Armenien igelt sich ein, Deutschland kommt nicht durch
Nationaltrainer Joachim Löw tauschte nach dem 2:2 gegen Kamerun dreimal Personal: Höwedes, Lahm und Schürrle starteten für Durm, Götze und Özil (alle Bank). Taktisch bildeten Boateng, Mertesacker, Hummels und Höwedes die Viererkette. Im Mittelfeld formten Khedira und Lahm die Doppel-Sechs, davor stellten Schürrle, Kroos und Reus die offensive Dreierreihe. Als einzige Spitze agierte Müller. Armeniens Coach, der Schweizer Bernard Challandes, hatte mit Dortmunds Mkhitaryan einen Bundesliga-Legionär in seiner Mannschaft.
"Wir wollen mitspielen", hatte Challandes von seiner Mannschaft gefordert. In der Anfangsphase hielt Armenien Wort und initiierte punktuelle Angriffe. Spielbestimmend agierte aber hauptsächlich die DFB-Auswahl, die gegen kompakt verteidigende Gäste aber nur selten zwingend war. In der Rückwärtsbewegung stellten die Armenier schnell die Räume dicht und doppelten den ballführenden Spieler. In der Vorwärtsbewegung agierte Deutschland deshalb recht fehlerbehaftet und kam nur selten zu Abschlüssen.
Reus: Zwei Großchancen, dann der große Schock!
Eine erste Lücke fand Müller, der Reus mit einem Pass in Szene setzte. Der Flügelflitzer tauchte frei vor Berezovsky auf und tunnelte den Torwart mit einem Schuss im Fallen. Der Ball kullerte in Richtung Tor, doch Mkoyan kratzte das Spielgerät gerade noch von der Linie (13.). Dies sollte für lange Zeit die einzig nennenswerte Möglichkeit der Deutschen geblieben sein. Zwar stellte Armenien seine Offensivbemühungen fast vollständig ein, doch fand die Löw-Truppe einfach kein Durchkommen gegen einen massierten Defensivverbund.
Nach einer halben Stunde spürte Armenien den Dauerdruck der deutschen Mannschaft. Wieder setzte Müller Reus mit einem Sahnepass in Szene. Der Dortmunder versuchte frei vor Berezovsky erneut den Tunnel, doch der Torwart parierte (32.). Ansonsten bot der finale WM-Test viel Leerlauf. Mittlerweile eher destruktive Armenier konzentrierten sich nun voll aufs Verteidigen und verbarrikadierten sich vor dem eigenen Strafraum. Mit Erfolg. Kurz vor dem Halbzeitpfiff dann doch noch ein großer Schock: In einem Zweikampf mit Yedigaryan knickte Reus unglücklich mit dem linken Knöchel um und musste verletzt raus (44.). Für den bis dato gefährlichsten Deutschen kam Podolski (45.+1).
Die Lukas-Podolski-Show
Nach dem Seitenwechsel blieb Lahm gleich in der Kabine, für ihn kam Özil, der fortan auf der "Zehn" spielte. Kroos rückte eine Position weiter nach hinten auf die "Sechs". Vor allem Podolski sorgte für frischen Wind. Der Joker vom FC Arsenal wurde von Kroos auf die Reise geschickt und flankte daraufhin flach auf den ersten Pfosten zu Schürrle, der per Hackentrick zum 1:0 traf (52.). Der Führungstreffer gab der Nationalelf Auftrieb. Boateng (63.) und Kroos (66.) verfehlten das Ziel nur knapp, Özil traf den Pfosten (65.).
Löws Wechsel hatten ihre Wirkung nicht verfehlt, der Bundestrainer legte nach und brachte Klose und Großkreutz (67.). Letzterer viel aber zunächst negativ auf, als er seinen Vereinskameraden Mkhitaryan im eigenen Sechzehner zu Fall brachte (68.). Der Dortmunder trat selbst an und traf gegen Weidenfeller zum 1:1 (69.). Diesen Schock konnte Deutschland jedoch postwendend abschütteln: Podolski verwandelte einen Zuckerpass von Özil zum 2:1 (72.). Direkt danach bediente Schweinsteiger Höwedes mustergültig, der erst an einer Berezovsky-Parade scheiterte und dann im Nachschuss auf 3:1 erhöhte (73.).
Auch Joker Götze sticht
Nun ging Armenien der Sprit aus - und die Nationalelf spielte sich in einen Rausch: Podolski flankte auf Klose, der sein 69. Tor für Deutschland köpfte und damit Rekordtorschütze des DFB ist (77.). Auch der mittlerweile eingewechselte Götze rückte rasch ins Rampenlicht und traf nach Vorlagen von Podolski und Klose zum 5:1 (82.) und 6:1-Endstand (89.).
Schon am morgigen Samstag bricht der DFB-Tross in Richtung Brasilien auf. Die Weltmeisterschaft 2014 startet für Deutschland dann am 16. Juni (18 Uhr, Salvador) mit dem ersten Gruppenspiel gegen Portugal.