kicker: Herr Koch, ist Ihr Verband mit seinem Antrag auf neue Viertligastaffeln einfach vorgeprescht?
Dr. Rainer Koch: Der Amateurfußball muss doch Positionen benennen, unser Antrag soll Grundlage zu einer gemeinsamen Lösung sein.
kicker: Ist Nachwuchsförderung auf hohem Niveau mit acht Regionalliga-Staffeln möglich?
Koch: Drei Staffeln würden durch die 54 Klubs der aktuellen Regionalliga abgedeckt. Dazu kämen die rund 90 besten Oberligavereine. Wegen der Nachwuchsförderung wollen wir die Reserven integrieren. Man muss aber neben 36 Lizenzklubs und etwa 15 Traditions-Regionalligavereinen auch über 150 Oberligisten sehen.
kicker: Der Aufstieg würde in Ihrem Modell über eine Relegation erfolgen...
Koch: Für viele Amateurklubs ist in der Oberliga Schluss. Deshalb müssen wir die vierte Ebene so attraktiv machen, dass diese Klubs sich um die Staffelmeisterschaft bemühen und doch akzeptieren, dass ein Aufstieg nicht zu schaffen ist. Daher soll es eine Deutsche Amateurmeisterschaft mit Qualifikation zum UEFA-Regions-Cup geben.
kicker: Wie ernst nehmen Sie die Drohung aus der Liga, gemeinsame Vereinbarungen rückgängig zu machen, sollte eine Zwei- oder Mehrstaffellösung auf dem Bundestag im Oktober beschlossen werden?
Wer hat den Sonntagsspielen zugestimmt? Die Amateure.
Koch: Ich finde, Schärfe nützt hier nichts, und ich möchte auch keine in die Diskussion bringen. Ab 2012/13 wird sowieso kein Regionalligaverein mehr Fernsehgeld bekommen. Wir brauchen eine vierte Spielklasse, die ohne Fernsehgeld wirtschaftlich machbar ist. Die Liga hat bei der DFB-Pokal-Teilnahme der Reserven nachgegeben, aber wer hat den Sonntagsspielen der Bundesliga zugestimmt? Die Amateure. Und die Profivereine bestehen zwar darauf, dass ihre Zweiten in der Regionalliga spielen, halten aber wegen der Attraktivität die 2. Liga per Satzung frei von Reserven. Das ist doch ein Widerspruch.
kicker: Laut Heribert Bruchhagen haben die DFL-Klubs Millionen in Nachwuchsleistungszentren gepumpt und wollen nun keine "witzlose Reserverunde".
Koch: Ich vermisse die andere Seite der Medaille. Über 95 Prozent aller Spieler aus den Nachwuchsleistungszentren waren bis zum 14. Lebensjahr bei anderen Klubs. Ist das fair gegenüber den vielen Tausend Menschen, die ehrenamtliche Tätigkeit im Wert von weit mehr als 500 Millionen im Jahr leisten, immer auf die 70 Millionen zu pochen, die der Spitzenfußball ausgibt? Aufrechnen macht keinen Sinn. Und wir müssen aufpassen, bei aller Anerkennung der Eliteförderung nicht zu überdrehen und die Amateure nicht mehr mitzunehmen. Deshalb will ich nach einem guten Kompromiss suchen.
Interview: J. Jakob/M. Riedl