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"Signal" verpasst: Löw räumt eigene Fehler ein

Bundestrainer meldet sich nach dem 4:4 zu Wort

"Signal" verpasst: Löw räumt eigene Fehler ein

An die eigene Nase gefasst: Joachim Löw fühlt sich für das Remis gegen Schweden mitverantwortlich.

An die eigene Nase gefasst: Joachim Löw fühlt sich für das Remis gegen Schweden mitverantwortlich. imago

Die Schlussphase gegen die Schweden in Berlin - das Turbulenteste, was es von einer deutschen Mannschaft seit langer Zeit zu sehen gab. In nur 28 Minuten verspielte Deutschland einen 4:0-Vorsprung. Hätte man das Unheil kommen sehen können? Löw reagierte jedenfalls nach dem 2:4 mit einem Wechsel, brachte in der 57. Minute Götze für Müller, nach dem 3:4 Podolski für Reus (88.). Der dritte Wechsel fiel flach. Ein Fehler, wie Löw nun eingestand. Er könne die Diskussionen "absolut" nachvollziehen: "Ich konnte auch nicht glauben, dass das Spiel kippt. Ich hätte in der Schlussphase mit einer Auswechslung ein Signal an die Mannschaft senden und noch etwas stoppen können. So etwas habe ich in 20 Jahren auch noch nicht erlebt. Daraus lerne auch ich."

Inzwischen hat Löw das Spiel auch halbwegs verarbeitet und seine Lehren gezogen - vor allem, was die Defensive betrifft. Denn die wurde in der Vergangenheit allzu häufig vernachlässigt. "Der Stachel sitzt jetzt nicht mehr so tief, weil wir natürlich darüber gesprochen haben und Lösungen finden müssen. Die Erkenntnis ist: Dieses unglaubliche Offensivpotenzial führt fast zwangsläufig auch zu Schwächen. Und diese Schwächen sind nicht erst jetzt, sondern schon im gesamten Jahr in Erscheinung getreten."

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Dass das Unmögliche noch passieren konnte, ließ zudem die Diskussion um die Führungsspieler in der DFB-Elf wieder aufleben. "Wo sind die Kerle?", fragte unter anderem Weltmeister Jürgen Kohler im kicker (Donnerstagausgabe). Auch Ex-Nationaltorwart Toni Schumacher ("Gerade von den erfahrenen Spielern muss mehr kommen") und Olaf Thon ("Kein einziger Führungsspieler zu sehen, der das Spiel an sich gerissen hätte") schlugen in die gleiche Kerbe. Seine Mannen nahm Löw aber in Schutz. Auch er habe sich in den letzten 30 Minuten des Schweden-Spiels gewünscht, "dass wir genau dann, wenn die spielerische Ausrichtung nicht mehr so stimmt, auch ein positives, aggressives, dominantes Auftreten unter Druck zeigen. Wir hätten diesem Druck standhalten können. Wir alle." Es gelte nun, "daran zu arbeiten".

Da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen, dass wir an Lösungen arbeiten, dass wir nicht mehr in solche Situationen kommen."

Joachim Löw über das 4:4 gegen Schweden

Der häufig geforderte Leitwolf, ein Typ der Marke Matthäus, Effenberg oder van Bommel, ist nicht in Sicht, das weiß auch Löw. Doch darin sieht er auch Vorteile. "Wir haben gute Führungsspieler. Da gehört ein großes Können und eine Akzeptanz bei den Mitspielern dazu. Wenn man meint, dass uns derjenige fehlt, der dazwischenhaut, auf Freund und Feind einschlägt, um etwas zu bewegen, den haben wir nicht. Darüber bin ich aber auch nicht böse, weil solche Spielertypen können auch mal viel kaputt machen. Da ist dann der Schaden größer." Vielmehr sprach Löw seiner Mannschaft ein Lob aus. "Das ist eine unglaublich spannende Aufgabe mit diesen hervorragenden Spielern mit charakterlicher Klasse. Deswegen freue ich mich wahnsinnig, dass ich mit solchen Spielern arbeiten kann."

Seinen Führungsstil wird der Bundestrainer aber auch in Zukunft nicht ändern. "Ich halte nichts von einem Ton wie auf dem Kasernenhof. Wir setzen auf Kommunikation, natürlich geben wir die Richtung vor. Das haben wir die letzten Jahre auch kompromisslos gemacht, wenn es um die sportlichen Dinge ging. Daher bin ich von unserem Weg weiter überzeugt, den wir weiter gehen werden, ohne blind für Verbesserungen zu sein. Festzuhalten bleibt: Diese Mannschaft hat sich trotz allem hervorragend entwickelt", erklärte der Bundestrainer.

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