DFB-Pokal

Frankfurt-Fans sorgen fast für Spiel-Abbruch

Bei der Pokalpartie in Oberneuland

Frankfurt-Fans sorgen fast für Spiel-Abbruch

Vor dem Spiel beim Bremer SV war bei den Frankfurter Fans noch alles ruhig - das änderte sich noch.

Vor dem Spiel beim Bremer SV war bei den Frankfurter Fans noch alles ruhig - das änderte sich noch. imago

Gegen Ende der ersten Hälfte meldete sich der Stadionsprecher zu Wort und ermahnte die Fans der Frankfurter Eintracht: "Bitte unterlassen Sie das Rütteln auf den Rängen!" forderte der Mann am Mikrofon die Gäste aus Hessen auf. "Es könnte sonst zu gefährlichen Schwingungen kommen."

Was spaßig klang und von den neutralen Beobachtern auch so aufgenommen worden ist, war bitterer Ernst. Gewisse Gruppierungen aus der Anhängerschaft der Eintracht, dafür bekannt und gefürchtet, benahmen sich nicht gerade sportlich und "attackierten" Begrenzungen, Absperrungen und Zäune im Stadion in Oberneuland, die vom Veranstalter offenbar nicht vorschriftsmäßig angebracht worden waren. Wie die Polizei bestätigte, musste der Sicherheitszaun im Bereich des Frankfurter Fanblocks in der Halbzeit "wegen technischer Probleme geprüft werden". Das Pokalspiel des Bremer SV gegen den Erstligisten stand kurz vor dem Abbruch.

"Wir haben kurzzeitig diese Lösung überlegt", bestätigte nach dem Schlusspfiff Dr. Peter Warnecke, der Präsident des Amateurligisten gegenüber kicker online. Schließlich hätten sie sich in Absprache mit Polizei und Ordnungsdienst dafür entschieden, die Partie zu Ende zu führen. Warneckes Begründung für diesen Schritt: "Ein Abbruch hätte ein noch größeres Sicherheitsrisiko bedeutet."

Eintracht-Mediendirektor Markus Jestaedt erklärte am Abend: "Die Bremer Polizei hat bestätigt, dass aufgrund des guten Benehmens der Eintracht-Fans in der zweiten Halbzeit das Spiel regulär über die Bühne gebracht werden konnte." Allgemein zog die Polizei ein positives Fazit, sprach von einem "friedlichen Verlauf" der Pokalpartie, bei der es vor und nach dem Spiel keinerlei Probleme gegeben habe.

Ein Abbruch hätte ein noch größeres Sicherheitsrisiko bedeutet.

Dr. Peter Warnecke, Präsident Bremer SV

Die "nicht gerade höflichen Eintracht-Fans" seien der einzige Misston an diesem Nachmittag gewesen, wie der BSV-Boss betonte. Hinterher war Warnecke schon wieder zu Scherzen aufgelegt. "Damit die Frankfurter Profis noch pünktlich den Flieger bekommen, haben wir nicht remis gespielt", flachste er bei der Pressekonferenz. 0:3 verloren gegen den Bundesligisten, dennoch waren die Amateure aus dem Westen der Hansestadt mit der Vorstellung und dem Resultat ganz zufrieden.

"Standesgemäß", urteilte Trainer Klaus Gelsdorf, der insgesamt den "erwarteten Klassenunterschied in den entscheidenden Spielsituationen" und die "individuelle Klasse" der Berufsfußballer bemerkt hatte. Der Coach verwies zudem darauf, dass diesmal umgekehrte Verhältnisse geherrscht hätten. Normalerweise sind die klassentieferen Mannschaften im Pokal gegenüber den Bundesligisten im Vorteil, weil sie schon in der Meisterschaft spielen. Anders beim Oberligisten: Der BSV beginnt erst in zwei Wochen mit der Serie in der Oberliga Bremen und befindet sich erst seit knapp vier Wochen im Vorbereitungsprozess.

Veh und Bruchhagen gratulieren Amateuren zu guter Leistung

Viel Lob heimste der fünftklassige Verein von den prominenten Gästen aus der Main-Metropole ein. "Gut organisiert", lautete das Kompliment von Armin Veh an die Adresse seines Gegenübers. "Ihr seid doch alle Amateure, Gratulation für diese tolle Leistung." So hatte es auch Heribert Bruchhagen, der Vorsitzende er Eintracht, gesehen. "Die Bremer haben es gut gemacht", meinte der im kommenden Mai ausscheidende Eintracht-Chef schon zur Pause: "Sie stellen die Räume zu lassen uns so nicht zur Entfaltung kommen und machten es uns schwer."

Gelsdorf hatte eine Taktik gewählt, die sonst die Gegner des BSV, der dominierenden Truppe im Bremer Amateurfußball, anwenden. Eine Dreierkette mit drei Innenverteidigern, im Spiel gegen den Ball, was zumeist der Fall war, formiert mit den beiden Außenspielern zu einem fünfköpfigen Abwehrriegel. "Es hat lange gut funktioniert", sagte Christian Ahlers-Ceglarek über die neue Strategie. "Wir kennen es von unseren Gegnern und wir wissen, wie schwer es ist, dabei erfolgreich zu agieren."

Christian Ahlers-Ceglarek

Dreimal bezwungen: BSV-Torhüter Christian Ahlers-Ceglarek lieferte dennoch einen guten Auftritt ab. imago

Für den souveränen Keeper, an allen drei Gegentoren machtlos, war erst mit dem zweiten Tor die Entscheidung in dieser an sich ungleichen Partie gefallen. Als er nach dem Schlusspfiff die Stimmen vernahm, die ihm mitteilten, dass Aigners Tor aus einer Abseitsposition gefallen sei, fühlte er sich bestätigt: "Dass er so frei und nah vor mir auftaucht, hat mich gleich stutzig gemacht."

Am Ende überwog auch bei Ahlers-Ceglarek die positive Stimmung, wie bei allen BSV-Verantwortlichen. Gut und teuer verkauft, bei einer Kulisse von 3400 Zuschauern und dem Startgeld einen respektablen Gewinn gemacht, der das nächste Spieljahr mitzufinanzieren hilft, alles im grünen Bereich, auch wenn es nicht zur erhofften Sensation gereicht hat. Schlusswort des Mannes mit der Nummer eins auf dem Rücken nach dem nicht alltäglichen Vergleich mit dem Erstligisten: "Es war ein Erlebnis."

Hans-Günter Klemm