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Löw und das Ende der Gelassenheit

Bis September stehen Grundsatzentscheidungen an

Löw und das Ende der Gelassenheit

Gelöster Löw: Noch ist Zeit für lockere Spielchen, doch nach Dänemark warten Grundsatzentscheidungen auf den Bundestrainer.

Gelöster Löw: Noch ist Zeit für lockere Spielchen, doch nach Dänemark warten Grundsatzentscheidungen auf den Bundestrainer. picture-alliance

Die am heißesten diskutierte Frage ist sicherlich die Entscheidung hinsichtlich des zukünftigen Spielführers. Die Sachlage: Michael Ballack ist der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Philipp Lahm war der Kapitän der deutschen Mannschaft bei der WM. Weil dem Münchner das Amt Spaß macht, will er es nicht hergeben und machte dies auch während des Turniers in Südafrika öffentlich. Löw sagte, Lahms Aussagen seien abgestimmt gewesen, insofern sah der Bundestrainer wohl wenig Irritierendes. Nun kündigte Löw "mit den Beiden ernsthafte und seriöse Gespräche" an. Ausgang offen.

Kapitän Ballack? Spieler Ballack?

Dabei ist die Frage nach dem Kapitänsamt nur der extrem plakative Rahmen einer Diskussion, die Löw vielmehr umtreiben dürfte. Nämlich die Frage, wie Ballack als Fußballspieler und bis dato unangefochtener Platzhirsch in die WM-Gruppe zurück-integrierbar ist. In seinem Bereich tummeln sich die hoffnungsvollsten deutschen Talente wie Müller, Özil, Khedira und auch Kroos, die sich allesamt am Emotional-Leader Bastian Schweinsteiger anlehnen. Löw sagt, dass er sich "auch konzeptionell einige Dinge überlegen" müsse, wie er "die nächsten zwei, drei oder vier Jahre angehen werde". Dass in dieser Thematik ungeheurer Sprengstoff steckt, zeigt auch die Aussage Karl-Heinz Rummenigges: "Wir nehmen den Lobbyismus in Leverkusen für Ballack schmunzelnd zur Kenntnis. Das haben wir beim FC Bayern für Lahm nicht nötig. Ich habe keine Bedenken, dass Bundestrainer Löw die richtige Entscheidung fällen wird", so der Vorstandschef des FC Bayern am Mittwoch.

Spielersteckbrief Ballack
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"Wir nehmen den Lobbyismus in Leverkusen für Ballack schmunzelndzur Kenntnis. Das haben wir beim FC Bayern für Lahm nicht nötig."

Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge

Noch kann der Bundestrainer diese Entscheidung schieben, wie angekündigt "ernsthafte Gespräche" führen, doch spätestens zum ersten EM-Qualifikation-Doppelpack am 3. September (in Belgien) und am 7. September (gegen Aserbaidschan) muss er handeln. Und das wird er auch.

Neuer oder Adler oder Wiese?

Eine ebenso schwierige, wenn auch weniger schlagzeilen-trächtige, Diskussion gibt es um den Posten im Tor der DFB-Elf. Die Sachlage: René Adler war die Nummer 1, auch weil er in den wichtigen WM-Qualifikationsspielen gegen Russland (2:1, 1:0) ein großer Rückhalt war. Dann verletzte sich der Leverkusener unmittelbar vor der WM, und Manuel Neuer nutzte die Chance in eindrucksvoller Manier. Hinzu kommt mit Tim Wiese ein dritter Herausforderer, der nun in Kopenhagen "sein" Spiel bekommt, nachdem er das kleine Finale in Südafrika verletzungsbedingt streichen musste.

Aktuell dürfte der Schalker die Nase vorn haben, der sich in dieser Spielzeit mit den Königsblauen wieder in der Champions League präsentieren darf. Adler räumte zuletzt ein, dass sein Konkurrent "jetzt Vorteile hat. Aber natürlich ist es mein Ziel, wieder anzugreifen". Auch diesbezüglich wird der Bundestrainer bis Anfang September eine grundsätzliche Entscheidung treffen müssen.

Sieben Kandidaten für einen Platz

Im Sturm herrscht nach der Rückkehr von Patrick Helmes auch eine enorme Konkurrenz, zumal Löw ganz offensichtlich weiterhin am liebsten im 4-2-3-1-System mit nur einem Stürmer agieren lassen will. Die Kandidaten heißen neben Helmes Miroslav Klose, Mario Gomez, Cacau und Stefan Kießling, erweiterbar durch die stürmenden Mittelfeldspieler Thomas Müller und Lukas Podolski. Gomez erwartet nun in Kopenhagen ein echter Härtetest, nachdem der Bundestrainer dem Münchner mit auf dem Weg gab, dass "für ihn eine neue Phase beginnt, wo er seine Qualitäten zeigen kann und muss".

Wenn am Mittwochabend das Spiel in Kopenhagen abgepfiffen ist, beginnt für Löw der Entscheidungs-Countdown - vornehmlich in der K-Frage und in der T-Frage. Und dann wird es auch mit der nun zur Schau gestellten Gelassenheit vorbei sein. Wie selbst gesagt, es stehen "seriöse und ernsthafte Gespräche" an.