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Lahm entschuldigt sich - und bleibt DFB-Kapitän

Nach Kritik-Flut an Buch-Aussagen

Lahm entschuldigt sich - und bleibt DFB-Kapitän

Fühlt sich missverstanden: Autor Philipp Lahm.

Fühlt sich missverstanden: Autor Philipp Lahm. Getty Images

"Ich wollte Rudi Völler, Jürgen Klinsmann und andere Personen selbstverständlich nicht persönlich treffen oder gar beleidigen", wird Lahm am Donnerstagnachmittag in einer Pressemitteilung, die von seinem Berater Roman Grill versendet wurde, zitiert. "Vielmehr wollte ich, wie aus der Lektüre meines Buches zweifelsfrei hervorgeht, ehrlich meine Meinung über die Arbeit unter unterschiedlichen Trainern und zu verschiedenen Zeiten schildern." Dies erscheine ihm in der derzeitigen Diskussion "verkürzt und überzogen rübergekommen" zu sein, so Lahm weiter: "Das tut mir leid. Für Missverständnisse, die auf diese Weise entstanden sind, entschuldige ich mich hiermit bei allen Beteiligten." Einer der wenigen (Ex-)Trainer, der von Lahms Kritik weitgehend verschont bleibt, ist Joachim Löw, Lahm lässt sich in seinem Buch "nur" über den Teamgeist bei der EURO 2008 aus ("zerstrittener Haufen"). Trotzdem wurde schnell die Frage laut: Kann ein Spieler, der so offen über ehemalige Trainer herzieht, Kapitän der Nationalmannschaft bleiben?

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Lahm muss zum Rapport

Der DFB ließ sich mit einer Reaktion zunächst Zeit, erst sollte das gesamte Werk inspiziert werden. Am Donnerstagnachmittag dann, kurz nachdem Lahm zurückgerudert war, ließ der Verband verlauten, dass der Außenverteidiger sein Kapitänsamt behalten werde. Es sei "nach Bewertung des gesamten Buches" nie ein Thema gewesen, "Philipp als Kapitän abzusetzen, wie das schon von einigen spekuliert wurde", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.

Dennoch wurde Lahm zum Rapport bestellt, kommende Woche beim Treffpunkt der Nationalelf vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich soll er sich mit der Sportlichen Leitung und dem Spielerrat zusammensetzen.

Im konkreten Fall ist Philipp an Grenzen gestoßen.

Oliver Bierhoff

Denn, so monierte Bundestrainer Löw: "Es gibt einige Passagen in dem Buch, die mir nicht gefallen, weil hier ein junger Spieler einige Trainer, die lange und erfolgreich gearbeitet haben, öffentlich kritisiert. Auch darüber werden wir in der kommenden Woche sprechen." Auch Bierhoff tadelt dezent: "Wir wollen zwar mündige Spieler, die auch mal klar ihre Meinung sagen. Im konkreten Fall ist Philipp allerdings an Grenzen gestoßen."

In Sachen Völler, dessen Methodik als Bundestrainer Lahm harsch angegangen war ("Lustig, ja, und völlig unsystematisch"), wurde der DFB deutlicher: "Rudi hat uns nach der EM 2000 in einer extremen Notsituation geholfen und trotz vieler Probleme eine großartige Arbeit geleistet, davor muss man heute noch den Hut ziehen. Insofern sind Philipp Lahms Einlassungen völlig unangemessen und zurückzuweisen", sagte Generalsekretär Wolfgang Niersbach.

Stanislawski: "Zu viel Freizeit"

Aus der Bundesliga hatten sich die negativen Töne zu Lahms Veröffentlichung in den vergangenen Tagen gehäuft: "Man kann nur froh sein, dass man nicht Teammitglied von Philipp Lahm ist, weil man nicht weiß, was in den nächsten fünf Jahren veröffentlicht wird", meinte etwa Leverkusens Trainer Robin Dutt. Und Kollege Holger Stanislawski (Hoffenheim) schimpfte: "Es ist für mich unfassbar, wenn so negativ über Kollegen gesprochen wird. Offenbar haben die Leute, die das tun, zu viel Freizeit oder ihr eigenes Leben ist zu uninteressant."