Champions League

Pep Guardiola und die Champions League: Das fatale Muster - Manchester City scheitert gegen den FC Liverpool

Fehlentscheidungen benachteiligen City - doch das ist nicht alles

Guardiola und die Champions League: Das fatale Muster

Das vermeintliche zweite Tor für City: Leroy Sané befördert den Ball über die Linie.

Das vermeintliche zweite Tor für City: Leroy Sané befördert den Ball über die Linie. imago

Die Schlüsselszene eines rasanten Rückspiels ereignete sich in der 42. Minute: Nach einem hohen Ball in den Strafraum von Kevin De Bruyne misslang Liverpool-Torhüter Lorius Karius sein Klärungsversuch, der Ball sprang von Mitspieler James Milner zurück Richtung Reds-Tor, wo ihn Leroy Sané im Duell mit Alex Oxlade-Chamberlain noch über die Linie beförderte. Wäre zuvor ein City-Spieler beteiligt gewesen, hätte der deutsche Nationalspieler im Abseits gestanden. So war es jedoch falsch, dass die Fahne des Assistenten hochging und Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz dem Treffer die Anerkennung verweigerte. Statt 2:0 stand es weiter nur 1:0.

Guardiola fuchtelt sich auf die Tribüne - Aufholjagd kommt zum Erliegen

Nach der Pause hatte sich Liverpool gesammelt, der 1:1-Ausgleich durch Salah (56.) beendete de facto alle Hoffnungen der Gastgeber. Die Reds waren "durch den Wirbelwind gekommen", wie Jürgen Klopp es später formulierte. Guardiola hatte alles auf eine Karte gesetzt, mit fünf offensiven Mittelfeldspielern hinter Jesus begonnen. Der Brasilianer, der den Vorzug vor dem erst spät eingewechselten Aguero erhielt, war es auch der früh für den perfekten City-Start sorgte (2.). Von Liverpool, das auch bei einem Pfostenschuss von Bernardo Silva (41.)Glück hatte, war in der ersten Hälfte nicht viel zu sehen. Citys furiose Aufholjagd schien im Bereich des Möglichen zu liegen.

Wäre sie erfolgreich gewesen, wenn es mit einer 2:0-Führung in die Pause gegangen wäre? Die Antwort auf diese Frage wird man nie erfahren. Genauso wenig wie auf die, ob die Chancen der Gastgeber besser gewesen wären, wenn Pep Guardiola in der zweiten Hälfte taktische Anweisungen von der Seitenlinie hätte geben können. Nach dem Halbzeitpfiff war der City-Coach allerdings immer noch so außer sich, dass er sich auf dem Spielfeld wild fuchtelnd beim Schiedsrichter beschwerte, der ihn daraufhin auf die Tribüne schickte.

Er ist ein besonderer Typ. Er mag es, anders zu sein, er mag es besonders zu sein. Bei Dingen, die jeder sieht, sieht er genau das Gegenteil.

Pep Guardiola über Schiedsrichter Mateu Lahoz

"Es war völlig übertrieben, mich runterzuschicken, weil ich nicht ein falsches Wort gesagt habe", meinte Guardiola später: "Ich habe ihn nicht beleidigt, ich habe nur gesagt 'Mateu, das ist ein Tor'. Ich sagte 'Der Ball kam von Milner', er sagte 'Ah, von Milner, der Pass?' - 'Ja, von Milner und wenn er von Milner kommt, ist es kein Abseits.'" Daraufhin habe Lahoz ihn auf die Tribüne geschickt. Alleine die aggressive Art des Ausbruch hätte das aber schon gerechtfertigt.

Pep Guardiola

Wutausbruch mit Folgen: Pep Guardiola konnte sich kaum noch einkriegen - und musste auf die Tribüne. Getty Images/imago

Der City-Coach sah das naturgemäß anders: "Ich kenne ihn aus Spanien, also konnte ich mir so etwas vorstellen. Ich war höflich, ich war korrekt. Mateu Lahoz ist ein besonderer Typ. Er mag es, anders zu sein, er mag es besonders zu sein. Bei Dingen, die jeder sieht, sieht er genau das Gegenteil", meinte Guardiola über den Schiedsrichter, der City schon im vergangenen Jahr im Achtelfinal-Hinspiel gegen Monaco einen Elfmeter nach Foul an Aguero verweigert hatte: "Es macht einen riesigen Unterschied, ob es 1:0 steht oder 2:0. Es macht einen riesigen Unterschied, ob das erste Tor in Anfield Abseits von Salah ist oder nicht."

Zahlreiche Fehlentscheidungen begünstigen Liverpool

Recht hatte Guardiola ja: Von falschen Schiedsrichterentscheidungen profitierte in beiden Viertelfinalduellen der FC Liverpool. Im Hinspiel übersah das Schiedsrichterteam um Dr. Felix Brych die hauchdünne Abseitsposition von Mohamed Salah vor dem 0:1, erkannte das vermeintliche Auswärtstor zum 1:3 durch Jesus wegen einer angeblichen Abseitsposition zu Unrecht nicht an, verwehrte City in der zweiten Hälfte einen berechtigten Elfmeter (Robertson an Sterling). All das sorgte natürlich für eine gewaltig unterschiedliche Ausgangsposition - und jetzt noch die Fehlentscheidung kurz vor der Pause.

Die Champions League ist nicht mehr Guardiolas Wettbewerb

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Im Hinspiel lag Guardiola mit seinen taktischen Kniffen daneben - wieder einmal in diesem Stadium der Champions League, die längst nicht mehr sein Wettbewerb ist. Ein Muster zeichnet sich zu deutlich ab, als dass es noch wirklich überraschen könnte. Seit dem zweiten Triumph mit dem FC Barcelona 2011 blieb das Endspiel für Guardiola mit dem FC Bayern und ManCity nur ein schöner Traum. Mit den Münchnern war dreimal im Halbfinale Endstation, mit City einmal im Achtel- und nun im Viertelfinale. Sein Scheitern in der Königsklasse - es ist längst zur Regelmäßigkeit geworden. Und fällt meist kolossal aus. "Wir haben gegen ManCity fünf Tore geschossen und nur eins kassiert. Solche Zahlen sind eigentlich nicht möglich", meinte Reds-Coach Jürgen Klopp. Im Champions-League-Viertelfinale aber plötzlich schon.

Was zählen "zehn überragende Monate" noch?

"Wir hatten zehn überragende Monate", sagte Guardiola nach dem Aus. Doch zählt das viel, wenn die wichtigste Zeit der Saison nicht darunterfällt? Nach drei Niederlagen in Folge binnen einer Woche scheint selbst die Meisterschaft, in der City auf den letzten Metern wohl noch so manche Rekorde brechen wird, nicht mehr so viel wert zu sein. Wieder einmal konnten Guardiolas Spieler die starke Form nicht in die entscheidenden Saisonwochen retten. Fordert er zu viel? Auch mental? Fragen, die nicht neu sind - und die jetzt wieder gestellt werden dürften.

Einmal Meister, einmal Ligapokalsieger: So wird Guardiolas Titel-Bilanz nach zwei Jahren in Manchester lauten. Die von Vorgänger Manuel Pellegrini las sich genauso. Nur dass der Chilene es ins Champions-League-Halbfinale schaffte - und das, ohne zum Beispiel 200 Millionen Euro in die Abwehr zu investieren.

ski