Nationalelf

Sogar Uli Hoeneß verblüfft

"Neuer Podolski" ein Modell der Zukunft?

Sogar Uli Hoeneß verblüfft

Voller Einsatz: Lukas Podolski überzeugte gegen Zypern in neuer Rolle.

Voller Einsatz: Lukas Podolski überzeugte gegen Zypern in neuer Rolle. dpa

Dass Uli Hoeneß (55) diese - vollkommen berechtigte - Relativierung vornehmen würde, war selbstredend. So sprach der Bayern-Manager bei der Beurteilung von Lukas Podolski (22) am Sonntag zum kicker: "Dennoch war es eben nur Zypern." Eine Form der Geringschätzung bedeutete das aber keinesfalls. Vielmehr bekräftigte auch Hoeneß, Podolski habe "sehr gut" gespielt, "sehr engagiert" und dabei "alle anderen überragt".

All das in ungewohnter Rolle als linker Mittelfeldspieler. "Ich war überrascht, dass er dort dermaßen gut zurechtkam", gesteht Hoeneß. Ein Experiment von Bundestrainer Joachim Löw (47), das Podolski die ideale Bühne gab, um zu demonstrieren, woran manche gezweifelt hatten: Seine Lernfähigkeit. Sicher bleibt es schwer vorstellbar, dass sich Podolski gegen irgendein Bundesliga-Team genauso erfolgreich hätte in Szene setzen können. Doch bewies der Angreifer grundsätzliche Fortschritte, die mit der Qualität des Gegners nichts zu tun haben - sondern allein mit seiner eigenen. Die Diskussion um mangelndes taktisches Verständnis bzw. die richtigen Laufwege hatte auch Podolski-Fürsprecher Löw mit geführt. Im Gespann mit Philipp Lahm bewies Podolski nun erstaunliche Sicherheit in den Automatismen, die binnen nur drei Tagen einstudiert worden waren. Dass der Stürmer Podolski während einer Partie zu oft abtauche, ist ein weiterer Vorwurf, der ihn seit Jahren begleitet. Als Mittelfeldspieler zeigte er nun permanent Präsenz, ging auch die nötigen defensiven Wege bis zum Ende voller Leidenschaft. Ja, selbst Hoeneß kürzlich erhobene Forderung, er müsse "auch mal böse werden", setzte Podolski um: Er rieb sich noch in giftigen Duellen auf, als der Sieg längst feststand.

So gesehen brachte die neue Rolle einen "neuen Podolski" hervor - also ein Modell mit Zukunft? "Man kann nicht nach einem Spiel von einer neuen Position sprechen und davon, dass alles wieder gut ist", urteilt Podolski selbst. Keine Spur von Beweihräucherung oder Realitätsflucht - auch diese Lektion scheint verstanden. Gegen Wales wird Podolski wohl wieder im Sturm beginnen, mit WM-Partner Miro Klose (erstmals seit dem 4:1 in der Slowakei am 11. Oktober 2006).

Bleibt die Frage, warum Podolski im DFB-Trikot generell so oft wie verwandelt wirkt? "Ich fühle mich hier immer wohl, habe das Vertrauen des Trainers", erklärt er. Um gleich anzufügen: "Das Vertrauen fehlt mir auch in München nicht, aber da spiele ich ja nicht so viel." Freilich: "Auch bei uns ist Lukas klar auf dem aufsteigenden Ast", betont Hoeneß. Auch das stimmt, wie die Leistungen im UEFA-Cup gegen Bolton und im DFB-Pokal gegen Gladbach (kicker-Noten 1,5 und 2) belegen.