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Retro-Style! Meisterhaftes Leicester fertigt Liverpool ab

Klopp-Elf wird zum Aufbaugegner

Retro-Style! Meisterhaftes Leicester fertigt Liverpool ab

Leicester City trifft wieder - weil Jamie Vardy wieder trifft: Der Torjäger jubelt hier über sein 3:0 gegen Liverpool.

Leicester City trifft wieder - weil Jamie Vardy wieder trifft: Der Torjäger jubelt hier über sein 3:0 gegen Liverpool. picture alliance

Claudio-Ranieri-Masken, Claudio-Ranieri-Plakate, Claudio-Ranieri-Sprechchöre: Der Meistertrainer war allgegenwärtig bei Leicesters Heimspiel gegen Liverpool am Montagabend, auch wenn er erstmals seit eineinhalb Jahren nicht im King Power Stadium zugegen war. Und doch musste man am Ende konstatieren: Der umstrittenste Trainerwechsel der Premier-League-Saison - er hat sich erst mal ausgezahlt.

Leicester feierte unter Interimstrainer Craig Shakespeare den ersten Sieg nach fünf Liga-Niederlagen in Folge und verhinderte, erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz zu rutschen. Das 3:1 gegen den FC Liverpool, der trotz 16-tägiger Erholungspause und Spanien-Aufenthalt den nächsten Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Ränge erlitt, war eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Von Anfang an musste man schon ganz genau hinschauen, um festzustellen, dass das kein Leicester-Spiel aus der Meistersaison war. Das ging schon bei der Aufstellung los, die bis auf Kanté (Chelsea) aus der Titel-Stammelf bestand. Und es ging auf dem Rasen weiter: Leicester spielte forsch, erzwang mit Wachsamkeit und einer gesunden Härte frühe Liverpooler Ballverluste und sicherte sich so schnell die laute Rückendeckung von den Rängen.

Leicester zeigte altbekannte Stärken, Liverpool schien sie vergessen zu haben

Vor allem aber besann sich Leicester auf seine Stärken aus dem Vorjahr, Liverpool schien sie schon wieder vergessen zu haben. Ecken, Fuchs-Einwürfe, schnörkellose Zuspiele in die Spitze: Stück für Stück baute die Füchse Selbstvertrauen auf und kamen zu Tormöglichkeiten.

Die ersten Chancen vergaben Startelf-Rückkehrer Okazaki nach einem missglückten Vardy-Schuss per Kopf (7.) und Vardy selbst, der einen langen Ball von Keeper Schmeichel am Strafraum annehmen durfte und erst von Mignolet gebremst wurde (20.). Acht Minuten später ging das Duell anders aus - es war ein echter Retro-Moment: Mahrez ließ an der Mittellinie auf Albrighton tropfen, der den startenden Vardy direkt mit einem sensationellen Steilpass ins Eins-gegen-eins mit Mignolet schickte, genau zwischen Liverpools Verteidiger. Vardy, der seit September nur in einer Ligapartie getroffen hatte, machte Leicesters erstes Premier-League-Tor 2017 perfekt und tippte sich danach vehement an die Stirn. Der Kopf spielte offenbar wieder mit.

Henderson fehlt Klopp - Drinkwater erzielt ein Traumtor

Liverpool reagierte meistens nur, zeigte wenig Inspiration; Kapitän Henderson (Schlag auf den Fuß) fehlte als Organisator und Antreiber. Und Leicester? Gelang jetzt alles: Milner köpfte den Ball nach einer weiteren Fuchs-Einwurfschleuder aus dem Strafraum, Drinkwater nahm ihn aus rund 20 Metern volley und traf genau rechts unten (39.). 2:0, Pause, stehende Ovationen, es war Leicesters beste erste Hälfte seit Ewigkeiten.

Den zweiten Durchgang ging Liverpool mit massenhaft Ballbesitz an, mehr hatte Jürgen Klopps Mannschaft nicht zu bieten. Sie wurde vielmehr endgültig zum Aufbaugegner für einen Meister, dem der Abstieg droht: Fuchs flankte von links unbedrängt mit rechts (!), und keiner hinderte Vardy am Kopfball - 3:0 (60.). Den beinahe einzigen überzeugenden Liverpooler Angriff veredelte Coutinho nach Cans Vorarbeit zum 1:3 (68.), mehr als eine kurze Drangphase ohne Großchancen folgte nicht. Am Heimsieg war nicht mehr zu rütteln. Leicesters Fans feierten einen Auftritt, der buchstäblich meisterhaft, in vielerlei Hinsicht wie in der Meistersaison war: Er zeigte, dass der Blick zurück nicht hinderlich sein muss - vielleicht ist er gar der Schlüssel im Abstiegskampf.

jpe

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