Seit August 2012 steht Bäcker bei Kickers Offenbach unter Vertrag. Dass ein Spieler mit seinen Fähigkeiten in der Regionalliga spielt, ist alles andere als normal. In der Jugend wurde der aus dem nordhessischen Heringen stammende Bäcker zusammen mit Patrick Herrmann und Toni Jantschke bei Borussia Mönchengladbach ausgebildet, spielte in der DFB-Auswahl.
Gemeinsam mit seinem guten Freund Marco Reus (Borussia Dortmund) rückte Bäcker 2009/10 in den Profikader der Gladbacher. Mit 21 Jahren wechselte er in die 2. Liga zu Alemannia Aachen, hatte aber großes Verletzungspech. Kickers Offenbach sollte der Neustart für den schnellen, technisch versierten Offensivspieler werden.
Nach dem Lizenzentzug und dem Zwangsabstieg aus der 3. Liga ist Bäcker als einer von drei Stammspielern mit in die Viertklassigkeit gegangen – und wurde in der Regionalliga zu einem der herausragenden Akteure in dieser Saison. Dank seiner Vielseitigkeit hat Bäcker fast alle Offensivpositionen gespielt. "Ich versuche immer, alles reinzuhauen, die Mitspieler zu sehen und natürlich auch Tore zu schießen", fasst Bäcker zusammen.
Für die Kickers ist er die Lebensversicherung. Ohne Bäcker, der an zwölf der 21 Treffer (sieben Tore, fünf Assists) direkt beteiligt war, hätte die Offenbacher Offensive kein Regionalliga-Format. Vier Wochen fehlte Bäcker wegen einer Muskelverletzung. Die Ausbeute aus den vier Spielen: 0 Punkte, 2 Tore. Mit dem Torjäger haben die Kickers in 15 Spielen 25 Punkte geholt.
Wenn du als Stürmer ein gutes Jahr hast, kannst du schnell hochrutschen
Fabian Bäcker
Bäcker ist für Trainer Rico Schmitt neben Kapitän Daniel Endres der wichtigste Ansprechpartner. "Fabian hat sich als Persönlichkeit weiterentwickelt", sagt Schmitt. "Er ist sehr trainingsfleißig und will Verantwortung übernehmen." Längst hat Bäcker die Führungsrolle nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz übernommen. Schon jetzt macht er sich Gedanken über die Zeit nach dem Fußball, absolviert ein Fernstudium, beschäftigt sich mit Sportmanagement.
Bäcker hat den Neuaufbau einer jungen Mannschaft in Offenbach als Chance gesehen. "Ich muss mich in einer komplett neuen Mannschaft beweisen. Wenn alle an Bord sind, haben wir ein sehr starkes Team für die Regionalliga", sagt Bäcker. Komplett war der Kader des OFC im bisherigen Saisonverlauf aber nicht immer. "Wir sind super gestartet, hatten dann jedoch eine ganz schwierige Phase mit vielen Ausfällen. Das ist mit unserem dünnen Kader schwer zu kompensieren." Von Platz drei sind die Kickers zwischenzeitlich bis auf Rang 13 zurückgefallen, ehe sie sich nach Bäckers Rückkehr wieder gefangen haben.
Die sieben Punkte aus den letzten drei Spielen haben die Kickers wieder angriffslustig werden lassen. „Jetzt können wir uns auf Weihnachten und Silvester freuen und nach der Pause wieder angreifen“, sagt Bäcker, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft. Auch wenn der Angreifer immer wieder betont, wie wohl er sich beim OFC fühlt ("6000 Zuschauer in jedem Heimspiel sind Wahnsinn"), haben die höheren Ligen nicht ihren Reiz verloren – zumal es Interessenten gibt
Wie schnell man ein, zwei Klassen überspringen kann, hat Bäcker erst kürzlich bei seinem früheren Offenbacher Mitspieler André Hahn erlebt: von der 3. Liga zum Bundesliga-Stammspieler beim FC Augsburg. "Wenn du als Stürmer ein gutes Jahr hast, kannst du schnell hochrutschen", sagt Bäcker. "Es gehört natürlich auch ein bisschen Glück dazu."
Jochen Koch