DFB-Pokal

Frankfurt: Von Attila, Radfahrern und der Bembelbar

Fünf bunte Geschichten zum Finale

Frankfurt: Von Attila, Radfahrern und der Bembelbar

Beim Spiel des Jahres dabei: Frankfurts lebendes Maskottchen Attila.

Beim Spiel des Jahres dabei: Frankfurts lebendes Maskottchen Attila. imago

Glühende Oberschenkel für den guten Zweck

Am Montagmorgen um neun Uhr machte sich eine gut ein Dutzend große Gruppe Eintracht-Fans vom Frankfurter Römerberg aus per Fahrrad auf den Weg nach Berlin. Verabschiedet wurden sie von Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). 560 Kilometer sind es bis zum Alexanderplatz, wo am Samstag das große Fanfest stattfindet. Dort werden die Radler um 13.15 Uhr empfangen und von ihrer ereignisreichen Reise erzählen. Die Tour ist übrigens nicht nur just for fun, sondern hat einen höchst ehrenwerten Hintergrund: Für jeden zurückgelegten Kilometer wird ein Euro an den Ambulanten Kinderhospizdienst (AKHD) gespendet.

Adler Attila auf großer Reise

Attila ist Kult. Der knapp vier Kilo schwere Steinadler ist das Maskottchen der Eintracht und mit seinem Herrchen, Falkner Norbert Lawitschka, bei jedem Heimspiel vor Ort. Es sieht majestätisch aus, wenn der Adler seine Flügel auf fast zwei Meter Spannweite ausbreitet und seine wachen Augen durch die Arena schweifen lässt. Es ist keine Frage, dass Atilla, 13 Jahre alt, beim Spiel des Jahres im Berliner Olympiastadion als Glücksbringer nicht fehlen darf. Um pünktlich vor Ort zu sein, fährt Lawitschka mit Attila am Samstag um sieben Uhr morgens los. "Er kommt im Kofferraum in seine gewohnte Box, eine große Hunde-Transport-Kiste. Drin ist eine Kunstrasen-Matte, damit sich Attila schön festhalten kann", sagte Lawitschka der Bild. Die hinteren Autoscheiben sind verdunkelt, und ohnehin ist Attila das Autofahren gewöhnt. An 200 Tagen im Jahr sei er im Auto unterwegs, berichtet der Falkner. Als Wegzehrung nimmt er in einer Kühlbox eine halbe Taube mit: "Er braucht nicht viel, ein Greifvogel frisst nur einmal in 24 Stunden. Nach der Ankunft in Berlin geht es zunächst ins Hotel, drei Stunden vor dem Anpfiff ist Abfahrt zum Olympiastadion. Lawitschka in der Bild: "Ich habe 30 Minuten Zeit, um mit Attila aufzutreten. Wir gehen zu unserer Fan-Kurve. Und hoffentlich kommt der eine oder andere Spieler zu uns und streichelt Attilas Brust - damit er Adler-Kraft kriegt!"

Schwarz-Weiß wie Schnee - und die Kurve tobt

Wer 2006 beim Pokalfinale zwischen Frankfurt und dem FC Bayern (0:1) in der Kurve stand, wird sich noch gut daran erinnern können, wie der Punk abging, als die Band "Tankard" mit ihrem Kultlied "Schwarz-Weiß wie Schnee" den Eintracht-Fans einheizte. Auch diesmal werden über 20.000 Fans aus Frankfurt voller Inbrunst den Refrain mitsingen: "Schwarz-Weiß wie Schnee, das ist die SGE. Wir holen den DFB-Pokal und wir werden Deutscher Meister!" Seit 35 Jahren gibt es die lokalpatriotische Band aus Frankfurt mittlerweile, die selbsternannte Stilrichtung: "Alcoholic Metal". Wer mehr erfahren will, kann am Spieltag bei Sky Sport News ein Interview mit Tankard-Sänger Gerre sehen, das den ganzen Tag rauf und runter laufen wird.

Bembelbar on tour

Was wäre ein Pokalfinale ohne das Frankfurter Nationalgetränk Apfelwein? Eben, ungefähr so spektakulär wie ein platter Fußball beim Elfmeterschießen. Deshalb gibt es die Bembelbar, die seit über zehn Jahren bei jedem Eintracht-Spiel in Berlin Hunderte Liter Apfelwein in die Hauptstadt transportiert. Wer das "Stöffche" vermisst, kann in Kreuzberg der Kneipe "Zum Franziskaner" (Dresdener Straße 17) einen Besuch abstatten. Ab Freitagnachmittag ist das Team der Bembelbar vor Ort, DJs inklusive. Wer keine Karte fürs Stadion hat, kann dort auch unter Gleichgesinnten das Spiel verfolgen. Am Samstag sorgen die DJs der Bembelbar zudem beim Fanfest auf dem "Alex" ab 13.30 Uhr für Stimmung. Übrigens: Die Bembelbar war bereits beim Finale 2006 vor Ort in Kreuzberg, was die Niederlage gegen den FC Bayern für den einen oder anderen Fan etwas leichter verkraften ließ…

Ich packe meinen Koffer...

Franco Lionti ist bei der Eintracht längst zu einer kleinen Institution geworden. Seit 1997 ist der Italiener als Zeugwart mittendrin statt nur dabei beim hessischen Traditionsklub. Während es für die Spieler letztlich damit getan ist, 90 oder 120 Minuten die Knochen hinzuhalten, gerät Lionti schon Tage vor dem großen Finale ins Schwitzen - fast eine Tonne Sachen muss er zusammenpacken. "Alles in allem sind das rund 20 große Metallkisten und 800 Kilogramm Material", berichtet er bei hessenschau.de. Der 49-Jährige muss auf der Hut sein, dass er bloß nichts vergisst. "Bei so einem Finale guckt die halbe Welt zu. Stell dir mal vor, du hast etwas vergessen, ein Trikot fehlt oder hat die falsche Farbe. Das wäre schön blöd, darüber lachen alle."

Wie einen Schatz hütet er die T-Shirts, die im Falle eines Sieges im Endspiel nach dem Schlusspfiff flugs an alle Mann verteilt werden müssen. Wenn es nach einer Pokalüberraschung riecht, wird er kurz vor dem Ende seinen Platz am Spielfeldrand verlassen und die Kisten mit den Party-Shirts herbeizaubern.

Zusammengestellt von Julian Franzke