Vorstand hat in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet", sagte Aufsichtsratsboss Horst Becker.

Zoltan Gera (FC Fulham)

Der bittere Moment für den HSV: Zoltan Gera bejubelt sein Tor zum 2:1. picture alliance

Wie geht es weiter beim HSV? "Es wird sich bei uns das eine oder andere ändern. Vielleicht wird eine Art Neuanfang gemacht", glaubt Torjäger Petric. Zunächst muss erst einmal ein neuer Trainer her. Hoffmann kündigte eine "zügige Entscheidung noch vor Beginn der WM" an. Auch das Schicksal des Klubchefs könnte damit verbunden sein, ob er dieses Mal richtig liegt.