kicker-Kolumnist und DDR-Rekordnationalspieler Joachim Streich. imago
Die damalige Entscheidung des Nationaltrainers war gerechtfertigt und nachvollziehbar. Es geht nicht, dass ein Spieler sein Team aus Enttäuschung - vorsätzlich oder nicht - verlässt. Aber: Kuranyi wurde bestraft, Kuranyi hat seinen Fehler eingesehen, Kuranyi hat sich entschuldigt. Jetzt sollte Schluss sein mit persönlichen Eitelkeiten! Löw könnte hier ein Stück weit Größe beweisen und souverän genug sein, seine Entscheidung zu korrigieren. Kein Fan würde ihm Schwäche vorwerfen, er würde sein Gesicht nicht verlieren.
Es geht um den deutschen Fußball und die Krone im Weltfußball, alles Vertretbare muss dem Erfolg untergeordnet werden. Der Nationalcoach hat die Pflicht, die Besten zu nominieren. Und seien wir ehrlich: Es ist unmöglich, sportliche Argumente zu finden, die gegen eine Nominierung des 28-Jährigen sprechen. Löw kann sich angesichts der Leistung und Form seiner anderen Angreifer nicht leisten, Kuranyi zu Hause zu lassen. Wenn der beste deutsche Stürmer bei der WM fehlt, wird die Kritik bei einem mäßigen Abschneiden entsprechend ausfallen. Es liegt eine hohe Brisanz in dieser Angelegenheit.
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Auch die Regelung des passiven Abseits erhitzt derzeit die Gemüter. Wer bitte soll die entsprechenden Situationen in Bruchteilen von Sekunden verstehen und auch noch fair bewerten? Natürlich ist es gerade das Schöne am Fußball, wenn Stürmer im Rahmen des Regelwerks auf eine bessere Ausgangslage spekulieren und mit Fehlern des Gegners rechnen. Aber das Ganze muss einheitlich geregelt sein, darf nicht Woche für Woche mehr Fragen und Antworten aufwerfen. Für mich ist es unverständlich, das Gekas-Tor nicht zu geben. Punkt.
Noch ein paar Worte zur Liga. Ungewöhnliche Ergebnisse, Spannung im Titelrennen, Nervenkitzel im Kampf um die internationalen Plätze, Aufregung im Abstiegskampf. Wir werden ein Finale erleben, das alle Fans begeistert. Die Bundesliga lebt und überrascht immer wieder. Es wäre schön, wenn man das demnächst auch von Joachim Löw behaupten könnte.
