Schwedens Trainer Hakan Ericson kannte wie sein Gegenüber Rui Jorge nur ein Ziel: Erstmals den U-21-EM-Titel ins Land holen. Die Aufgabe ging er mit bekanntem Personal an: Vorne im Angriff agierten Kiese Thelin und der als "The Swedish Wayne Rooney" bekannte Guidetti. Portugals Coach Rui Jorge vertraute ebenfalls den etablierten Schützlingen wie Aufbauspieler William Carvalho, Ideengeber Bernardo Silva sowie den beiden Wirbelwinden Ivan Cavaleiro und Ricardo Pereira.
Sergio Oliveira haut einen raus
Mit diesen Akteuren entwickelte die junge Seleção Portuguesa de Futebol auch direkt vom Anstoß weg famosen Druck: Schweden entkam diesem in der Anfangsviertelstunde zu fast keiner Sekunde. Mit zwei extrem tief stehenden Ketten agierte die Ericson-Elf deswegen, abwehren konnte sie jedoch nicht alle Angriffe der Südeuropäer. So scheiterte Ricardo Pereira mit einem Schuss ans linke Außennetz (3.) genauso wie Sergio Oliveira, der einen direkten Freistoß an die Querlatte nagelte (7.). Weil die Portugiesen sich außerdem zweikampfstark zeigten, war auch nach eigenen Fehler stets schnell der Ball zurückerobert.
Schweden überstand den Druck und biss sich mit lautstarken Fans im Rücken ins Finale. Erste Chancen folgten (Kopfball Kiese Thelin, 12.), während hinten die portugiesischen Versuche meist von Torwart Carlgren ferngehalten werden konnten. Aus neutraler Sicht dümpelte die Partie folglich dahin, viel Mittelfeldgeplänkel war angesagt. Erst gegen Ende der ersten 45 Minuten wurde es wieder gefährlich: Sergio Oliveira prüft Carlgren via Freistoßschuss (36.), Joao Maria schoss aus bester Position Milosevic in die Hacken (38.).
Die K.-o.-Spiele im Überblick
Guidetti legt sich rein
Mit Wiederbeginn behielten die Portugiesen zwar die Oberhand, doch Schweden war sichtlich besser im Spiel und entwickelte selbst ab und an Gefahr. So wie in Minute 52, als Guidetti per Seitfallschuss den Ball hauchdünn über die Querlatte feuerte. Auf der Gegenseite spielte sich dennoch das Hauptgeschehen ab. Portugals Problem dabei: Die Akteure von Trainer Rui Jorge zelebrierten teilweise zu viel mit dem Leder, sie verweigerten oft den Schuss, verspielten sich dafür umso häufiger gegen die solide Abwehr des Gegners.
Carlgren passt auf und hat Glück
Portugals Trainer sah sich gezwungen, zu reagieren. Es kamen die offensiven Akteure Tozé und Iuri Medeiros. Beide Joker fügten sich stark ein: Erst scheiterte Tozé mit einem saftigen Hammer an einer guten Parade von Carlgren (63.), ehe Iuri Medeiros seinen Linksschuss minimal am linken Pfosten vorbeidrehte (64.). Danach kehrte aber schnell wieder Ruhe ein, die Partie verflachte zusehends.
Ärgerte sich nach seinen beiden dicken Gelegenheiten: Schwedens John Guidetti. Getty Images
Erst in den Schlussminuten der regulären Spielzeit rappelte es wieder - und zwar hatte Schwedens Guidetti zweimal das 1:0 auf dem Fuß: Der bullige Angreifer scheiterte zunächst aus der Drehung (80.), ehe er an einer meisterlichen Handparade von José Sa verzweifelte (86.). Portugals Nummer eins, in seinem Stammverein Maritimo nur Nummer zwei, zeigte nach einem starken Turnier gleich noch einmal sein Können, als er in höchster Not sicher zupackte (90.).
Verlängerung: Khalili zirkelt sehenswert
Portugal war in der Verlängerung zwar bemüht, doch mittlerweile gestalteten zweikampfstarke Schweden das Geschehen ausgeglichen. Und sie hatten direkt den nächsten Hochkaräter: Khalilis Direktschuss zog Millimeter oben rechts am Pfosten vorbei (95.). Auch Khalilis zweiter Versuch war gegen müde wirkende Südeuropäer nicht schlecht (103.).
Im zweiten Durchlauf der Verlängerung geschah zunächst äußerst wenig. Lediglich holten sich Baffo und Lindelöf die ersten Gelben Karten vom großzügigen Referee Szymon Marciniak ab. Das war's aber dann auch, da beide Nationen etwas Angst hatten und sich demnach aufs Elfmeterschießen "einigten".
Elfmeterschießen: Held Carlgren, Unglücksrabe William Carvalho
Der ultimative Thriller begann mit eiskalten Schweden, die die ersten drei Elfmeter sicher verwandelten. Portugal aber zog immer mit, bis Ricardo Esgaio scheiterte. Schweden wusste diesen Fauxpas aber nicht zu nutzen, da auch Khalili vergab. Dennoch sollte sich Schweden zum Champion krönen, da Portugals Star William Carvalho mit einem kläglichen Elfmeter den Traum seiner Nation platzen ließ. Carlgren, der zwei Schüsse parierte, stieg zum Helden des Abends auf.
Die nächste U-21-EM findet 2017 in Polen statt. Das deutsche Team wurde in der Qualifikation in Gruppe 7 eingeteilt. Die Gegner: Aserbaidschan, Finnland, Österreich, Russland und die Färöer.