Nach Abpfiff präsentierte sich Grill kämpferisch wie eh und je, während der 90 Minuten jedoch hatte selbst der stets angriffslustige Oberbayer seltsam reserviert und emotionslos gewirkt. War er zuvor durch aktives Coaching aufgefallen, so beobachtete er nun die Begegnung fast durchgängig im Sitzen. "Zu Recht", so der 47-Jährige, seien "die Anhänger unzufrieden", sein Team aber hätte erneut "alles versucht". Dass allerdings die Qualität Regionalliga-Ansprüchen nicht genügt, ist selbst dem größten Optimisten mittlerweile klar geworden. Auch Grill räumt ein, dass es "eng wird", man habe "die Qualität, die wir verloren haben, einfach nicht ersetzen können".
Zwar sind Flügelspieler Uli Fries und Torwart Andreas Rössl (beide 25) längst aus dem Lager der "Rebellen" zurückgekehrt, dennoch mangelt es deutlich an Erfahrung. Die Grill-Elf agiert fast immer diszipliniert, engagiert, geordnet und willig, in der Offensive jedoch jedes Mal hilf- und mutlos. Torchancen sind fast so selten wie Fürther Heimsiege in der Bundesliga.
Dem Übungsleiter kann dabei einzig angelastet werden, dafür verantwortlich zu sein, dass acht Leistungsträger nicht mehr zur Verfügung stehen. Er sei "selber überrascht" gewesen, so Grill, "dass so etwas in Ismaning möglich ist", insbesondere Torjäger Mijo Stijepic (33) vermisse er, "alleine mit ihm ständen wir jetzt ganz anders da". Was Grill unter den gegebenen Umständen mit dieser Rumpftruppe abliefert, verdient ebenso Respekt wie seine Bereitschaft, sich dieser, auch für ihn unangenehmen Situation zu stellen. Zumal nicht absehbar ist, dass sich daran bis zum Saisonende etwas ändert. Vielmehr ließ Grill durchblicken, auch im sehr wahrscheinlichen Fall des Abstiegs weiterarbeiten und "die Vereinsstrukturen verbessern" zu wollen.
Matthias Horner