Europa League

"Die Stimmung ist unsere Schuld"

HSV: Kapitän Jarolim über Rost und Labbadia

"Die Stimmung ist unsere Schuld"

Fußball, Europa League: Kapitän David Jarolim versucht den HSV wieder auf Kurs zu bringen.

Gemeinsam zum großen Ziel: Kapitän David Jarolim versucht den HSV wieder auf Kurs zu bringen. imago

kicker: Bei Ihrer Inthronisierung vor zwei Jahren haben Sie betont, Sie seien stolz, HSV-Kapitän zu sein. Gilt diese Aussage heute noch?

David Jarolim (30): Ja, natürlich. In diesen Tagen ist diese Frage vielleicht nicht so leicht zu beantworten, aber natürlich bin ich grundsätzlich stolz, HSV-Kapitän zu sein. Solche Situationen gehören dazu.

kicker: Gegen Fulham steht ein europäisches Halbfinale an, dennoch wird der HSV als Krisenklub wahrgenommen. Zu Recht oder nicht?

Jarolim: Wir selbst sind schuld daran, wie wir in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Wir haben einfach zwei Gesichter und konnten in der Bundesliga-Rückrunde nicht das bestätigen, was wir in der Europa League gezeigt haben. An der schlechten Stimmung können wir niemandem die Schuld geben.

kicker: Zu den schlechten Ergebnissen kommen interne Querelen, jüngst der Rücktritt von Frank Rost aus dem Mannschaftsrat wegen eines nicht angemeldeten Kino-abends. Wussten Sie eigentlich von Rosts Idee, vor dem Mainz-Spiel ins Kino zu gehen?

Vorschau

Jarolim: Nein.

kicker: Wussten Sie am Sonntagmittag von seinem Rücktritt aus dem Mannschaftsrat?

Jarolim: Nein, ich war überrascht von seiner Entscheidung. Aber es muss jetzt nur um die Mannschaft gehen. So paradox es klingt angesichts der ganzen Dinge: Wir können noch ein großes Ziel erreichen. Das geht aber nur gemeinsam.

kicker: Wie soll das gutgehen?

Jarolim: Vor unserem 3:1 in Lüttich war das 0:0 in der Liga gegen Hannover und die Sache mit dem Flaschenwurf. Wir sind vergleichbare Situationen mittlerweile gewohnt.

kicker: Erleben Sie derzeit Ihre schwierigste Phase, seit Sie 2003 zum HSV gewechselt sind?

Vor drei Jahren ging es bis zuletzt gegen den Abstieg, in jedem Spiel ging es ums Überleben, um Existenzen.

David Jarolim

Jarolim: Nein, mit Sicherheit nicht. Vor drei Jahren ging es bis zuletzt gegen den Abstieg, in jedem Spiel ging es ums Überleben, um Existenzen. Jetzt stehen wir im Europacup-Halbfinale, wir können diese Saison zur erfolgreichsten des HSV seit 1983 machen. Denn ein Europapokalsieg wäre noch höher zu bewerten als der DFB-Pokal-Gewinn 1987. Das muss einfach jeder verinnerlichen.

kicker: Hat das jeder verinnerlicht?

Jarolim: Ja, ich denke schon.

Fußball, Europa League: HSV-Trainer Bruno Labbadia und Ruud van Nistelrooy.

Ziel Finale: HSV-Trainer Bruno Labbadia und Ruud van Nistelrooy. imago

kicker: Geht es schief, droht mit Bruno Labbadia der nächste Trainerwechsel. Hat Frank Rost recht, wenn er sagt, die vielen Trainerwechsel wirken sich negativ aus?

Jarolim: Natürlich hat er recht. Ich habe in meinen sieben Jahren sechs Trainer erlebt. Das ist nicht gut, man braucht Kontinuität. Sicher, Huub Stevens und Martin Jol sind aus persönlichen Gründen gegangen, jeder Fall liegt anders. Aber es hemmt die Entwicklung, jedes Jahr den Trainer zu wechseln. Ich habe da keine Lust mehr drauf.

kicker: Ein Plädoyer für Bruno Labbadia?

Jarolim: Es geht nicht um ein Plädoyer. Wir können dem Trainer nur durch Ergebnisse helfen, das ist Fakt. Aber wir spielen gegen Fulham nicht für den Trainer, sondern für uns alle, für den Verein. Jeder will ins Finale.

Interview: Sebastian Wolff