Im ersten Länderspiel nach dem Halbfinal-Aus bei der EURO 2012 gegen Italien vertraute Bundestrainer Joachim Löw auf Zieler im Tor, der anstelle des verletzten Neuer zwischen den Pfosten stand. Kapitän Lahm fehlte aus familiären Gründen und wurde von Schmelzer vertreten. Den Rest der Viererkette bildeten Boateng, Hummels und Badstuber. Auf der Doppelsechs kamen Khedira und Bender zum Zug, während Müller, Özil und Reus die offensive Dreierreihe bildeten. Einzige Sturmspitze war Klose, der das Team als Kapitän aufs Feld führte.
Argentinien lief in einem 4-4-2-System auf - mit der Offensive als Prunkstück: Neben Weltfußballer Messi liefen dort auch noch Higuain und di Maria auf.
Schnell entwickelte sich ein intensives und temporeiches Duell zweier Teams, die sich auf Augenhöhe begegneten. Sowohl die Albiceleste als auch die DFB-Elf waren um offensive Aktionen bemüht, taten sich aber zunächst schwer - die Abwehrreihen ließen gar nichts anbrennen. Nach zwölf Minuten hätte Özil, der prima von Klose bedient worden war, die Führung machen können. Der Real-Spielmacher scheiterte aber an Romero. Immerhin hatte die DFB-Elf die Schwachstelle der Gauchos entdeckt: Über die linke Seite konnten immer wieder Lücken gerissen werden - Bender (18.) und Müller (19.) sorgten für Furore. Romero geriet allerdings ebenso wenig in ernsthafte Gefahr wie sein Gegenüber Zieler.
Löw musste allerdings früh wechseln, nachdem sich Hummels bei einem Zusammenprall mit Higuain eine Halswirbelverrenkung zugezogen und signalisiert hatte, dass er runter muss - Höwedes kam rein (25.). Danach wurde die Partie noch lebhafter und chancenreicher. Zuerst prüfte Rojo Zieler per Kopf (26.), dann wurde Reus' Gewaltschuss auf der Gegenseite von Fernandez geblockt (28.). Zwei Minuten später tauchte Sosa plötzlich völlig frei im deutschen Sechzehner auf und wurde dort von Zieler von den Beinen geholt. Bitter: Elfmeter und Rot wegen Notbremse! Im 864. Länderspiel kassierte damit erstmals ein deutscher Nationaltorwart einen Platzverweis. Ter Stegen wurde eingewechselt, musste gleich einen Kaltstart hinlegen und das gegen Messi, der zum Elfmeter bereit stand. Dem Gladbacher gelang ein Traumeinstand, denn er parierte direkt den zugegeben ziemlichen schwachen Schuss des Weltfußballers (32.).
Khedira im Pech - Deutschland gerät auf die Verliererstraße
Auf der Jagd: Reus gegen Fernandez (re.). Getty Images
Zehn Minuten später brach Schmelzer in den argentinischen Strafraum ein und passte quer nach innen, wo Klose aber einen Hauch zu spät kam und die Führung verpasste. In der Nachspielzeit netzte Khedira ein, allerdings ins falsche Netz. Der Madrilene hatte bei einer Ecke riesiges Pech und beförderte das Leder unglücklich ins eigene Tor (45.+1). Mit dem knappen Rückstand ging es kurz darauf zum Pausentee.
Während Löw sein Team zur Pause unverändert ließ, brachte Argentiniens Coach Alejandro Sabella Aguero für Sosa. Den besseren Start erwischte Deutschland, das über Reus fast den Ausgleich erzielt hätte. Der Dortmunder scheiterte jedoch aus der Distanz am rechten Pfosten (49.) und musste dann miterleben, wie der "Floh" zustach: Higuain setzte sich auf der linken Seite durch und bediente von der Grundlinie aus Messi, der trocken aus 15 Metern ins linke Eck vollendete (52.).
Das war der Nackenschlag für die DFB-Elf, die in der Folge von den nun sehr routiniert auftretenden Gauchos phasenweise dominiert wurde. Dennoch: Deutschland bewies Moral und kämpfte weiter aufopferungsvoll - der eingewechselte Schürrle stellte Romero auf die Probe (68.). Kurz darauf der nächste Rückschlag: Di Maria packte aus 30 Metern den Hammer aus und drosch das Leder fulminant in die Maschen (73.). Trotz des klaren Rückstandes steckten die Löw-Schützlinge nicht auf und suchten weiter mutig den Weg nach vorne - und dieser Einsatz sollte belohnt werden: Höwedes stand bei einer Flanke von rechts goldrichtig und markierte per Kopf den 1:3-Ehrentreffer (81.).
Auf beide Teams warten nun wieder Aufgaben in der WM-Qualifikation. Deutschland empfängt am Freitag, den 7. September, die Färöer Inseln, Argentinien hat am selben Tag Paraguay zu Gast.