Regionalliga

Regionalliga Südwest: Die Stuttgarter Kickers vor dem Absturz

Traditionsklub aus Degerloch droht Gang in die Oberliga

Die Kickers vor dem Absturz

Raus ohne Applaus: Die Kickers nach einer der zahlreichen Niederlagen in dieser Saison.

Raus ohne Applaus: Die Kickers nach einer der zahlreichen Niederlagen in dieser Saison. imago

Als Drittletzter der Südwest-Staffel gehen die Blauen in ihr Heimspiel gegen die Hessen - und liegen damit knapp unter dem Strich, der die Direktabsteiger von denjenigen trennt, die noch hoffen dürfen. Kickers 33 Punkte, Hessen Kassel 35, TuS Koblenz 36, so sieht es aus vor dem finalen Spieltag.

Es könnte der letzte Auftritt in der Viertklassigkeit sein für den DFB-Pokalfinalisten von 1987. Für den Klub, der Größen wie Guido Buchwald, Jürgen Klinsmann oder Fredi Bobic hervorgebracht hat. Die Kickers müssen den FSV schlagen und darauf hoffen, dass Kassel gegen Stadtallendorf verliert. Und das ist noch gar nicht alles: Daneben müssen sich anschließend die beiden Südwest-Topklubs 1. FC Saarbrücken (gegen 1860 München) und SV Waldhof Mannheim (gegen KFC Uerdingen oder Viktoria Köln) in der Aufstiegs-Relegation zur 3. Liga durchsetzen.

Stuttgarter Kickers - Vereinsdaten
Stuttgarter Kickers

Gründungsdatum

21.09.1899

Vereinsfarben

Blau-Weiß

mehr Infos
Stuttgarter Kickers - Die letzten Spiele
SGV Freiberg Fußball SGV Freiberg (H)
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FC-Astoria Walldorf FCA Walldorf (A)
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Die Entwicklung sei sportlich eine "Katastrophe", sagte Präsident Rainer Lorz gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. "Es ist ein Schock und eine Situation, die man lieber nicht erleben möchte. Innerlich ist da eine relativ große Leere."

Der nächste sportliche Niedergang kommt nicht gänzlich unerwartet, reichte es doch im vergangenen Spieljahr auch nur knapp zur Rettung.

Dabei ist erst drei Jahre her, als der Klub die Rückkehr in die 2. Bundesliga nur knapp verpasste und hinter Bielefeld, Duisburg und Kiel Vierter wurde. Im Jahr darauf sammelten die Blauen zwar 43 Punkte, doch reichte dies ausnahmsweise mal nicht, um die 3. Liga zu halten. Werder Bremen II und Wehen Wiesbaden lagen punktgleich nur um den Hauch eines knapp besseren Torverhältnisses vor den Kickers.

Der Abstieg nach Dünnwald-Metzler

Gazi-Stadion

Rechts ohne Dach: Das Stadion der Kickers in Degerloch.

Nicht nur Pech prägt die jüngere Vergangenheit des Traditionsvereins. Seit dem Ausstieg des 2004 verstorbenen Brillen-Unternehmers Axel Dünnwald-Metzler, der auch im Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes saß, kämpfen die Kickers ums Überleben - und gerieten gegenüber dem übermächtigen Stadtrivalen VfB mehr und mehr ins Hintertreffen. Klubchef Lorz räumt auch Fehler in der Vereinsführung ein: "Im Nachhinein gab es viele Weggabelungen, wo man sagen kann, man hätte sich anders entscheiden können."

Zum Beispiel fehlte nach der Trennung von Dirk Schuster vor fünfeinhalb Jahren die Konstanz auf dem Trainerposten. Es folgte rund ein Dutzend an Übungsleitern, die ihr Glück versuchten - allein in dieser Saison drei. Auch bei der Kaderzusammenstellung fehlte Glück und Geschick.

Der Abstieg ist wohl nicht mehr zu verhindern. Doch im kommenden Jahr soll es gleich wieder nach oben gehen, um nicht gänzlich von der Landkarte zu verschwinden. In Lorz' Augen haben die Blauen noch Potenzial für Höheres. Die Nachwuchsarbeit ist ein Pfund, mit dem die Kickers wuchern wollen. Und auch den Fans soll es wieder besser gehen: Der Stuttgarter Gemeinderat hat beschlossen, dass die marode Gegengerade wieder ein Dach bekommen wird. Seit März 2016 war ein Aufenthalt im Fanblock auf der Waldau ein manchmal fragwürdiges Vergnügen der Marke "Open Air".

aho/dpa