VfB-Coach Thomas Schneider brachte bei seinem Debüt auf der Schwaben-Bank fünf Neue: Röcker, Kvist, Traoré, Cacau und Harnik spielten im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Augsburg anstelle von Sakai, Rausch, Leitner, Maxim und Abdellaoue. Taktisch präsentierte sich der VfB in einem 4-4-2. Bemerkenswert: Boka gab wieder den Linksverteidiger.
Ganz anders sah die Lage bei den Gästen aus. Rijekas Trainer Matjaz Kek hatte in der Liga zahlreichen Stammkräften eine Pause gegeben und brachte nun wieder fast dieselbe Elf, die den 2:1-Hinspielsieg errungen hatte. Einzige Ausnahme: Pokrivac ersetzte im Mittelfeld den verletzten Zlomislic.
Neue Besen kehren bekanntlich gut, das war wohl auch die Hoffnung der Verantwortlich des VfB, als Bruno Labbadia entlassen worden war. Und gegen Rijeka ging das zunächst auch gut auf, die Stuttgarter präsentierten sich vom Anpfiff weg als dominante, engagierte und spielerisch überzeugende Mannschaft. Die Schwaben kamen rasch zu klaren Feldvorteilen, erste gute Chancen ließen dann auch nicht auf sich warten: Cacau (9.), Harnik (10., 19.), Boka (20.) und der agile Traoré (25., 28.) hatten jedoch kein Abschlussglück.
Europa-League-Qualifikation
Von den Kroaten war offensiv im Grunde überhaupt nichts zu sehen, die Gäste waren zu sehr mit ihrer eigenen Defensive beschäftigt. Rijeka hatte hinten Probleme, stand unter Dauerdruck und hatte einen sichtlich nervösen Torhüter zwischen den Pfosten. Der im Hinspiel noch so starke Vargic (kicker-Note 1) wirkte alles andere als souverän, erlaubte sich immer wieder bei Flanken große Unsicherheit und stach dann auch noch durch aberwitzige Pässe hervor. Viel sprach also für den VfB, doch die Gäste durften trotzdem als Erste jubeln: Ein Missverständnis von Ulreich und Röcker nutzte Benko eiskalt aus und traf seelenruhig ins leere Tor (30.).
Gentner und Traoré drehen den Spieß um - Mujanovics später Streich
Hielt die Stuttgarter Hoffnungen am Leben: Christian Gentner. picture alliance
Der VfB wurde bitter auf den Boden der Tatsachen geholt, gab aber kurz darauf die passende Antwort - und die war sehenswert: Zuerst rannte sich Gentner im Sechzehner fest, stolperte, fiel sogar auf die Knie und traf trotz widriger Umstände dennoch sehenswert in den rechten Winkel (35.). Das war bitter nötig gewesen, denn so blieb die schwäbische Hoffnung am Leben. Die Stuttgarter drängten danach gegen weiterhin wackelige Kroaten auf die eigene Führung. Weil aber Males gerade noch vor Ibisevic rettete (38.) und der Bosnier kurz darauf einen Schritt zu spät kam, blieb es beim Remis zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel ließ das Niveau der Partie etwas nach. Das lag einerseits an Rijeka, das nun beherzter zu Werke ging und vor allem kämpferisch dagegenhielt. Diese Spielweise schmeckte den Schwaben zunächst nicht, allerdings passte sich der VfB an und suchte weiterhin die Offensive. Schneider reagierte und brachte mit Werner ein belebendes Element: Der 17-Jährige sorgte auf der linken Seite für frischen Wind, offenbarte zugleich aber auch Abschlussschwächen (59., 60.).
Danach meldete sich Traoré, der zuvor schon als emsiger Antreiber auffällig geworden war, in der Partie zurück - und wie! Zuerst schoss er noch knapp vorbei (65.), doch dann setzte er zum Sprint auf der rechten Außenbahn an, ließ Kvrzic locker stehen und flankte scharf nach innen. Dort hatte Maric dann auch noch Riesenpech, als er aus kurzer Distanz ins "falsche" Tor traf (75.). Der VfB hatte das Glück des Tüchtigen und befand sich nun auf Verlängerungskurs. Dazu kam es aber nicht, denn wieder einmal brachte sich der VfB selbst um die Früchte seiner Arbeit: Traoré verlor nach eigener Ecke in der vierten Minute der Nachspielzeit einen entscheidenden Zweikampf gegen den eingewechselten Mocinic, der umgehend den ebenfalls zuvor gekommenen Mujanovic auf die Reise schickte. Dieser hatte freie Bahn, nur noch Ulreich vor sich, blieb cool, traf sicher zum 2:2 und sorgte für das schwäbische Aus in der Europa League.
Am Freitagmorgen musste der VfB dann auch die allerletzte Hoffnung auf die EL-Teilnahme begraben: Weil der Ausschluss Fenerbahce Istanbuls vom Europacup inzwischen endgültig ist, wurde der eigentlich den Türken zustehende Platz unter den 30 Verlieren der Play-offs verlost. Doch Stuttgart ging leer aus, APOEL Nikosia hatte Losglück. Die Europa League selbst startet am 19. September. Bis dahin ist also noch Zeit - und sowohl Stuttgart als auch Rijeka steht nun wieder der Liga-Alltag bevor: Stuttgart empfängt am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) 1899 Hoffenheim. Rijeka trifft tags darauf auf Lokomotiva Zagreb (20.15 Uhr).