Champions League

"Barcelona? Die Besten der Welt aktuell, natürlich"

Guardiolas Vorfreude - Bayern ohne Rafinha gegen Hertha

"Barcelona? Die Besten der Welt aktuell, natürlich"

Fliegender Wechsel: Nach dessen letztem Heimspiel im Camp Nou lässt der FC Barcelona Pep Guardiola hochleben.

Fliegender Wechsel: Nach dessen letztem Heimspiel im Camp Nou lässt der FC Barcelona Pep Guardiola hochleben. imago

Die erste SMS von Pep Guardiola nach der Auslosung ging an Tochter Maria in die Schule. Ihre Reaktion auf das Hammerlos gegen den alten Klub des Papas: "Gut so, dann kannst du ja Opa und Oma sehen." Und nicht nur die. Für Guardiola wird die Rückkehr in die Stadt, wo er zwischen 1984 und 2001 als Spieler aktiv war und dann von 2007 bis 2012 als Trainer von vielen Treffen mit Bekannten, Freunden und Familienangehörigen geprägt sein. "Ich habe in Barcelona ein ganzes Leben verbracht", sagt Guardiola. "Die Leute werden verstehen, dass es ein sehr spezielles Spiel ist für mich, aber auch für Thiago und meinen Staff."

Drei Jahre nachdem Guardiola aus freien Stücken den katalanischen Klub verließ, um sich zu regenerieren und den Kopf freizubekommen, wird er am 6. Mai erstmals als Trainer einer gegnerischen Mannschaft das Nou Camp betreten . "Das erste Mal zurück nach Hause, das ist einfach speziell", so Guardiola, dessen Rückkehr sehr emotional werden dürfte. Denn auch wenn Sportvorstand Matthias Sammer betonte, dass "die Spieler entscheidend" seien, "denn die stehen auf dem Platz im Mittelpunkt", wird das Hinspiel in Barcelona Guardiola einen bis dahin noch nie gesehenen Medienhype bescheren.

Die Herausforderung könnte größer nicht sein: den spanischen Verein, der beinahe drei Jahre brauchte, um sich vom Weggang Guardiolas zu erholen, ausgerechnet jetzt, kurz vor dem Einzug ins Finale aus dem wichtigsten Klubwettbewerb der Welt zu werfen, und das mit Spielern wie Neymar, Luis Suarez, Lionel Messi, Gerard Piqué, Andres Iniesta, usw. Für Guardiola steht fest: "Barcelona sind die Besten der Welt aktuell, natürlich."

Was wird sich der Spanier einfallen lassen? Sammer sieht die Chancen bei "fünfzig-fünfzig" und fordert, "über die eigenen Stärken nachzudenken". Gegen den FC Porto zeigte die Mannschaft, dass mit ihr zu rechnen ist. Der Rolle des Favoriten wurde sie sowohl gegen Donezk als auch letztlich gegen die Portugiesen mehr als gerecht. Gegen Barcelona ist Bayern nun nicht Favorit. Angesichts der vielen Ausfälle kann der FC Bayern sich zum ersten Mal seit langem als Herausforderer fühlen. Da könnte die Chance liegen.

BVB? "Die sind gefährlicher denn je"

Doch bis zu den beiden Spielen gegen die Katalanen haben die Bayern noch einiges vor. Am Samstag gilt es, mit einem Sieg die Deutsche Meisterschaft so gut wie perfekt zu machen - mit einem Remis oder mit einer Niederlage von Wolfsburg in Gladbach wäre sie auch rechnerisch sicher. Drei Tage später steht schon das Pokalhalbfinalspiel gegen Dortmund an, über das Guardiola am Freitag sagte: "Die sind gefährlicher denn je."

Den Auftrag gegen Hertha BSC muss das Team allerdings ohne Rafinha erfüllen. Er wird aufgrund von Adduktorenproblemen für das Dortmund-Spiel geschont. Das müsste eigentlich auch der angeschlagene Juan Bernat (Sprunggelenksbeschwerden), doch dem Trainer fehlen die Spieler. "Ich habe gerade mal 14 zur Verfügung." Denn auch das Comeback von Arjen Robben muss verschoben werden, er sei "noch nicht so weit", sagte Guardiola, der daneben auf Mehdi Benatia, Franck Ribery, David Alaba, Tom Starke, Javi Martinez und seit Dienstag auch auf Holger Badstuber verzichten muss.

Vertrauensfrage: Badstuber lässt sich in den USA operieren

Der Innenverteidiger zog sich im Spiel gegen Porto einen Muskelriss im Oberschenkel zu und wird deshalb in Vail/USA operiert, weil er zu dem dortigen Ärzteteam nach seinen Kreuzbandeingriffen ein derartiges Vertrauensverhältnis aufbaute, dass er sich nun entschloss, dort auch die OP am Oberschenkel vornehmen zu lassen. "Ich bin sehr traurig über den Ausfall", sagte Guardiola am Freitag. "Mit Holger in der Mannschaft haben wir immer gut gespielt."

Das muss nun ohne ihn passieren. Gegen Dortmund und dann gegen Barcelona. Doch die Bayern sind zu allem fähig und sie sind den größten Druck los, nach dem sie Porto deklassiert haben. Ein ehrenhaftes Ausscheiden gegen Barça wäre kein Weltuntergang, ein Weiterkommen dagegen ein ungeheurer Katalysator für das dann in Berlin stattfindende Finale.

Mounir Zitouni