U 21

Marc-Oliver Kempf trifft bei der deutschen U 21 - und erreicht eigene Zielmarke

SC-Sportvorstand Saier schiebt Wechsel einen Riegel vor

Kempf trifft bei der U 21 - und erreicht eigene Zielmarke

Traf gegen Dänemark: Marc-Oliver Kempf.

Traf gegen Dänemark: Marc-Oliver Kempf. imago

Aus Krakau berichten Michael Pfeifer und Carsten Schröter

So will es jedenfalls Jochen Saier. Obwohl sich die vom Klub angestrebte Verlängerung von Kempfs 2018 auslaufendem Vertrag noch immer nicht abzeichnet, betont der SC-Sportvorstand: "Wir planen zu einhundert Prozent mit ihm." Freiburg baut im wohl komplizierten Klassenkampf der kommenden Saison auf seinen Leistungsträger in der Innenverteidigung, würde notfalls auch die Kröte schlucken, ihn im nächsten Sommer ablösefrei ziehen lassen zu müssen. Aktuell werden sich Interessenten - so wird etwa der Wunsch des HSV nach einer Verpflichtung Kempfs kolportiert - an dieser Personalie aber die Zähne ausbeißen. Immer vorausgesetzt, es passiert nichts Verrücktes, was die Freiburger Entscheider zu einem Umdenken bewegen könnte.

Die satte Premiere mit rechts

Von allen Spekulationen unbeeindruckt, spult Kempf bei der U-21-EM in Polen seine Leistung ab und traf auch noch im zweiten Spiel sehenswert, per Volleyabnahme nach einer Ecke Max Meyers. "Ich habe gemerkt, dass es mit links in der ersten Halbzeit nicht so gut geklappt hat, obwohl die Chance wahrscheinlich ein bisschen einfacher war. Umso schöner, dass ich den mit rechts reinmachen konnte. Zudem war es wichtig. Das 2:0 hat uns noch ein bisschen mehr Sicherheit gegeben. Toll, der Mannschaft so helfen zu können", sagte Kempf freudestrahlend über seine Premiere. In der Zweitligasaison 2015/16 hatte er fünfmal in 30 Einsätze getroffen - viermal per Kopf, jeweils nach Vorlage von Vincenzo Grifo und einmal mit dem starken linken Fuß. Seinen beiden Bundesligatreffern in der Spielzeit 2014/15 gingen ebenfalls Kopfbälle voraus.

Ich liebe es, neben ihm zu spielen. Ein geiler Kicker. Ein lustiger Typ.

Niklas Stark über Marc-Oliver Kempf

Auch Kempf machte gegen Dänemark eine Leistungssteigerung der DFB-Junioren aus: "Man hat gesehen, dass wir nochmal ein paar Prozent drauflegen konnten, auch wenn die Dänen ein, zwei Konter hatten, wo es gefährlich wurde. Insgesamt haben wir aber den Ball gut laufen lassen und den Gegner gut vom Tor weggehalten."

Liebeserklärung von Partner Stark

Für ihn persönlich neben dem Torerfolg erfreulich: Das Zusammenspiel mit dem altbekannten Partner Niklas Stark - beide gewannen, zusammen mit Levin Öztunali und Davie Selke aus der aktuellen U 21, in Ungarn 2014 den U-19-EM-Titel - klappte deutlich besser als beim Auftakt gegen Tschechien. "Das war quasi aus dem Nichts das erste Spiel, wir hatten ja vorher kein richtiges Testspiel im eigentlichen Sinne", erinnert Kempf an die beiden "Regenschlachten" im Trainingslager in Grassau gegen Regionalligist Rosenheim und die deutsche Studenten-Nationalmannschaft. "Deswegen haben wir ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, haben uns jetzt aber deutlich gesteigert", meinte der Linksfuß recht nüchtern.

Marc-Oliver Kempf

Marc-Oliver Kempf beim Kopfball gegen Dänemark. imago

Sein Partner machte ihm hingegen eine veritable Liebeserklärung. "Er ist ein brutaler Zweikämpfer und haut sich immer voll in die Bälle, er hat einen guten linken Fuß. Ich liebe es, neben ihm zu spielen. Ein geiler Kicker. Ein lustiger Typ. Wir sitzen uns beim Essen gegenüber und haben immer unseren Spaß", schwärmt Stark, der dennoch eine weitere Steigerung des Abwehrduos fordert: "Wir müssen noch besser zusammen gegen den Ball arbeiten, damit der Gegner erst gar nicht zu Abschlüssen kommt."

Das wird gegen die Italiener, trotz deren überraschender 1:3-Schlappe gegen Tschechien, sicher nochmal eine härtere Herausforderung als gegen die Nordeuropäer. Dass im abschließenden Gruppenspiel schon ein Unentschieden fürs Weiterkommen reicht, darf laut Kempf nicht die Maßgabe sein: "Das kann ganz schnell nach hinten losgehen. Deswegen werden wir von Anfang an wieder versuchen, unser Spiel durchzuziehen, möglichst ein frühes Tor schießen und hoffentlich drei Punkte holen."

Eigene 15er Marke in der Verlängerung erreicht

Nebenbei hat Kempf ein im Januar gegenüber dem kicker formuliertes Ziel erreicht - in der Verlängerung. Nach seiner Meniskus-OP im Sommer 2016 arbeitete der Abwehrmann im Wintertrainingslager des SC Freiburg an seinem Comeback und wollte 2016/17 noch 15 Spiele bestreiten . Das war eigentlich auf die Bundesliga bezogen. Dort wurden es nach seiner Rückkehr am 22. Spieltag gegen Dortmund allerdings "nur" 13 Einsätze in Folge. Die U-21-EM brachte ihn nun aber doch noch zur selbst gesetzten Marke - und das Knie hält. "Nach der langen Spielpause zwickt ab und zu mal die Muskulatur, aber das ist ganz normal", sagt Kempf, der sich auf zwei "ruhigere Tage zur Erholung" freut, um am Samstag gegen Italien wieder "Vollgas zu geben".