Regionalliga

Koschinat: "Qualität der Liga ist gestiegen"

Fortuna Köln: Trendwende nach Auftaktpleite

Koschinat: "Qualität der Liga ist gestiegen"

Sieht noch in vielen Bereichen Verbesserungspotenzial: Fortuna-Coach Uwe Koschinat.

Sieht noch in vielen Bereichen Verbesserungspotenzial: Fortuna-Coach Uwe Koschinat. imago

kicker: Herr Koschinat, sechs Punkte aus drei Spielen - zufrieden?

Uwe Koschinat: Es holpert noch. Wir haben in vielen Bereichen Verbesserungspotenzial. Nach dem Fehlstart gegen Aachen haben wir aber immerhin einen Zwei-Punkte-Schnitt. Positiv ist, dass wir unsere Auswärtsstärke gleich ins erste Spiel der neuen Saison gerettet haben.

Trainersteckbrief Koschinat
Koschinat

Koschinat Uwe

Fortuna Köln - Vereinsdaten
Fortuna Köln

Gründungsdatum

21.02.1948

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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kicker: Bei der Kaderplanung wartete der Klub lange auf die Zusagen der Investoren für eine weitere Saison. Ist das mit ein Grund für die Probleme Ihrer Elf?

Koschinat: Nein. Gegen Uerdingen haben zehn Mann des Vorjahres in der Startelf gestanden, das kann keine Ausrede sein. Ich mache es stark an der Psychologie fest. Nach dem Pokalspiel gegen Mainz wurde ich gefragt, ob ich einen Fehlstart befürchte. Das ist auch in den Köpfen der Spieler. Mit einer Pleite gegen Uerdingen hätten wir drei Heimspiele in den Sand gesetzt. Dieses Wissen kann lähmen. Man merkt, dass der ein oder andere Automatismus auf die neue Mannschaft übertragen werden muss.

kicker: Nach den ersten Spielen sind Lotte, Viktoria Köln und Aachen oben dabei. Es ist zwar noch früh in der Saison, aber es sieht schon alles danach aus, als würden die üblichen Verdächtigen den Titel unter sich ausmachen.

Koschinat: Lotte schafft es trotz des Trainerwechsels, sehr stabil und souverän aufzutreten. Über Viktoria muss man sich eigentlich nicht unterhalten – da steht eine Mannschaft auf dem Platz, bei der jeder Spieler einen ganz anderen Anspruch verfolgt, als in der vierten Liga zu spielen. Insofern sind die bisherigen Resultate das Ergebnis der extrem hohen Qualität, das war ja auch zu erwarten. Man darf Schalke nicht vergessen, die haben auch wieder einen sehr guten Start hingelegt. Aachen ist gut reingekommen und auch Oberhausen hat eine bärenstarke Truppe, insofern sieht man: Diejenigen, die immer genannt wurden, haben sich jetzt schon ein wenig oben festgesetzt. Insgesamt muss man sagen, dass die Qualität der Liga noch einmal gestiegen ist.

kicker: Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Wie planen Sie für die Zeit danach?

Koschinat: Ich sehe mich schon zur Arbeit im höherklassigen Fußball befähigt. Man wird sehen, wie wir als Team und ich als Trainer bewertet werden. Es wäre schön, wenn es erfolgreich endet. Aber ein auslaufender Vertrag heißt, dass ich mich perspektivisch ausrichten muss.

kicker: Hat die Aktivität in der Regionalliga nicht ohnehin eine Halbwertszeit, weil selbst der Meister noch in die Relegation muss und man sich so kaum entwickeln kann?

Koschinat: Mit Sicherheit. Andererseits ist zumindest die Regionalliga West im Fokus. In der Spitze gibt es vom Aufwand her keine großen Unterschiede mehr zu Zweit- und Drittligisten. Man wird sehen, ob die Liga in drei, vier Jahren noch mit so vielen großen Vereinen bestückt ist, oder sich nur noch auf U-23-Mannschaften reduziert.

kicker: Wird die Liga nicht zwangsläufig unattraktiver, weil man trotz der traditionsreichen Vereine irgendwann nicht mehr darüber hinwegsehen kann, dass die Aufstiegschancen verschwindend gering sind?

Koschinat: Die Gefahr besteht. Es kann natürlich auch eine Kehrtwende geben, die könnte für mich aus drei Modellen bestehen. Modell Nummer Eins: Man hat ja mittlerweile auch die Regionalliga für das überregionale Fernsehen entdeckt. Ich habe kein Gefühl dafür, wie wertvoll die Höhe der Einschaltquoten ist, aber möglicherweise kann man darüber irgendwann mal Fernsehgelder generieren. Zumindest für die Vereine, die häufig gezeigt werden, und das sind ja meistens Traditionsklubs mit dem Anspruch, im oberen Drittel zu spielen.

Meine Zielsetzung ist es, weitere Schritte zu machen.

Uwe Koschinat

Modell Nummer Zwei könnte sein, dass die Attraktivität der Liga dazu führt, dass die regionale Wirtschaft sich wieder mehr mit regionalem Fußball identifiziert und nicht alles an die großen Vereine geht, die ihren Etat primär ja über die immens hohen Fernsehgelder stemmen. Modell Nummer Drei halte ich für die sauberste und fairste Variante, aber an die wird wahrscheinlich keiner rangehen. Da geht es darum, dass die Profivereine ihren Solidarbeitrag leisten.

kicker: Wie sollte das aussehen?

Koschinat: Sie spielen in dieser Liga und dürfen ihre Toptalente dort ausbilden. Dann muss es eigentlich so sein, dass die Verein – gestaffelt von einem Champions-League-Teilnehmer bis zu einem Zweitligisten –in einen großen Topf zahlen, aus dem die anderen Vereine partizipieren können. Anders ist das normalerweise nicht darstellbar. Die U-23-Mannschaften haben in der Regionalliga doch den Himmel auf Erden. Sie haben einen hohen Wettkampf für ihre jungen Spieler – teilweise unter Profibedingungen, wenn sie zum Beispiel vor 10.000 Zuschauern in Essen oder Aachen spielen. Sie haben kurze Fahrten, sie können permanent Spieler aus den Profiteams einsetzen. Da bin ich schon der Meinung, dass etwas zurückgegeben werden könnte.

kicker: Noch einmal zurück zu Ihnen: Wann werden Sie sich konkret mit Ihrer Zukunft befassen?

Koschinat: Für mich persönlich spielt das jeden Tag eine Rolle. Neben der täglichen Arbeit mit dem Verein entwickele ich viele Visionen. Die haben primär mit Fortuna Köln zu tun, aber logischerweise auch mit meinem persönlichen Leben. Als Fußballtrainer ist man natürlich sehr stark von vernünftigen Nachfragen abhängig. Ich bin mir sicher, dass, wenn ich mich bei einem Verein präsentieren kann, ich dort dann auch nachhaltig Eindruck machen kann. Aber es kommt logischerweise immer darauf an, wer dich wo ins Gespräch bringt, welcher Verein Bedarf hat und wer sich auch ernsthaft mit dir beschäftigt. Meine Zielsetzung ist es, weitere Schritte zu machen. Ich habe bei Fortuna schon gemerkt, dass ich Dinge entwickeln kann. Aber ich werde es eben nicht auf Gedeih und Verderb machen.

kicker: Weil Sie sich als Trainer auf lange Sicht im Profifußball sehen.

Koschinat: Genau. Oder weil ich das Kapitel Profitrainer – was ich momentan bin, da ich keinen anderen Beruf ausübe – ein Stück weit überdenken muss.

Interview: Philip Sagioglou