Nationalelf

Wiese müsste die Nummer zwei sein

kicker-Kolumnisten-Kreis: Thomas Berthold

Wiese müsste die Nummer zwei sein

Thomas Berthold

Thomas Berthold imago

Das wars. Nach dem 2:0-Sieg am Samstag hat die deutsche Elf die Qualifikation für die EURO 2008 so gut wie in der Tasche, zumal uns die Slowakei den Gefallen getan hat, Irland ein Unentschieden abzutrotzen. Es war ein ungefährdeter Erfolg gegen einen allerdings schwachen, zweitklassigen Gegner. Im Nachhinein muss ich sagen: Kein Wunder, dass sich Wales letztmals 1958 für ein großes internationales Turnier qualifizieren konnte.

Jens Lehmann im deutschen Tor wurde so gut wie nicht gefordert, doch er muss auch nichts mehr beweisen. Für mich ist klar, dass er auch bei der EURO im nächsten Jahr die Nummer eins sein wird, egal, wies beim FC Arsenal mit ihm weitergeht. Bei großen Klubs ist es nun mal so, dass auch in der zweiten und dritten Reihe starke Torhüter stehen; wenn sich die Nummer eins verletzt, kanns schon mal passieren, dass der Ersatzmann nach starken Leistungen erst mal im Tor bleibt. Doch in der Nationalmannschaft führt an Lehmann kein Weg vorbei, zumal sich der beste Torhüter der Bundesliga wohl selbst endgültig aus dem Rennen genommen hat: Tim Wiese. Geht es allein nach Leistung, müsste der Bremer längst die deutsche Nummer zwei sein; Timo Hildebrand sitzt in Valencia auf der Bank, Robert Enke spielt mit Hannover irgendwo im Niemandsland der Bundesliga und kann sich international nicht auszeichnen. Wiese hingegen hat zuletzt in der Champions-League-Qualifikation wieder überragend gehalten und ich kann ihn verstehen, wenn er den Bundestrainer fragt, was eigentlich Leistung zählt. Allerdings hätte er sich besser ausdrücken und auf die Angriffe gegen Kollegen verzichten müssen.

Auch Michael Ballack bleibt in der Nationalelf gesetzt. Dass José Mourinho ihn für die Champions-League-Gruppenphase nicht berücksichtigt hat, sehe ich zunächst einmal ganz nüchtern: Ein Trainer muss die Spieler nominieren, die wirklich fit sind. Dass es für Michael schwer wird in dieser Saison, steht auf einem anderen Blatt. Im neuen 4-3-3-System Chelseas sind im Mittelfeld Typen wie Essien oder Lampard gefragt, Spieler, die eine andere Athletik als Ballack mitbringen und ein anderes Tempo gehen.

Der kicker-Kolumnistenkreis: Thomas Berthold, Fredi Bobic, Marco Bode, Giuseppe Bergomi, Thomas Helmer, Bernd Heynemann, Morten Olsen, Bernd Schuster, Uli Stielike, Joachim Streich, Olaf Thon, Rudi Völler, Arsène Wenger und Marc Wilmots