kicker: Wie beurteilen Sie die Lage im Abstiegskampf, Zlatko Junuzovic?
Zlatko Junuzovic: Unser Plus ist, dass wir vor Wochen eigentlich schon abgeschrieben waren. Wir haben uns wieder zurückgekämpft, was uns nicht alle zugetraut haben. Wir wissen, was Abstiegskampf bedeutet und haben uns darauf eingestellt. Wir kennen die Situation, das ist unser Vorteil. Aus meiner Sicht hat sich die Lage sogar verbessert, obwohl wir nun wieder auf den 17. Rang zurückgefallen sind. Doch es gibt Mannschaften, die haben nicht daran gedacht, dass sie dort unten reinrutschen und sind nun betroffen.
kicker: Im Tabellenkeller geht es sehr eng zu. Den Zehnten trennen nur fünf Punkte vom Schlusslicht. Ist dies der große Vorteil für Werder?
Junuzovic: In der Tat geht es sehr eng zu. Die Kräfteverhältnisse haben sich in dieser Saison etwas verschoben. Es ist ein Zeichen für die Ausgeglichenheit. Oft entscheidet allein die Tagesform.
kicker: Die stimmte aus Werder-Sicht nicht in Frankfurt. Wie bewerten Sie die happige 2:5-Niederlage?
Junuzovic: Wir haben dort einfach nicht genug Fußball gespielt, haben die Bälle zu wenig laufen lassen. Und wir hauen uns neuerdings die Tore wieder selber rein. Wir können es besser, müssen uns einfach mehr zutrauen. Was wir in Hamburg und Frankfurt bei den beiden letzten Auswärtsspielen abgeliefert haben, ist nicht das, was wir leisten können.
kicker: Was ziehen Sie daraus für Schlüsse?
Junuzovic: Wir müssen auch auswärts anders auftreten, müssen mehr tun, eine gewisse Scheiß-egal-Mentalität entwickeln. Wenn wir dann verlieren sollten, so haben wir uns wenigstens nichts vorzuwerfen. Wir hätten alles probiert und riskiert und es ist schief gegangen. Besser so eine Niederlage zu kassieren als nach der Methode wie zuletzt.
kicker: Ist der Eindruck korrekt, dass Werder momentan von der Heimstärke lebt?
Junuzovic: So ist es tatsächlich. Wir kommen augenblicklich über unsere Heimstärke. Siehe das letzte Heimspiel gegen Paderborn, wo wir es geschafft haben, die vielen Ausfälle zu verkraften.
Gibt im Werder-Dress immer alles: Zlatko Junuzovic. imago
kicker: Ihre Forderung für die Partie gegen Hannover!
Junuzovic: Wir müssen ein anderes Gesicht zeigen, müssen wieder Fußball spielen. Von meinem Gefühl her sind wir eigentlich in einer gar nicht mal so schlechten Phase, müssen es aber auf den Platz bringen.
kicker: Haben Sie sich für die restlichen drei Spiele bis Weihnachten eine bestimmte Punkteausbeute zum Ziel gesetzt?
Junuzovic: Was soll das Wunschdenken? Ich habe anfangs immer gerechnet und es ist anders gekommen. Ich lasse es lieber, schaue nur noch von Spiel zu Spiel. Wichtiger wäre indes, dass wir uns von den Abstiegsrängen wegbewegen, was auch möglich ist.
kicker: Wie schwer wiegt nun der Ausfall Ihres Landmanns Sebastian Prödl?
Junuzovic: Es ist natürlich bitter und nicht gerade angenehm in der jetzigen Phase, doch es hilft nichts. Andere müssen sich nun zeigen. Wir haben einen breit aufgestellten Kader mit viel Qualität, sind also gerüstet, um im Abstiegskampf zu bestehen.
kicker: Was sagen Sie zu dem Liga-Debütanten, der auch aus Ihrer Heimat kommt? Was sagen Sie zu Richard Strebinger?
Junuzovic: Ein veranlagter Keeper, der sich in unserer U 21 einen Namen gemacht hat. Da er schon früh nach Deutschland gegangen ist, kennt man ihn noch nicht so gut in Österreich, doch das wird sich nun ändern. Wenn Spieler in der Bundesliga präsent sind, erhöht sich schlagartig die Aufmerksamkeit der Fans. Richard arbeitet sich nun hoch und hat eine gute Zukunft vor sich.