Beim Debüt von Kasper Hjulmand an der Seitenlinie war dessen Handschrift nicht erkennbar, der FSV wirkte kraft- und ideenlos, fuhr letztlich aber einen knappen 1:0-Erfolg ein und verschaffte sich eine ordentliche Ausgangsposition. Trotz der überschaubaren Leistung schickte Hjulmand im Rückspiel überwiegend dieselbe Elf auf den Rasen, lediglich Brosinski stand anstelle von Jara in der Startformation. Sein Pendant Staikos Vergetis sah dagegen keine Veranlassung für personelle Wechsel.
Ein Abbild aus dem Hinspiel
"Wir haben uns optimal auf das Spiel vorbereiten können, die Woche war bislang sehr gut – so gut, dass es schade ist, dass wir einige Spieler zu Hause lassen mussten, denn alle waren hochmotiviert und haben richtig gut trainiert", hatte Hjulmand vor Spielbeginn resümiert. Doch dann erinnerte die Anfangsphase stark an das Hinspiel: Der FSV kontrollierte Ball und Gegner, schlug daraus aber kaum Kapital. Auch Geis' unzählige Standards stellten kein probates Mittel dar. Die Griechen machten keine Anstalten von rauschendem Offensivfußball, sondern lauerten auf Konter, blieben mit dieser Herangehensweise aber wesentlich gefährlicher: Rolle versuchte es nach schnellem Umschaltspiel aus der Distanz (4.), de Blasis verpasste eine Hereingabe knapp (7.).
In der Folge bekam die FSV-Defensive die schnellen Gegenstöße besser in den Griff. Das Mainzer Offensivspiel war dagegen nach wie vor zu durchsichtig, beinahe jeder Angriff lief über die rechte Seite, es fehlte die Variabilität. Das stellte die Hausherren demnach nicht vor allzu große Probleme.
Europa-League-Qualifikation
De Blasis schockt Mainz
Als sich Asteras dann einmal wieder nach vorne traute, wurden die Nullfünfer, allen voran Keeper Karius, auf dem falschen Fuß erwischt: Kapitän de Blasis schlug eine Flanke direkt auf den Kasten. Der Mainzer Keeper konnte nur noch zusehen, wie das Leder über ihm im langen Eck einschlug (30.). Kurz darauf war Karius aber höchst aufmerksam, nachdem der Schlussmann in bester Manuel-Neuer-Manier aus dem Kasten stürmte und eine brenzlige Situation bereinigte (33.).
Tänzer Koo
Lange dauerte es allerdings nicht, bis der Bundesligist zum Gegenschlag ausholte. Wie so oft trieb Brosinski das Leder über rechts an, schickte Malli steil, der prompt Koo im Zentrum bediente. Der Südkoreaner bat zwei Griechen zum Tanz und schloss aus halbrechter Position scharf ins lange Eck ab - 1:1 (39.). Der FSV hatte das Momentum auf seiner Seite, belohnte sich vor dem Pausenpfiff aber nicht mehr. Brosinski stand Theodoropoulos im Weg (45.), beim folgenden Eckstoß setzte Noveski das Leder auf die Oberkante der Latte.
Nach Wiederanpfiff schob die Vergetis-Elf ihr Gesamtkonstrukt weiter nach vorne und störte die Nullfünfer früher im Spielaufbau. Spielerische Elemente blieben bei den Griechen aber nach wie vor auf der Strecke, stattdessen fiel Tripolis durch kompromisslose, teilweise auch überharte Zweikämpfe auf. Bestes Beispiel: Nachdem der FSV eine exzellente Kontersituation vergeigt hatte, mähte Mazza Koo völlig unnötig um. Glück für den Argentinier, dass er nur Gelb sah (58.).
Mazza erzeugt Spannung
Daraufhin rückte der Fußball wieder in den Vordergrund, weil die Hausherren mächtig Dampf machten: Nach Lluys Flanke lenkte Karius Mazzas Kopfball an den Pfosten, auch beim Nachschuss von de Blasis reagierte der Keeper glänzend (65.). Drei Zeigerumdrehungen später hatte der Torhüter jedoch das Nachsehen: Nach einem hohen Ball auf de Blasis legte dieser uneigennützig auf Mazza rüber, der Karius nun keine Chance ließ und eiskalt vollstreckte.
Vergetis hat den richtigen Riecher
Die Nullfünfer zeigten sich nicht geschockt, beinahe hätte Okazaki per Lupfer die Uhren wieder auf Null gestellt, doch der Lupfer des Stürmers trudelte an den Pfosten (71.). Die Griechen bliesen zur Schlussoffensive, warfen alles nach vorne und drängten die Rheinhessen tief in die eigene Hälfte. Mit Sankare brachte Tripolis-Coach Vergetis einen Mann, der als Zielspieler im Sturmzentrum agieren sollte (83.). Der 1,90-m-Hüne sollte der Geniestreich des Trainers sein: Einen langen Ball verlängerte Sankare auf Mazza, der den herauseilenden Karius aus spitzem Winkel per Flachschuss überwand (86.).
Die Sensation war greifbar, ein wenig Zeit blieb dem FSV allerdings noch. Doch die vielen hohen, weiten Bälle in den Sechzehner fanden keinen Abnehmer mehr, sodass die Europa-Reise der Nullfünfer überraschend schon in Tripoli ihr Ende fand. Die nächste Pflichtaufgabe steht für den FSV im DFB-Pokal an, dort ist Mainz beim Drittligisten Chemnitzer FC gefordert (15.08., ab 19 Uhr LIVE! bei kicker.de). Der Play-off-Gegner für Asteras wird morgen ermittelt (die Auslosung ab 13 Uhr LIVE! bei kicker.de).