Confederations Cup

Chile: Vidal und seine Oldies - Wagner als Trumpf?

Der zweite deutsche Gruppengegner im Portrait

Chile: Vidal und seine Oldies - Wagner als Trumpf?

Nicht nur an der Playstation überzeugend: Arturo Vidal (l.) und seine Chilenen jubeln gegen Kamerun.

Nicht nur an der Playstation überzeugend: Arturo Vidal (l.) und seine Chilenen jubeln gegen Kamerun. imago

DER KADER

Im Tor haben die Chilenen mit Claudio Bravo (34) eigentlich einen international erfahrenen Schlussmann, zum Auftakt gegen Kamerun (2:0) musste der Keeper von Manchester City aber wegen muskulärer Probleme in der linken Wade passen. Seit seinem Wechsel nach England zeigt seine Formkurve aber ohnehin nach unten . Trainer Pep Guardiola sorgte mit dem 40 Millionen Euro teuren Brasilianer Ederson jüngst bereits für Ersatz.

Spielersteckbrief Vidal
Vidal

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Spielersteckbrief A. Sanchez
A. Sanchez

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Spielersteckbrief E. Vargas
E. Vargas

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Confederations Cup - Vorrunde, 2. Spieltag
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Vertreter Johnny Herrera (36), der nie außerhalb von Südamerika kickte, war im ersten Vergleich kaum gefordert, machte seit 2002 erst 20 Länderspiele. Kein Problem für ihn: "Nach einer so langen Karriere im Tor und im Fußball wäre es nicht gut, wenn ich immer noch nervös werden würde. Ich war absolut ruhig im Verlauf des Spiels und jetzt freue ich mich über das Ergebnis", erklärte Herrera nach dem gelungenen Start.

In der Abwehr wartet Chile nicht unbedingt mit großen Namen auf, die Innenverteidigung ist mit dem Ex-Mainzer Gonzalo Jara (31) und Kämpfer Gary Medel (29, Inter Mailand) besetzt. Im Mittelfeld überragt Bayerns Arturo Vidal, der gegen Kamerun auch das wichtige 1:0 besorgte. Neben ihm gehören Leverkusens Charles Aranguiz (28) und der Ex-Hamburger Marcelo Diaz (30, jetzt Celta Vigo) zu den emsigen Arbeitern.

Ganz vorne stürmt normalerweise der von den Bayern begehrte Alexis Sanchez (28) vom FC Arsenal, er kam zum Auftakt wegen Knöchelproblemen nur von der Bank. Nach seiner Einwechslung sorgte Sanchez dann aber gemeinsam mit dem Ex-Hoffenheimer Eduardo Vargas (27), der bei der chilenischen Nationalmannschaft schon immer deutlich besser funktionierte als in seinen Vereinen (aktuell: UANL Tigres in Mexiko), für ordentlich Wirbel.

Allgemein lässt sich festhalten, dass die Chilenen im Vergleich zur deutschen Mannschaft durchaus auf arrivierte Kräfte zurückgreifen. Die Südamerikaner warten mit dem ältesten Kader (29,13 Jahre) in Russland auf, das DFB-Team mit dem jüngsten (24,41).

DIE CHANCEN

Groß ist die chilenische Innenverteidigung nicht: Gary Medel (l.) und Gonzalo Jara messen keine 1,80 Meter.

Groß ist die chilenische Innenverteidigung nicht: Gary Medel (l.) und Gonzalo Jara messen keine 1,80 Meter. imago

Eine Möglichkeit könnte es für die deutsche Mannschaft sein, die Flucht nach vorne zu suchen. Denn speziell hinten hat Chile so seine Probleme: Gegen Kamerun wurde "La Roja" nicht besonders oft gefordert, war mehrmals aber etwas unaufmerksam und geriert bei stärkerer Gegenwehr teilweise ins Schwimmen. In der WM-Qualifikation haben die Viertplatzierten Chilenen die meisten Gegentreffer (19) der besten fünf Teams kassiert. Auch im letzten Test vor dem Confed Cup gegen Rumänien (2:3) wirkte die Hintermannschaft nicht immer auf der Höhe.

Beim Blick auf die bereits angesprochenen Innenverteidiger wird noch etwas deutlich: Im Duell mit Jara (1,78 Meter) und Medel (1,71) könnte Deutschlands Stoßstürmer Wagner (1,94) groß rauskommen. Die chilenische Anfälligkeit bei gegnerischen Standards wurde bereits gegen Kamerun deutlich. Eine weitere Schwachstelle: schnelle Gegenangriffe. Im Falle einer deutschen Führung wäre also auch Konter-Experte Timo Werner (21) eine echte Option.

DIE GEFAHREN

Im Gegensatz zur Defensive verkörpert die Offensive internationale Klasse. Nicht umsonst stellen die Chilenen den drittbesten Angriff der WM-Qualifikation Südamerikas (24 Tore). Die deutsche Defensive, die gegen eigentlich harmlose Australier einige Male bedenklich wackelte, muss sich in jedem Fall erheblich steigern.

Chile baute gegen Kamerun vor allem im ersten Durchgang mächtig Druck auf, presste den Gegner in die eigene Hälfte und hatte zeitweise über 80 Prozent Ballbesitz. Eine weitere Stärke der Südamerikaner ist die Leidenschaft und das große Kämpferherz. Die Chilenen sind ein stolzes Volk, selbst bei Verletzungsproblemen wollen die Stars unbedingt für die Nationalmannschaft spielen.

Bestes Beispiel: Im November 2016 hatte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge (61) an Vidal appelliert, das WM-Qualifikationsspiel gegen Uruguay (3:1) auszulassen. Der chilenische Anführer entschied sich anders, stand in der Startelf und musste frühzeitig runter .

DAS LETZTE DIREKTE DUELL

Hartnäckiger Verfolger: Arturo Vidal (#8) hält Torschütze Mario Götze fest.

Hartnäckiger Verfolger: Arturo Vidal (#8) hält Torschütze Mario Götze fest. imago

Beim letzten direkten Duell reichte es 2014 fürs DFB-Team gegen eine starke chilenische Mannschaft zum Auftakt ins WM-Jahr in Stuttgart zu einem schmeichelhaften 1:0-Erfolg. Mario Götze (25) war der Torschütze für die deutsche Mannschaft. Damals im Tor? Herrera, der auch am Donnerstag zwischen den Pfosten stehen könnte. "Vielleicht wird es wegen der Qualität ihrer Spieler eine Partie, in der es mehr hin und her geht. Theoretisch kommt das unserem Spiel eher entgegen. Es ist immer schwer, gegen ein Team durchzukommen, das verteidigt und auf Konter wartet. Es wird ein unheimlich schwerer Gegner", prognostiziert der Bravo-Vertreter. Mit einem Dreier könnten beide einen großen Schritt in Richtung Gruppensieg und Halbfinale machen.

msc

Von "Eintagsfliege" Castillo zu "Krieger" Vidal